Das Durchleitungsmodell für Ladesäulen: Revolution in der Elektromobilität

Durchleitungsmodell für Ladesäulen

Die Elektromobilität erfährt durch das Durchleitungsmodell für Ladesäulen eine technologische und marktwirtschaftliche Revolution. Dieses neue Abrechnungsverfahren ermöglicht es Elektroautofahrern, ihren bevorzugten Stromanbieter unabhängig vom Ladesäulenbetreiber zu wählen. Damit stärkt das Modell den Wettbewerb im Strommarkt und fördert eine transparente und verbraucherfreundliche Ladeinfrastruktur. In diesem Beitrag erläutern wir das Modell im Detail, gehen auf seine Vorteile ein und beleuchten die Auswirkungen auf Verbraucher, Betreiber und den Markt.


Was ist ein Durchleitungsmodell für Ladesäulen?

Das Durchleitungsmodell ermöglicht es, Ladevorgänge an öffentlichen und halböffentlichen Ladesäulen dem Energieversorger des E-Autofahrers zuzuordnen. Das Besondere: Die Abrechnung erfolgt über den eigenen Stromvertrag, unabhängig davon, wer die Ladesäule betreibt. Grundlage für diese Neuerung sind die von der Bundesnetzagentur erlassenen Netzzugangsregeln Elektromobilität (NZR-EMob).

Bisher war der Ladesäulenbetreiber in der Regel auch der Stromlieferant. Mit dem neuen Modell wird diese Bindung aufgehoben, was völlig neue Möglichkeiten für den Wettbewerb und die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher eröffnet.

Wie funktioniert das Durchleitungsmodell?

Technische Umsetzung

Das Modell arbeitet mit so genannten virtuellen Bilanzkreisen, in denen die geladenen Strommengen dem jeweiligen Stromlieferanten des Fahrers zugeordnet werden. Dies funktioniert wie folgt:

  1. Datenübertragung:
    Die Ladesäule erfasst die geladene Strommenge und übermittelt diese Information an den zuständigen Netzbetreiber.
  2. Bilanzierung:
    Der Netzbetreiber ordnet die geladenen Kilowattstunden dem Bilanzkreis des gewählten Stromlieferanten zu.
  3. Abrechnung:
    Der Stromversorger des Nutzers rechnet die geladenen Kilowattstunden direkt mit dessen Vertrag ab.

Dieser Prozess ist automatisiert und ermöglicht eine reibungslose Abrechnung. Für den Nutzer entsteht kein zusätzlicher Aufwand.


Vorteile für die Verbraucher

1. Wahlfreiheit

Elektroautofahrer sind nicht mehr an den Stromtarif des Ladesäulenbetreibers gebunden. Sie können ihren bevorzugten Anbieter wählen, der zum Beispiel auf Ökostrom setzt oder besonders günstige Tarife anbietet.

2. Transparenz

Durch die Entkopplung von Ladesäulenbetreiber und Stromlieferant wird die Preisgestaltung transparenter. Verbraucherinnen und Verbraucher können Stromqualität und Preise besser vergleichen und so von faireren Konditionen profitieren.

3. CO₂-Bilanzierung

Das Modell ist insbesondere für Unternehmen mit Elektrofahrzeugflotten interessant, da sie Herkunftsnachweise für den Energieträger nutzen können. Dies erleichtert die Auditierung und Zertifizierung der CO₂-Bilanz.


Vorteile für Betreiber von Ladestationen

Effiziente Nutzung der Infrastruktur

Das Durchleitungsmodell ermöglicht den Betreibern eine höhere Auslastung ihrer Ladepunkte, da diese für die Nutzer attraktiver werden. Außerdem bringen die Energieversorger ihre eigenen Kunden an die Ladestationen.

2. Einnahmen durch Nutzungsentgelte

Für die Bereitstellung und Wartung der Ladestationen erhalten die Betreiber eine Nutzungsgebühr. Dies stellt eine verlässliche Einnahmequelle dar, unabhängig davon, welcher Stromanbieter genutzt wird.

3. Anreiz durch Wettbewerb

Betreiber, die auf innovative Abrechnungsmodelle setzen, können sich am Markt behaupten und neue Zielgruppen erschließen.


Pilotprojekte und Etappenziele

Die Einführung des Durchleitungsmodells erfolgte in mehreren Pilotprojekten, unter anderem in Berlin und Hamburg. Federführend waren hier Unternehmen wie die LichtBlick eMobility GmbH und decarbon1ze. Diese Projekte wurden 2024 erfolgreich abgeschlossen und das Modell in den Regelbetrieb überführt.

Wie das Modell in der Praxis funktioniert, zeigt ein Beispiel aus Berlin: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Arbeitgebers können mit ihrem privaten Stromvertrag ihre Firmenfahrzeuge an den Ladesäulen von LichtBlick eMobility aufladen.


Auswirkungen auf die Elektromobilität

Das Durchleitungsmodell gilt als wegweisend für den weiteren Ausbau der Ladeinfrastruktur. Die Bundesregierung fördert die Umsetzung aktiv: Im Rahmen der E-Lkw-Initiative des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) ist das Modell bereits zentraler Bestandteil.

1. Förderung des Wettbewerbs

Das Modell sorgt für eine weitere Marktöffnung und fördert den Wettbewerb unter den Stromanbietern. Die Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren von sinkenden Preisen und besseren Konditionen.

2. Verbesserung der Infrastruktur

Ladesäulenbetreiber können sich auf ihre Kernkompetenz – den Betrieb und die Wartung der Infrastruktur – konzentrieren. Gleichzeitig tragen die Einnahmen aus den Nutzungsentgelten zur Refinanzierung und zum Ausbau der Ladepunkte bei.

3. Nachhaltige Mobilität

Durch die Wahlfreiheit können Nutzerinnen und Nutzer bewusst auf Ökostrom umsteigen und so die Energiewende weiter beschleunigen.


Herausforderungen und Zukunftsperspektiven

Neben den vielen Vorteilen des Modells gibt es auch Herausforderungen:

  • Technische Integration: Die Umsetzung der virtuellen Bilanzkreise erfordert einen hohen technischen Standard bei Ladesäulen und Abrechnungssystemen.
  • Regulatorische Hürden: Nicht alle Marktakteure sind bereit, das Modell zu unterstützen, was zu Verzögerungen führen kann.
  • Marktakzeptanz: Verbraucher müssen über die Vorteile informiert werden, um das volle Potenzial auszuschöpfen.

Langfristig wird jedoch erwartet, dass sich das Durchleitungsmodell als Standard durchsetzt, insbesondere in Kombination mit innovativen Technologien wie bidirektionalem Laden.


Fazit

Das Durchleitungsmodell für Ladepunkte ist ein Meilenstein in der Elektromobilität. Es verbindet Wahlfreiheit, Transparenz und Nachhaltigkeit und macht das Laden von Elektroautos attraktiver denn je. Für die Kundinnen und Kunden bedeutet dies mehr Kontrolle, für die Betreiber neue Einnahmequellen und für die Umwelt einen beschleunigten Umstieg auf erneuerbare Energien.

Mit der erfolgreichen Einführung dieses Modells stehen wir am Beginn einer neuen Ära der Elektromobilität, die zeigt, wie technologischer Fortschritt und Marktöffnung Hand in Hand gehen können.

Was halten Sie vom Durchleitungsmodell für Ladesäulen? Teilen Sie uns Ihre Meinung in den Kommentaren mit oder kontaktieren Sie uns direkt, um mehr über die neuesten Entwicklungen in der Elektromobilität zu erfahren.

Quelle: Lichtblick

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