Elektroauto: Wer ist schuld an den Mrd. Verlusten der Hersteller?

Der Widerspruch ist offensichtlich: Milliarden Verluste bei Herstellern. So die oft pauschale Darstellung und Verbreitung der Information. Gleichzeitig erleben viele Interessenten von alternativen Antrieben lange Lieferzeiten, die bereits heute bis weit ins Jahr 2021 gehen. Was ist da los? Es ist, so erzählen uns das Händler verschiedener Marken, “Kaum noch vermittelbar” und in der Tat steckt mehr dahinter als die Schuld nur bei anderen zu suchen.

Foto: emobicon

Das Thema verpennt, dazu kommt ein Einbruch der Nachfrage und das nicht erst seit CORONA, sondern schon weit vorher. Niedersachsens Ministerpräsident Weil fordert Hilfen – mal wieder, dabei wird das kein Problem lösen, die Nachfrage nicht ankurbeln. Natürlich ist Druck da – hundert tausend Jobs stehen auf der Kippe – auch das war vorher schon klar.  Geld hilft nicht (mehr) sondern die Beschleunigung anderer Massnahmen. Und zwar schon längst.

Förderfähig ist der Erwerb (Kauf oder Leasing) eines neuen, erstmals zugelassenen, elektrisch betriebenen Fahrzeuges gemäß § 2 des Elektromobilitätsgesetzes, sowie der Erwerb eines Elektrofahrzeuges bei der zweiten Zulassung im Inland.

Zusätzlich ist der Erwerb eines akustischen Warnsystems (AVAS) förderfähig, welches zum Zeitpunkt des Erwerbs serienmäßig vom Hersteller oder durch eine autorisierte Werkstatt in ein gemäß dieser Richtlinie zu förderndes Fahrzeug eingebaut wurde. Alles zur Förderung bei emobicon.de

Zu lange geschlafen – zu lange ignoriert

Wenn es weniger Nachfrage nach einem Produkt gibt,  mache ich was ? Ich stelle weniger von diesem Produkt her, oder stelle andere Produkte her. Soweit so normal. Nicht aber bei den Autobauern. Sie haben lange Zyklen und sehen jetzt: Es läuft nicht mehr. Corona hat es verdeutlicht. Das Problem liegt tiefer und das Problem ist lange bekannt.

Belächelt und nicht ernst genomen wurden die Anzeichen und Vorzeichen der Veränderung. Das Thema Klima, die EU Vorgaben, das veränderten Verhalten zeigen das deutlich auf. Zu spät das Umschwenken auf alternative Antriebe. Erst der immer grössere Erfolg von TESLA zeigte auf: Wir müssen was tun. Aber wie und wie schnell?

Und auf einmal war sie da: Die erhöhte Förderung für Elektrofahrzeuge – dazu die Senkung der Mehrwertsteuer – zumindest hier funktioniert der Anreiz deutlich. Aber Fahrzeuge die nicht lieferbar sind und die ewigen Ankündigungen – sie sind nicht mehr vermittelbar und immer unglaubwürdiger. Der Druck ist gewaltig – die Politik soll es nun richten.

Die Politik will Abrack – und Recycling Prämien

So will Ministerpräsident Weil aus Niedersachsen (Volkswagen) eine Art Abwrackprämie und Bayerns Ministerpräsident Söder (BMW / Audi nennt es “Recycling” Prämie. Welche Idiotie. Sie kann nicht zielführend sein.

Was bringt es denn? Nichts. Der Absatz könnte kurzzeitig ansteigen – und dann? Die Abwrackprämie, die es mal gab zeigte: Der kurzzeitige Effekt verschiebt nur das Problem – denn der Kern bleibt. Auf deutsch: Es ist nicht vermittelbar und widerspricht allen Anstrengungen im Klimaschutz und in den Vorgaben der EU Kommission. Es wird keinen Arbeitsplatz retten.

Und weil die langen Lieferzeiten für Stromer nunmal da sind, soll die laufende Produktion durch Subventionen gestützt werden. Auch Analysten sagen deutlich. Es bringt nichts. Die Krise verstärkt  nun einen länger Abwärtstrend, der sich schon länger abgezeichnet habe. Hohe Investitionen in Elektrifizierung und Digitalisierung, Handelsstreitigkeiten und eine schwache Konjunkturentwicklung hätten die Margen unter Druck gebracht. Nun steht eine lange Durststrecke bevor, Investitionen müssten auf den Prüfstand, Überkapazitäten abgebaut werden. Eine nötige Konsolidierung beschleunigt sich und klar ist auch:  Diese Krise werden nicht alle Autohersteller überleben. Das hört man immer öfter. Selbst das Ausland kann nicht uneingeschränkt helfen. Zwar steigen die Fahrzeugabsätze in China wieder – offensichtlich zu wenig und nicht nachhaltig um davon zu profizieren. Corona als Risiko für eine längere Zeit schafft weitere Unsicherheiten.

Die Probleme klassischer Autobauer

Daimler, Volkswagen, Renault, BMW. Nur ein paar Beispiele. Die Verluste spiegeln die Probleme fast aller klassischen Autohersteller wider. Um die Schwierigkeiten zu meistern, müssten die Konzerne stärker kooperieren, vielleicht sogar Allianzen oder Fusionen eingehen, aber sie tun sich schwer damit.

Für Hersteller Daimler gebe es sogar drei mögliche Partner und sogar Versuche gab es schon: BMW mit ähnlich vornehmem Premium-Image. Kooperationen mit Renault und Nissan waren mal Thema, aber in der Kleinwagen Sparte Smart geht man nun neue Wege.

Zu wenig Akkuzellen für zu viel Nachfrage

Die Produktionskooperation mit Renault endet – der Elektro Kleinwagen Smart wird ab 2022 von Geely in Kooperation in China gebaut. Und das, obwohl es mit beiden Konzernen von Renault und Daimler bereits wechselseitige Aktien-Beteiligungen gibt.

Was fest steht: Zu viel Personal in zu vielen Fabriken. Das soll sich ändern. So ist die Rede davon dass Daimler, BMW, Volkswagen zehntausende Jobs abbauen wollen. Wolen reicht aber nicht – sie werden es tun müssen. Welcher Jobabbau bei Zulieferern bereits geplant ist, lässt sich jetzt aber nur schätzen. Neue Antriebe erfordern meist ein völliges Umdenken. In der Konstruktion, im Bau von Fahrzeugen, aber auch im Vertrieb der Modelle. Dazu kommt der immer höhere Einsatz von Software – keine Stärke deutscher Hersteller.

Hauptprobleme sind aber offensichtlich die alternativen Antriebe und das Thema AKKU. Man bemüht sich, so die Analyse von Experten. Aber es reicht nicht. So schätzt man den Verlust durch nicht verkaufte und nachgefragte Modelle mittlerweile auf einen Millardenbetrag. Sie sind schlicht nicht ausreichend vorhanden – die Akkus für die Stromer. Auf der anderen Seite unterstützt die Politik den Verkauf von Plug in Hybriden – meistens eine Mogelpackung im Verbrauch und damit CO2 Ausstoss. Dabei stützt die richtige Förderung deutlich, wie aktuell die Elektromobilität.

Ein Aspekt muss aber auch erwähnt werden: Elektromobilität wird auch dafür genutzt werden die ganze Mobilität umzubauen. Es geht auch hier um klassische Machtverhältnisse, denn ein Fahrzeug wird künftig Mittel zum Zweck. Die Frage der Energie könnte ein entschiedener sein. Second Life, bidirektionales Laden, Einbindung erneuerbarer Energien. Nur TESLA, der auch kein klassischer Autobauer ist, hat verstanden. Er wird auch in der Wirtschaft so gesehen, aber bei den Autobauern ist das Thema noch zu zaghaft. Dabei bietet es enorme Chancen. Die Politik wollte Wasserstoff puschen. Für die Industrie geeignet – in der individuellen Mobilität kaum. Zu ineffizient, zu teuer – auch deshalb haben sich die Hersteller von diesem Thema verabschiedet.

Es wird nicht mehr wie es war

Schauen wir uns die Realität an. Wird es einen Aufschwung geben? Ja, es wird besser – sicher – aber in keinem Fall mehr wie es war. So erwartet man im dritten Quartal 2020 eine Erholung und dann ? Die Zulassungszahlen werden in 2020 deutlich verfehlt – weltweit.

Der Trend zu alternativen Antieben wird verstärkt werden und Autobauer müssen hier schneller umschwenken. Fahrzeughersteller – wie auch die Energiewirtschaft wissen seit langem, dass das jahrzehntealte Modell steten Wachstums mit konventioneller Technik keinen Bestand haben kann. Milliarden stecken sie, obgleich ziemlich spät, in Alternativantriebe wie E-, Hybrid- oder Brennstoffzellen-Motoren und Forschungen zu synthetischem Sprit. Hinzu kommen Digitalisierung und Vernetzung, wobei IT-Riesen aus den USA und Asien weiter übermächtig sind.

Es heisst aber auch, dass man dem verändertem Mobilitätsverhalten – hin zu immer mehr Alternativen rechnung tragen muss. So wird die Verkehrswende, der Umbau von Regionen, ganzen Metropolen auch hier Folgen aufzeigen.

Wir sind im Umbau der Mobilität und der Energiewende – das erfordert neues Denken und geht nicht einher mit verlusten. Auf der anderen Seite bietet es Chancen, die heute aber zu selten gesehen werden. Denn auch in der neuen Mobilität wird es neue Jobs geben. Tesla macht es vor und will rund 10.000 Jobs im Automobilbau in Deutschland schaffen.

Die Milliardenverluste sind Teil des Wegsehens und Teil einer Veränderung, die man nicht glauben wollte. Jetzt, verstärkt durch Corona, das veränderte Verhalten und die vielen Faktoren wie Klimawandel, CO2 Richtlinien, Mobilität – und Verkehrswende wird deutlich wie sehr man alle Anzeichen missverstanden hat. Man wiegte sich in Sicherheit. Das ist vorbei. Man forderte zurecht Veränderungen ein – selbst tut man sich damit aber scheinbar schwer.

Veränderungen im Vertrieb von Fahrzeugen

Was ist mit dem klassischen Händler? Es wird noch geben – aber der Automobilhandel muss sich umstellen. Weg vom reinen Fahrzeugvertrieb, hin zum Dienstleister in der Mobilität. Auch das bedeutet Chancen, denn das wegbrechende Wartungsgeschäft durch Elektrofahrzeuge, die weniger Aufmerksamkeit erfordern wird sich deutlich verändern. Ein Elektrofahrzeug ist eben anders.

Wir schaffen aktuell die Brücke, In unseren Coaching Programmen, aktuell für den Hyundai Automobilhandel erarbeiten wir zusammen mit den Händlern das Thema von morgen. So wird ein regionales ÖKO System immer wichtiger. Das muss als Chance gesehen werden, um zumindest teilweise zu kompensieren, was verloren geht. Das Feedback ist prima, die Verkäufer sind motiviert. Wir als eMobil Experten können erfolgreich aufzeigen wie man sich auf die Veränderungen einstellt und diese nutzen kann.

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