Elektroauto: Der MAZDA MX-30 – elektrisch, sportlich und anders

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Er ist da, der Mazda MX-30 – der erste Stromer der Japaner in Deutschland. Wir haben ihn getestet und verglichen. Ungewöhnlich die Reichweite, dennoch nicht so schlecht wie man dadurch annehmen könnte.

Und da er anders ist, ist er interessant – nicht zuletzt auch durch die Ausstattung die sehr nachhaltig wirkt und dennoch mit seinem Türkonzept an Grenzen stösst.

Ja, er ist alltagstauglich, aber spricht die Idee für die Zukunft? Elektromobilität von MAZDA mit Umweltfaktor. Getestet von Mann und Frau aus dem emobicon® Team.

Die weibliche Sicht der Dinge

Mal eben den MAZDA testen – naja, was soll schon bei rauskommen. So oder so ähnlich hatten wir gedacht, als wir zum Händler kamen, der uns schon erwartet hatte. Und weil viele Fahrzeugtester männlich sind, deren Ergebnis aus der einen Sicht des Mannes gesehen werden, haben wir unsere Kollegin Anja mitgenommen, die aus der Sicht einer zweifachen Mutter andere Prioritäten haben wird, als Ihre männlichen Kollegen.

Voll geladen stand das Elektrofahrzeug im Verkaufsraum und ein gut informierter Verkäufer erklärte uns einige Deatils. Die meisten Fragen konnte der Mitarbeiter gut beantworten und verwies auf die Idee von Mazda und seinen Gedanken der Nachhaltigkeit. Richtig so, denn es erscheint erklärungsbedürftig, dass das Elektroauto nach WLTP 262 km Reichweite aufweist. Und da Anja, als 2 fache Mutter weiterdenkt, sah sie genauer und anders hin. Ihr Anspruch ist weiblich und da spielt mehr der Blick einer Mutter eine Rolle.

Erster Schwachpunkt das Türkonzept. 2 Kinder auf der Rückbank, die Türen nur zu öffnen, wenn die Fahrer oder Beifahrertür geöffnet wird. Es kann grenzwertig sein und wenig praktikabel, wenn man bestimmte Szenarien im Kopf hat. Denn während die Vordertüren wie gewohnt in Richtung Motorhaube aufklappen, schwenken die hinteren Türen in Richtung Heck. Dieses „Freestyle Türen“ – erlaubt es, auf eine B-Säule zu verzichten. Vorteil: Leichter Ein- und Aussteigen. 

Optisch ist der MX-30 mit gegenläufig geöffneten Türen ein echter Hingucker. Während der Fahrt offenbaren die Freestyle-Türen aber ein Problem. Denn die recht breiten Rahmen der Türen sorgen im Zusammenspiel mit den im Rahmen verbauten Kopf-Airbags dafür, dass ein Schulterblick beim Spurwechsel nur eingeschränkt möglich ist. Das Sichtfeld ist schlicht und ergreifend zu klein. Hier Bedarf es sicherlich einer längeren Eingewöhnungszeit. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Fenster hinten nicht geöffnet werden können.

Ökobilanz vor Reichweite

Eher ungewöhnlich das Design insgesamt. Ausserdem der nachhaltige Schick, der aber widerum eine besondere Note aufweist. Kork, recyceltes Material bei den Sitzen und anderer Bestandteile der Innenausstattung. Ein SUV Design, dennoch flacher wirkend und durch das Türkonzept anders als andere. Wir haben getestet: Stadt, Land, Autobahn, Speed mit 145 km pro Stunde im bergigen Sauerland. Der Verbrauch hoch, das Problem haben aber alle Fahrzeuge bei vollem Speed, oder?

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Beides vorhanden: Ökologie und Spass

Klar ist geworden, dass das Elektrofahrzeug nicht primär durch eine gewaltige Reichweite überzeugen soll. Denn das Akku ist klein bemessen und das mit purer Absicht. Schwerpunkt, so Mazda, ist die gesamte Ökobilanz. Und das scheint der Punkt zu sein, denn das Konzept soll CO2 Neutralität aufweisen. 

Da es bei Elektrofahrzeugen viel zu oft nur um PS und Reichweite geht, wird oft anderes vergessen. Der Rucksack, den man mitschleppt. So muss man immer berücksichtigen, dass bei der Produktion des Energiespeichers durchaus Kohlenstoffdioxid freigesetzt wird. Und zwar reichlich. Dennoch ist die Bilanz von Elektrofahrzeugen besser, als bei jedem fossilen Verbrenner. Hier will man beides: Ökologie und Spass. Egal ob auf dem Weg zur Arbeit, oder im Rahmen der persönlichen Freizeitaktivitäten. Im Alltag ist das absolut ausreichend. Auch, weil die meisten sicher zu gross denken. 

Bilder: emobicon®
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Ungewöhnlicher Sound

Der Frontantrieb des Stromers ist sanft, und völlig ausreichend. Der ÖKO Modus ist alltagstauglich. selbst in unserem Test durch das Sauerland. Das Fahrzeug flitzt mit seinen 107 kW (145 PS) und bis zu 271 Nm Drehmoment dennoch ziemlich sportlich über die Straßen. Wie bei jedem Elektroauto ist vor allem der Spurt aus dem Stand ein echter Spaß. Der Sprint von 0 auf 100 km/h ist ordentlich. Mit vollem Speed erreichten wir 145 km pro Stunde – ausreichend gut.

Es sind auch keine Top-Werte im Vergleich zu anderen. Aus unserer Sicht auch gar nicht nötig. Die Werte ändern aber nichts an der Tatsache, dass das Fahren mit dem Fahrzeug schlichtweg begeistern kann. Denn sein agiles Fahrverhalten wird insbesondere dann spürbar, wenn es wie im Test in den sauerländer Bergen rauf und runter geht.

Ungewöhnlich der Sound. Ja ein Sound, der ein bisschen nach Verbrenner erinnert. Uns, als erfahrene Elektroauto Fahrer, störte es schon. Auch, weil es nicht abschaltbar sein soll. 

Entspannt geht es auch, denn mit dem Tempomaten an Bord cruist man eher unaufgeregt und automatisiert durch die Gegend. Über das Multifunktionslenkrad ist eine Anpassung der Reisegeschwindigkeit in 1-km/h-Schritten möglich. Es ist angenehm und funktioniert gut.

One Pedal Feeling möglich

Strompedal und Bremse – nicht ungewöhnlich beim Elektrofahrzeug aber ein One Pedal Feeling muss gekonnt sein. Das klappt mit ein bisschen Übrung prima beim Mazda MX-30. Sehr gut erweist sich auch die Möglichkeit, die Energierückgewinnung, die sogenannte Rekuperation, beim Bremsen nach dem persönlichen Geschmack einstellen zu können. Denn nimmt man den Fuß vom Gas, bremst der MX-30 dann selbständig (stark) ab. Während der Fahrt lassen sich die fünf Stufen über eine kleine Schaltwippe hinter dem Lenkrad schnell anpassen. Das klappt tadellos. Grundsätzlich fährt man das erste Elektroauto von Mazda übrigens wie einen klassischen Automatik-Wagen. An der Mittelkonsole ist ein klassischer Schalthebel zu finden. Er rastet in jeder der P-R-N-D-Positionen ein.

Das Laden ist entspannt

Das Laden war bei uns nicht wirklich möglich – auch nicht nötig. CCS ist Standard und bei der Grösse des Akkus von rund 35 kWh benötigt man auch nicht lange, um schnell nachzuladen.  Ca. 30 min an einer 50 kWh Schnelladestation, so Mazda. Ein Wiederaufladen der Batterie an einer Haushaltssteckdose ist in zehn bis zwölf Stunden möglich, an einer Wallbox läd man in rund 5 Stunden voll. 

An Bord unseres Testfahrzeuges ein Head-up-Display. Es ist anders als bei vielen anderen Herstellern nicht nur gegen Aufpreis verfügbar, sondern serienmäßig verbaut. Der Fahrer hat damit während der Fahrt alle wichtigen Infos stets im direkten Blickfeld. Gerade in der Anfangszeit kann das sicherlich auch ablenken, mit der Zeit ist aber eine schnelle Gewöhnung sicher.

Denn schnell wird deutlich, wie angenehm es sein kann, nicht nur die Geschwindigkeit, sondern bei programmiertem Navigationssystem auch die zu fahrenden Richtungsangaben sozusagen von der Windschutzscheibe ablesen zu können – ohne den Blick von der Straße abschweifen lassen zu müssen. Praktisch ist auch, dass ein Spurlinienassistent integriert ist. An einer Kreuzung weiß der Fahrer damit immer, wo er sich auf der Straße zu halten hat, um sein Ziel sicher zu erreichen. In der Fahrzeugklasse immer noch was besonderes.

Der Kofferraum ist ausreichend gross und viel Platz ist auch ganz vorne. Im Motorraum. Wir waren erstaunt darüber, aber es versteht sich von selbst: Die elektrische Motorisierung benötigt weniger Platz und zukünftig, so MAZDA, will man dieses Modell auch als Range Extender anbieten. Dafür ist man hier technisch vorbereitet. Aber ob das notwendig ist? Die Idee ist nicht neu. Beim BMW i3 gab es diese Option auch – in der Praxis nutzen viele diese Möglichkeit kaum.

Das Fahrzeug selber ist im inneren aber ziemlich düster. Sitzt man auf der Rückbank wirkt es kalt, wenn auch bequem. Die kleinen Fenster der hinteren Türen, der dunkle Dachhimmel – sehr gwöhnungsbedürftig. Das Wohlfühlen setzte im test nicht ein.

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Fotos: emobicon®
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Das Smartphone wurde vergessen

Für viel Übersicht beim Rückwärtsfahren sorgt die verbaute 360-Grad-Kamera. Klare Bildführung mit Einparkhilfe je nach Lenkradeinschlag. Denn der Fahrer erhält nicht nur einen Blick auf das, was unmittelbar hinter ihm geschieht, sondern auch einen Überblick über das Geschehen rund um das Auto herum. Vor allem in engen Parklücken kann das von grossem Vorteil sein. Unsere Kollegin Anja fand das als Frau sehr innovativ, sie kannte das bislang so nicht.

Sehr umständlich und nicht innovativ dagegen das Laden eines Smartphones. Eine Ladeschale, oft Standard, gibt es hier nich nicht. Für das Laden muss man ziemlich umständlich unter die Konsole greifen.

Hochwertige Ausstattung

Wohlfaktor ist aber insgesamt die Ausstattung im vorderen Bereich. Der Innenraum mit einer hochwertigen Verarbeitung. Zu spüren ist das nicht nur an einem angenehm weichen Kunstleder-Lenkrad, sondern auch an der Integration von eher ungewöhnlichen Kork-Oberflächen in den Türgriffen, unterhalb der Mittelkonsole und an anderen Stellen im Interieur. Der Verkäufer, der uns den Testwagen übergab, erzählte uns hier von den Ursprüngen bei MAZDA. Denn einst, zur Gründung im Jahr 1920, war Mazda ein Spezialist in der Fertigung von Korkprodukten. Ein sehr interessanter Ansatz, bei dem allerdings abzuwarten bleibt, wie gut Kork sich auf lange Sicht wirklich für eine Nutzung im Auto eignet.

Fazit

Ungewöhnlich angenehm und überraschend – so unser Fazit für das erste Elektrofahrzeug von Mazda. Er ist gelungen und wird Freude verbreiten. Manches ist gewöhnungsbedürftig, dennoch nicht  zwingend ein Ausschlusskriterium. Deutlicher Komfort kommt auch durch die hochwertige Ausstattung und Verarbeitung.

Größter Hemmschuh dürfte sicherlich die geringe Reichweite sein. Das Verständnis für die Idee passt sicher nicht zu jedem, aber es ist als Zweitwagen sicher gut gedacht. Echte 200 km Reichweite sind sicher drin. Wer häufiger innerorts fährt und so mehr rekuperieren kann, fährt das Auto auch länger. Auch wir glauben, dass dieses Konzept für mehr Nutzer praktikabel ist, als man denkt. Es liegt, so glauben wir, an viel zu grossem Denken. Da die Realität sowieso oft eine andere ist, könnte das Modell seine Liebhaber finden. Das Preis leistungsverhältnis – so wie von Mazda gedacht – passt schon mal.

Undere Kollegin Anja fand sich zurecht – frauentauglich, weniger aber mit Kindern an Bord. Hier wird man abwägen müssen. Das Türkonzept ist etwas hinderlich. Ob man sich daran gewöhnen kann? Ein weiterer Nachteil des Elektroautos wird übrigens sichtbar, wenn ein großer Fahrer den MX-30 von Mazda steuert, wie unser Chef. Dann muss nämlich der Vordersitz weit nach hinten gestellt werden und auf der Sofa-ähnlichen Rückbank bleibt dann fast gar kein Platz für die Beine der Mitfahrer mehr. Der Coupé-Ansatz könnte hierbei ziemlich hinderlich sein.

Trotzdem ist Mazda mit seinem ersten vollelektrischen Modell der Aufbruch in eine neue Ära durchaus gelungen. Die Nachfrage ist da und so bleibt spannend was wir aus dem Land der aufgehenden Sonne noch erwarten können.

Der Mazda MX-30 ist schon ab rund 32.645 Euro möglich. Mit dem aktuell gültigen Umweltbonus kannst du diesen Preis aber nochmals deutlich nach unten drücken. Damit ist der E-Crossover schon ab rund 23.650 Euro zu haben. Ein Test können wir empfehlen.

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Hinweis: Das Testfahrzeug wurde uns zur Verfügung gestellt vom Autohaus GÖDDE in Meschede.  Das ist kein Werbeartikel und wir wurden dafür nicht bezahlt!
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1 Gedanke zu „Elektroauto: Der MAZDA MX-30 – elektrisch, sportlich und anders“

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