Ladeinfrastruktur: Immer mehr Ladesäulen – aber reicht das?

Ladeinfrastruktur: Immer mehr Ladesäulen - aber reicht das?

Bild: emobicon®

Es täuscht nicht. Immer mehr Elektrofahrzeuge kreuzen den Weg, wenn ich unterwegs bin. Und immer öfter gibt es Ladesäulen und damit wird es immer leichter dort Strom nachzuladen, wo man verweilt. Öffentliche Ladesäulen gibt es auf immer mehr Parkplätzen, in vielen Parkhäusern, an zentralen Plätzen der Innenstadt, auf dem Parkplatz vieler Supermärkte, an Tankstellen oder entlang der Autobahnen. Öffentliche Ladesäulen sind wichtig und richtig. Derzeit gibt es aber kein einheitliches Konzept. Einige wenige Anbieter haben eine eigene Strategie. Diese wird aber für die Fläche nicht ausreichen. Knackpunkt sind viele Dinge wie Zugang, Roaming und Kosten. Auch bei Privathaushalten steigt die Anzahl der Ladestationen, auch dank KfW oder Länderförderungen. Die meisten sagen: Das reicht nicht. Ist das so?

 

Die Zahl von Elektrofahrzeugen und Ladesäulen steigt

Ich frage den Bordcomputer, eine Lade App und schon bekomme ich immer öfter viele Ladestationen angezeigt, die es mir ermöglichen Strom nachzuladen. Oft reicht es aber auch mit offenen Augen zu fahren, denn sie sind immer sichtbarer: Ladesäulen. Fest steht, dass die Zahl der Ladesäulen kontinuierlich zunimmt. Dabei ist es besonders in Städten sichtbar und da, wo viel Verkehr herrscht. Und immer öfter findet man Ladesäulen auch in Unternehmen. Für den eigenen Fuhrpark, der elektrifiziert wird oder für Mitarbeiter, die während der Arbeit den Stromer nachladen. Die meisten Ladestationen finden sich aber sicher bei vielen zu Hause. In der Garage oder Carport werden die Wallboxen, meist gefördert vom Staat, für den Alltag genutzt.

Es wird viel zu groß gedacht

Doch die immer größer werdende Zahl von Ladesäulen wird von einer deutlich größer gewordenen Anzahl von elektrischen Autos überdeckt. Dabei kommt es vor, dass Ladesäulen nicht immer frei sind. Eine freie Ladesäule zu finden, ist gerade in den Innenstädten der Metropolen nicht immer einfach. Kein Wunder, dass auch immer mehr Baumärkte, Einkaufscenter oder Fast-Food-Ketten eigene Ladesäulen bauen, oder durch fremde Betreiber bauen lassen und sich hiervon nicht nur ein grünes Image, sondern insbesondere neue Kunden versprechen. Dabei wird es aber kaum noch kostenfreie Stationen in der Zukunft geben.

Der Gedanke beim Laden ist oft falsch, denn ein Fahrzeug, egal mit welchem Antrieb, steht mehr als es fährt. Dann ist Zeit zum Laden. Aber das Konzept fehlt es unkomplizierter zu machen, nämlich so, dass auch die Nutzer ohne eigene Lademöglichkeit elektrisch unterwegs sein können.

Wann lade ich den Stromer

Ist es praktikabel so wie es ist und ohne Lademöglichkeit zu Hause? Jein. Man kann es pauschal gesehen weder ablehnen noch gut heißen. Auch wenn es immer mehr öffentliche Ladestationen gibt sind sie maximal für das Nachladen geeignet. Nur wenige trauen sich genau diese Herausforderung anzunehmen und den Stromer mit den öffentlichen Ladestationen, die es gibt, zu nutzen. Es gibt viele Ideen und manche werden sogar getestet, allerdings gibt es dabei ein großes Problem: Die echte Akzeptanz, den echten Willen und die hohen Kosten. Es muss sich irgendwann rentieren – das Modell gibt es aber nicht und kaum einer glaubt an ein Geschäftsmodell. Das Problem was eines ist geht aber weiter: „Blockiergebühren“, z.B. ab 4 Stunden, Einschränkungen der Ladezeit durch Beschilderung. Was ist aber mit dem Laden über Nacht? Auch nicht unproblematisch und dazu kommt eben auch, dass durch das neue, noch nicht fixe, Energiesammelgesetz eine Abschaltung der Ladestation drohen kann, zumindest aber eine Reduzierung der Ladeleistung, wenn das Netz an eine kritische Kapazitätsgrenze kommt. Noch ist das kein echtes Thema – die Vorbereitungen dafür aber laufen. Ganz klar: Einen Nachteil sehe ich aktuell dabei nicht. Quatsch ist aber eine 22 kW Ladeleistung an einem privaten Anschluss.

Mobilität muss unkompliziert sein

Elektromobilität benötigt Ladepunkte in zentralen Lagen, um Nutzer zu erreichen. Ein Parkplatz über Nacht, dort wo viele wohnen, ist aber kein (Geschäfts) Modell. Auch das ist ein Grund, warum hier kaum investiert wird. Wir müssen weg von der Bequemlichkeit einzelner hin zu technischen Lösungen die praktikabel erscheinen. Das geht am besten mit dem Nachladen beim Einkauf, beim Restaurant was ich sowieso besuche, am P & R Parkplatz, während des Aufenthaltes im Kino und, und, und… Denn die meisten Strecken sind urban, kurz und überschaubar. Es würde deshalb funktionieren, weil man, ähnlich wie ein Verbrenner, meistens nicht täglich aufladen muss. Das kann gesteuert und nebenbei passieren – problemlos.

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Mobilitätsstationen könnten eine Lösung sein

Es wird viel ausprobiert, aber das meiste scheitert, weil der Ansatz falsch zu sein scheint. Ist das die Lösung? Der Tankstellen Betreiber Aral betreibt seit Oktober 2020 den ersten „Mobility Hub“ im Zentrum von Berlin. Diese multifunktionale Station an der Holzmarktstraße dient als Testfeld für die sich verändernden Kundenbedürfnisse in punkto Mobilität. Neben dem klassischen Kraftstoff-Angebot und einem REWE To Go-Shop setzt Aral mit der ersten Stufe eines sogenannten „Microgrid“ aus Ladesäule und Batterie neue Maßstäbe bei den Ladeoptionen für Elektrofahrzeuge in Ballungszentren. In Kooperation mit verschiedenen Sharing- und Mobilitätsanbietern, einem Akku-Wechselautomaten sowie der Anknüpfung an den ÖPNV wird die Aral Station außerdem zu einem Umsteigeplatz für verschiedene Verkehrsträger. Damit entspricht sie in ersten Ansätzen dem Zukunftsmodell der Großstadttankstelle, das Aral im Rahmen der Studie „Tankstelle der Zukunft“ im letzten Jahr präsentiert hatte. Dieses Modell wird von vielen Kommunen diskutiert. Allein können Sie es nicht – aktive Partner gibt es dafür aber aktuell kaum. Und dass, obwohl viele Städte bereits große Veränderungen planen. 

Es geht um CO2 Reduktion

Fest steht längst, dass sich Mobilität verändert, nicht nur der Wechsel des Antriebs. Das ist viel zu einseitig betrachtet. Das Testen von neuen Mobilitätsformen und die Verknüpfung von Verkehrsträgern kann ein wichtige Lösung sein. Verbrenner, dass weiß man, sind nicht effizient. Elektrofahrzeuge mit Akku fahren besser, aber das Laden muss geregelt werden. Ferner muss erreicht werden, dass man künftig bereit sein sollte verschiedene Verkehrsträger zu kombinieren. Es wird noch eine Weile dauern, aber alles hat bekanntlich irgendwann angefangen.

Widerstand ist ohnehin zwecklos. Einfahrverbote, Citymaut, Tempo 30 in Städten – all das und viel mehr wird kommen, ebenso eine weitere Verteuerung durch CO2 Abgaben – nicht nur bei der individuellen Mobilität.

Mobilität wird deutlich anders

Komisch, gelesen habe ich bisher kaum, dass in der Argumentation vieler: „Immer wird alles teurer…“ die Fakten benannt werden. Es wäre ja zu einfach mal drüber nachzudenken was man warum tut. Das Ziel ist dabei längst definiert: Der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen.

Ja, Mobilität wird teurer. Dass muss sie auch. Den wenigsten ist klar, dass die Mobilität von jedem von uns jährlich mit rund 150 Milliarden Euro bezuschusst wird. Und ganz klar scheint: Den meisten ist es schlicht egal, gleichzeitig erheben viele von denen aber noch Ansprüche. Das geht zu Ende. Und angefangen wird mit dem Verbrenner. Zu ineffizient, zu billig und dann noch eine CO2 Schleuder. Zu wenig trägt der Verkehrsbereich zur CO2 Reduktion bei.

Wir werden und wir müssen künftig mobil sein und bleiben, aber anders, effizienter. Das erreicht man eben nicht mit der Individualität, sondern mit dem Geldbeutel – da wo es wehtut und Leute zum Nachdenken anregt.

Fazit

Höhere Kosten beim Tanken, somit höhere Kosten pro Kilometer machen die individuelle Mobilität mit einem Verbrenner immer uninteressanter. Alternativen gibt es immer mehr. Und diese erste CO2-Bepreisung ist erst der Start in einer Reihe von Maßnahmen. Möglicherweise gibt sogar ein Ende des Verbrenners. In Teilen Europa übrigens bereits beschlossen.

Nach und nach werden die Maßnahmen, die geplant sind, umgesetzt – mit Auswirkungen für alle. Zeit über Elektromobilität nachzudenken. Noch geht das individuell. Noch. Als Kenner der Branche können wir heute schon oft darstellen, dass Elektromobilität im Alltag funktioniert, meistens sogar günstiger ist. Günstiger, als die meisten denken. Und was kann man sonst noch tun? Nutzen Sie die vielen Förderungen. Rund 800 Fördertöpfe warten darauf genutzt zu werden!

Was wir aber brauchen ist ein Konzept zur Vereinfachung des Aufladens. Der Start ist gemacht. Bei Unternehmen, beim Supermarkt, am Restaurant. Es wird nicht reichen. Der Anspruch kann aber nicht sein es billig haben zu wollen, aber geordnet, fair und gerecht. Der falsche Gedanke bei vielen bleibt: Ich will es wie immer, es darf nichts kosten und es soll bequem sein, so wie mir es passt – sorry, aber das sind Träume, die nicht erfüllbar sind!

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