Smart: Verschwindet der kleine elektrische Stadtwagen vom Markt?

Bild: emobicon

Glücklich war Daimler mit seiner Marke Smart nie und schon länger ist klar, dass sich was ändern muss. Geely in China wird Smart als Marke übernehmen und das Werk im französischen Hambach wird verkauft. Der Vertrag mit Renault für den Bau der „grossen“ Variante „Forfour“ läuft ohne hin in 2021 aus. Nun steht der Verkauf des Smart-Werks kurz vor dem Abschluss. Die Gespräche mit dem britischen Petrochemiekonzern Ineos gestalteten sich positiv und sein weit fortgeschritten, teilte Daimler mit. Ineos Automotive hat ein verbindliches Kaufangebot übermittelt. Als erstes hatte die „Automobilwoche“ darüber berichtet. Dem Branchenmagazin zufolge sieht auch Ineos den Kaufprozess auf der Zielgeraden. 

Der Verkauf kommt

Der Daimler Konzern  erklärte, eine Entscheidung könne erst getroffen werden, wenn die Gespräche mit den Arbeitnehmern abgeschlossen seien. Die 2018 angekündigten Investitionen in Höhe von 500 Millionen Euro zur Modernisierung und Erweiterung des Werks seien weitestgehend getätigt worden. Die Bauarbeiten umfassten den Neubau eines Karosserierohbaus, einer Lackiererei sowie die Modernisierung und Umbauten in der Montage.

Das Unternehmen Ineos, welches das Smart Werk übernehmen will und einen eigenen Geländewagen in der Tradition des „Land Rover Defender“ bauen will, hatte vor wenigen Wochen sein Interesse an einer Übernahme der Fabrik in Lothringen, nahe der Grenze zum Saarland, bestätigt. Ursprünglich wollte der vom Milliardär Jim Ratcliffe geführte Konzern den Geländewagen in Wales bauen. 

Daimler hatte zuletzt Anfang Juli angekündigt, das einstige Prestigeprojekt in Hambach im Zuge einer „Optimierung“ des globalen Produktionsnetzes verkaufen zu wollen und damit auf die gesunkene Auto-Nachfrage reagiert. Zunächst sollte die Fabrik an Stelle des Smart Modell ein neues Elektroauto der Baureihe EQ fertigen. Der Smart wird künftig als reines Elektroauto nur noch in China gebaut.

Ein Kleinwagen mit Imageproblem

Die Marke Smart verkauft seit letztem Jahr nur noch Elektroautos. Eigentlich die beste Idee: Ein Kleinwagen für kleine Strecken, insbesondere im urbanen Bereich. Doch es zündet nicht wirklich. Die Folge: Ein Minus bei den Zulassungen mit über 80 Prozent im ersten Halbjahr 2020. Liegt es daran, dass sich kaum was am Fahrzeug geändert hat und man dem technischen Know how hinterher hinkt? Die große Hoffnung für Smart heißt nun China und Geely.

Offiziell heißt es dazu vom Hersteller, dass Smart eine rein elektrische Marke ist und daher kann man die Daten 2020 nicht mit 2019 vergleichen. Funktioniert Smart als Elektrofahrzeug nicht? Wir denken, es hat eher Gründe im Marketing. Wir selber nutzen Smart in unserem Fuhrpark und sind zufrieden.

Nachfrage ist höher als das Angebot

Mit dem Konjunkturpaket und der Senkung der Mehrwertsteuer gab es einen richtigen Push bei der Zulassung von Smart Modellen. Doch, so scheint es, sind die Tage des Stromers gezählt. Das interessante dabei ist aber, dass die Nachfrage deutlich höher zu sein scheint, als das Angebot. Kaum verfügbare Modelle oder lange Lieferzeiten sind aktuell nicht wirklich nachvollziehbar. Interessenten müssen aktuell bis ins nächste Jahr planen. Vorher sind keine Modelle mehr verfügbar. Ein Umstand den man nicht wirklich erklären kann.

Fest steht. Einen Nachfolger wird die aktuelle Smart Generation nicht mehr bekommen. 2022 könnte der „New Smart“ auf den Markt kommen und in Koopertation mit Geely entstehen. Dabei war Smart damals eine Innovation und auch deswegen war es konsequent den Smart als Elektrovariante pushen zu wollen.

Neue Kleinwagen kommen auf den Markt

Der Smart ist schon toll. Flink, kleiner Wendekreis und passt irgendwie in jede Lücke. Aber die Konkurrenz von Kleinwagen ist schon da, oder kommt in Kürze auf den Markt. Der e-up von Volkswagen, der Twingo von Renault – 2 Modelle, die es dem Smart schwer machen sollen. Zumindest haben sie mehr Reichweite als der Smart mit knapp 18 kWh Akku für gut 100 km Reichweite. Aber das reicht meistens für die urbane Mobilität.

Einige behaupten, dass sei nicht mehr konkurenzfähig. Ich sehe das nicht so. Klar ist: Daimler tat für Smart zu wenig. Neuerungen gab es zuletzt wenig und das Facelift allein  bringt nicht viel.

Vorteil war der 22 kW Bordlader der es ermöglichte, dass das Modell in einer Stunde wieder voll geladen ist. Dabei ist der Smart klassisch gesehen technisch ausgereift. Das Problem. Für das was er kann scheint er zu teuer zu sein. Die Konkurenz hat durch besseres Marketing aufgeholt. Mit der Förderung für Elektrofahrzeuge konnte man den Smart für rund die Hälfte des Preises bekommen, im Leasing ab 30 € pro Monat möglich. Das Interesse riesig, auch bei uns.

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Dank Förderung einen Stromer für 0 €?

Klingt gut und lässt die Dollarzeichen in den Augen manchen Gewerbetreibenden  aufleuchten. Einen Elektroauto für 0 €. Die Gier und das „es kann doch nicht sein“ wird nicht mehr wahrgenommen. Fest steht das es bei verschiedenen Händlern solche Lockangebote gibt. Dumm nur, wenn man auf einen geschenkten Gaul reinfällt, weil man bestimmte Fakten ignoriert. Kann man sicher sein die Förderung zu erhalten?

Hat Smart bei Geely eine Chance?

Es ist eine Chance, denn Mobilität verändert sich. Immer höhere Kosten bei Verbrennern, mehr Ökologie und Klimaschutz, gelten als Schlüssel bei der Mobilitäts – und Verkehrswende. Sicher scheint: Ein neues Konzept für den Smart soll die Marke retten und neu aufstellen. Genaues weiss man noch nicht.  Deshalb wird spannend, wie das neue Joint-Venture Daimler-Geely arbeitet und wie die neuen Fahrzeugkonzepte des Smart aussehen werden. Nach Medieninformationen soll es die Zwei Sitzer Variante künftig nicht mehr geben. Schade. So heisst es, dass der Markt für elektrische Mikromobilität von diversen Billigst-Herstellern beherrscht wird – Smart scheint chancenlos. Kleinwagen als Mini SUV scheint der Markt zu wollen, heisst es aus Branchenkreisen. Günstige Stadtwagen, voll elektrisch mit einer einfachen Kostenstruktur.

Der CO2 Fussabdruck bei Daimler ist denkbar schlecht – auch deshalb ist spannend, wie Daimler den Ausgleich finden will. Der CO2 Flottengrenzwert – als Vorgabe, soll unter allen Umständen erreicht werden. Aber mit Hybriden? Die Lücke die Smart jetzt reisst könnte grösser nicht sein, denn die Nachfrage ist aktuell grösser, als das Angebot. Erst in 2021 und 2022 wird Daimler bei vollelektrischen Fahrzeugen neue Modelle auf den Markt bringen. Derzeit behilft man sich mit Plug in Hybriden. 

Smart war wichtig für die CO2-Bilanz

Offen bleibt, wie Daimler den Verlust der Marke Smart bei seiner nicht gerade berauschenden CO2-Flottenbilanz wegsteckt. Denn jedes E-Auto ist in der EU GoldWert, weil es unabhängig von der realen CO2- und Schadstoff-Bilanz der Stromerzeugung immer mit null Gramm CO2 im Flottenmix angerechnet wird. Und da hilft jeder Elektro-Smart. Die Summe der zertifizierten Einzelfahrzeug-CO2-Emissionswerte wird durch die Anzahl der verkauften Neufahrzeuge des Kalenderjahres dividiert. Daraus ergibt sich ein CO2-Flottendurchschnitt auf „Pool“-Ebene für das Kalenderjahr.

Schon zu Verbrenner-Zeiten senkte Smart den Schnitt bei Daimler. Den Hambach-Mini gab es zeitweise sogar mit einem sparsamen Dieselmotor. Allerdings braucht es für den Flotten-Effekt natürlich eine ausreichende Anzahl von verkauften Modellen. Künftig will Daimler diese Lücke mit eigenen Stromern und für den Übergang mit zahlreichen neuen Plug-In-Hybridmodellen schließen. So gibt es eine sehr große Nachfrage nach den Hybridmodellen der MercedesA-Klasse.

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