Der Winter steht nun vor der Tür und um sich auch elektrisch mobil zu halten sollten man wissen, wie man mit einem Stromer umgeht. Schließlich will man keine böse Überraschung in den Morgenstunden erleben. So kann man eine Menge dafür tun, das Reichweite und Bequemlichkeit stimmen ohne zu frieren. Tipps von den eMobil Experten aus der Praxis.
Elektroauto Technik verstehen – richtig handeln
Elektromobilität funktioniert auch im Winter und dafür braucht man auch hier nicht immer Elektrofahrzeuge mit maximaler Reichweite. Oft wird behauptet, dass kalte Temperaturen und Elektroauto nicht funktionieren. Das ist faktisch falsch, weil einseitig gedacht, denn auch Verbrenner und Winter passt nicht zusammen. Zu kalter Motor, oder Schwierigkeiten beim Schalten. Auch der Verbrauch ist hierbei deutlich höher – von der Abgasreinigung und dem „Motorschutz“ mal ganz abgesehen. Allein aus Gründen des Klimaschutzes und wegen der schlechten Abgasreinigung dürfte man ein Verbrenner im Winter gar nicht fahren.
Ja, die Reichweite ist beim Elektroauto im Winter geringer – aber deswegen schlecht für den Alltag? Man kann ein wenig optimieren. Und wenn man sich die vielen Behauptungen anhört, dann staune ich regelmässig, denn diese sind von falschen Handlungen und bewusst falschen Darstellungen getrieben. Nein. Wir reden nichts schön, aber unsere jahrelange Praxis und über 1 Million elektrische Kilometer zeigen die Realität auf und nicht theoretische Annahmen. Klar ist aber auch: Die Technik des Fahrzeuges spielt eine wichtige und grosse Rolle. Ein Modell ohne Sitzheizung, ohne Wärmepumpe, falsche oder schlechte (Winter) Reifen, zu wenig Luft, zu viel Ballast im Kofferraum und zu hohe Geschwindigkeit schmälert die Reichweite – logisch. Aber ein deutlichen Mehrverbrauch hat auch ein Verbrenner. Die Kirche sollte man schon im Dorf lassen. Ohne Frage: Elektromobilität gehört die Zukunft!
Reifen, Ballast, Fahrtvorbereitung – eigentlich alles wie immer
Fangen wir mal bei den Reifen an. Spezielle Modelle sind in der Regel nicht vorgesehen – es sei denn Hersteller machen darauf aufmerksam. Sanftes normales Anfahren hilft auch hier, hilft auch beim Strom sparen. Der richtige Reifendruck ist wichtig, neben Griffigkeit des Modells. Immer und egal bei welchem Antrieb wird empfohlen unnötiges Gewicht, wie voller Kofferraum zu vermeiden. Eigentlich logisch, oder?
Hängt das Elektroauto noch an der Ladestation sollte man vor Fahrantritt vorwärmen. Das macht deshalb Sinn, weil die Energie aus dem Netz kommt, gleichzeitig das Akku vorbereitet und praktisch keine Energie aus dem Akku verbraucht. Dafür kann man heute bei den meisten Modellen die Fahrzeug App nutzen. Also entweder paar Minuten vor Abfahrt einschalten oder den Ladevorgang so vorbereiten, dass mit der gewünschten Abfahrtzeit die gewünschte Temperatur erreicht ist. Toller Nebeneffekt: Gleichzeitig wird möglicher Reif oder Eis auf den Scheiben abgetaut. Ich nutze schon seit Jahren keinen Eiskratzer mehr. Und logisch ist es doch auch: Habe ich eine gewünschte Temperatur im Fahrzeug erreicht muss weniger für die Fahrt aufgewendet werden, denn die Grundtemperatur ist da.
Energie sparen leicht gedacht
Je nach Modell lässt sich bei der Fahrt alleine auch ein „DRIVE Mode“ einstellen. So wärmt man nur den Bereich des Fahrer. Das spart Energie, denn wozu muss das ganze Fahrzeug war gemacht werden, wenn nur ein Platz, nämlich den des Fahrers genutzt wird. Sehr zu empfehlen ist unbedingt die Nutzung der Sitzheizung. Das spart ordentlich. Die Grundtemperatur im Innenraum sollte nicht zu hoch sein – bis zu 22 Grad sind wirklich ausreichend. Lassen Sie sich auch nicht von den Angaben des Bordcomputers täuschen. Denn die extreme Abweichung beim Einschalten der Heizung ist meistens nur so dargestellt, wenn man die Extreme so läßt. Ist die Temperatur erreicht, bekommt man meistens einen grossen Teil der „Reichweite“ zurück. Nutzen Sie am besten die Automatik der Einstellungen in Ihrem Elektroauto.
Optimale Nutzung
Das Problem der eiskalten Temperaturen lässt sich eben in großen Teilen optimieren. Aber was ist, wenn ich nicht laden kann? Dann muss man mit der Geschwindigkeit haushalten. Je schneller, je mehr Verbrauch – das schmälert die Reichweite – übrigens auch beim Verbrenner. Zunächst einmal sollte man das eigene Elektroauto zur kalten Jahreszeit in den Abendstunden obligatorisch aufladen, auch wenn an sich noch genügend Fahrstrecke für den nächsten Morgen vorhanden sein sollte. In der Regel reichen die Alltags – Reichweiten – Nachladung. Das heisst: 80 Prozent Akku Stand. Das ist auch wichtig für die Zell – Chemie und der Verschleiss eines Akkus ist auch damit durch sie beeinflussbar. Die Reichweite allein darf nicht über allem stehen. Im Notfall ein paar Minuten (zusätzlich) nachladen ist ok – auch, weil das die absolute Ausnahme sein wird. Nur wenn Sie die volle Akku Leistung brauchen laden sie bitte voll. Ein Akku welches bei hohen oder zu niedrigen Temperaturen immer voll geladen wird verschleisst schneller. Können Sie nicht laden achten Sie darauf noch genug Akku Kapazität zu haben – u.U. und das wird eher die Ausnahme sein, laden sie vorher nochmal nach.
Winter erfordert mehr Aufmerksamkeit
Nicht ganz unwichtig ist auch der richtige Parkplatz. Ist keine Ladesäule in Sicht, an der ich das Auto am Abend anstecken kann, bringt es durchaus Vorteile, den Wagen besonders geschützt zu parken. Der Wagen friert dann nicht derart stark zu, wie wenn er komplett frei stehen würde. Und bitte nicht vergessen: Auch das Elektrofahrzeug ist ein ganz normales Auto, das im Herbst und Winter etwas mehr Aufmerksamkeit als bei wärmeren Temperaturen benötigt. Im Alltag ist das aber einfach und erfolgt automatisch ohne echte Umstände.
Laden mit kaltem Fahrzeug – Akku
Immer wieder hören wir, dass das Laden eines Elektrofahrzeuges im Winter schwierig ist. Es braucht ein bisschen Verständnis, denn ist das Akku zu kalt, dann ist die Ladeleistung an Schnellladestationen in der Regel deutlich geringer. Also muss man das einplanen oder eben erst schnell laden, wenn man schon eine Weile auf der Autobahn unterwegs war. Dann ist die Akku – Chemie darauf vorbereitet. Es macht also in der Regel keinen Sinn morgens nach kurzer Strecke eine Schnellladestation anzufahren. Sie können den Ladevorgang auch nicht beeinflussen. Zum Akku – Schutz wird das System das laden, was technisch möglich ist. Die Reichweite beeinflusst das Laden eher nicht.
Das sogenannte „AC Laden“ wird dagegen unkompliziert passieren. Können Sie an der heimischen Wallbox 11 kW laden, dann wird das auch passieren. Nochmal zur Erinnerung. Stellen Sie auf 80 % Akku Stand. Wenn Sie morgens losfahren, dann können sie nach dem Aufstehen per App auf 100 % stellen. Das Laden geht wieder los und temperiert auch das Akku. Aktivieren Sie auch die Heizung, das schafft mehr Reichweite bevor sie abfahren.
Im Winter den Mehrverbrauch nicht als Nachteil sehen
Eine Faustregel lässt sich pauschal nicht benennen. Klar ist: Je mehr Verbraucher sie einschalten, je höher ist der Energieverbrauch insgesamt. Grund zur Panik gibt es nicht. Selbst die Nutzung des „ÖKO Modus“ beim Fahren hat keine negativen Einflüsse. Häufig hören wir, dass die angegebene Reichweite im Winter so gering ist. Wenn ich mit einem Elektroauto im Sommer rund 400 Kilometer am Stück fahren kann bedeutet das im Winter zwischen 60 und 100 km weniger. Das ist die Realität, aber deswegen nicht schlecht oder schlimm. Und es ist nicht so dramatisch, wie es oft behauptet wird. Auf die genannten Optimierungen kommt es an. Und schlussendlich auch auf den Fuss auf dem Strompedal. Je schneller ich fahre, je mehr verbrauche ich. Je nach Hersteller sind aber auch hier die Abweichungen unterschiedlich gross. Zum einen liegt es am Fahrzeug. Hier ist entscheidend wie „bullig“ das Elektroauto daher kommt. Ein SUV wird mehr verbrauchen, als ein „schnittiges“ Elektrofahrzeug, z.B. eine Limousine. Auch die Grösse des zu wärmenden Innenraumes ist wichtig. Je grösser je mehr Verbrauch habe ich beim Heizen. Die Geschwindigkeit spielt somit eine zentrale Rolle. Übrigens: Wieviel Reichweite benötigen sie im Alltag wirklich und wie oft laden sie unterwegs auf, wenn es denn wirklich mal eine Langstrecke ist? Die Relation zeigt auf, dass der Alltag deutlich unkomplizierter und einfacher ist, als die meisten denken.
Bordcomputer und Apps zur Ladestation nutzen
Wenn ich auf Langstrecke im Winter gehe tue ich nichts anderes als im Sommer. Je nach Entfernung muss ich unterwegs laden oder nicht. Das ist aber mittlerweile wirklich entspannt, denn die Anzahl der Schnellladestationen an den Autobahnen ist mittlerweile riesig. Die neuen Elektrofahrzeuge zeigen oft sogar in Echtzeit an, wo sich Ladestationen befinden. Sogar mit Belegung. Die App des gewählten Anbieters unterstützt zusätzlich. Auch bei den Preisen erlebt man so keine Überraschung, wenn ich vorher gewählt habe, welchen Anbieter ich zum freischalten nutze. Viele Ladekarten sind nicht mehr nötig. Zusätzlich verwirren und verunsichern diese. Wird die Reichweite knapper als gedacht einfach Fuss vom Strompedal. 10 km/h weniger kann eine Menge ausmachen und kostet nur wenige Minuten mehr Zeit. Auch mit 3 % Akkustand schaffen sie das Ziel, wetten?
Das Ziel nicht aus den Augen verlieren
Seien sie entspannt. Ich bin es. Am Ziel sollte eine Ladestation vorhanden sein. Zum Beispiel bieten immer mehr Hotels Lademöglichkeiten an. Das können sie vorab erfragen oder bereits bei der Suche in den Filtermöglichkeiten der Buchungs – App einstellen. Sollte es nicht möglich sein, dann kurz vor dem Ziel nochmal nachladen. So sichern sie sich Reichweite, auch für die Rückfahrt.
Sie sehen, es funktioniert einfacher als sie denken. Ich selber fahre seit über 8 Jahren voll elektrisch und habe über eine Million elektrische Kilometer hinter mir. Es macht viel Spass. Auch im Winter. Mein bester Freund im Fahrzeug ist auch die Sitzheizung. Sie spart eine Menge Strom, ist angenehm und durch weniger aktives Heizen des Innenraums schaffe ich mir mehr Reichweite. Der Anfang verunsichert – der Alltag wird auch Ihnen zeigen, dass es gar nicht so schlimm ist, wie es oft behauptet wird. Wir wünschen viel Spass bei den neuen Erkenntnissen.