Elektromobilität: Widersprüchliche Kritik vom Bundesverkehrsminister

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Was will er wirklich? Bundesverkehrsminister Scheuer schlägt neue Töne an, aber warum? Er kritisiert aktuell die deutschen Hersteller für die teils sehr langen Lieferzeiten für Elektrofahrzeuge. Es ist deshalb bemerkenswert, weil er erst Tage vorher, pünktlich zum Autogipfel zusammen mit Ministerpräsident Söder aus Bayern forderte, dass es auch eine Prämie für “ moderne Verbrenner“ geben solle. Verbrenner sind aber nicht modern und werden es auch nicht mehr sein.

Das die deutschen Autobauer in Schwierigkeiten sind, ist klar, denn sie produzieren zu viele Verbrenner und zu wenige Elektrofahrzeuge. Ein überwiegend hausgemnachtes Problem, denn viele ausländische Hersteller sind lieferfähig. Jetzt sieht man die Realität. Das Festhalten an alten Strukturen und Techniken ist nicht zielführend. Es war genau so erwartet worden…

„Alles, was ins Stocken gerät, ärgert mich seit langem“, sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Und er beschwichtigt: „Aber in der Zeit der Pandemie sind Schuldzuweisungen nicht angebracht.“ Die Politik habe „kraftvolle Entscheidungen“. Bis zu 9.100 € Förderung kann man erhalten, wenn der Hersteller seinen Anteil dazu gibt.“

Scheuer ärgert sich und kritisiert die Hersteller, denn jetzt ist das Verkaufsvolumen für alternative Antriebe nicht da, „speziell Elektroautos“ Das gilt esa aufzulösen.  Weiter heisst es in der dpa Meldung: „Die Hersteller müssen es möglich machen, dass wir überhaupt Elektroautos kaufen können, nicht nur in kleineren Produktvolumina – und nicht nur die vollelektronische Variante, sondern auch den Hybrid.“ 

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Stärkere Nachfrage nach alternativen Antrieben

Die Nachfrage ist quasi explodiert. Während die Zulassungszahlen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zuletzt deutlich gesunken waren, stiegen die Zulassungszahlen bei Elektrofahrzeugen deutlich auf über 7 Prozent. Natürlich liegt das auch an der Innovationsprämie, die im Konjunkturopaket zuletzt deutlich angehoben wurden.

Zu spät haben, gerade deutsche Hersteller, auf Elektromobilität gesetzt, sodass die Anpassung der Kapazitäten für die Autobauer schwierig ist. Damit gehen teils sehr lange Lieferzeiten einher. Ein Widerspruch, denn das Thema ist ja nicht neu. Teilweise gibt es sogar einen Bestellstop, wie z.B. für den e-up von Volkswagen.

Die Schwierigkeiten der Autoindustrie kommen aber nicht von ungefähr. Die Pandemie hat diese Situation nur verschärft. Dazu kommt der digitale Wandel, der nicht zu unterschätzen ist. Absatzrückgang und Investionen in Milliardenhöhe bei den Herstellern drückt auf die Ertragslage. Auch die Zulieferindustrie hat Ihre Hausaufgaben offenbar noch nicht gemacht.

Deutlich spürbar ist aber auch der Trend zur Mobilitäts – und Verkehrswende. Zuletzt hatte auch die EU Kommission mögliche Verschärfung der Massnahmen, insbesondere im Verkehssektor angekündigt. Diese schafft weiteren Druck bei der Erreichung der Klimaziele und der noch deutlicheren Reduzierung der Emissionen.

Der Minister macht auch hier allen was vor!

„In der jetzigen Situation müssen wir die aktuellen Meldungen gerade der großen Zulieferer im Blick haben“, sagte Scheuer in der dpa Meldung. „Wir reden von Tausenden von Arbeitsplätzen. Jetzt schon. Das ist keine Panikmache, sondern es hat einfach mit der konjunkturellen Situation, der Auftragslage und den Produktionszyklen zu tun.“ Allerdings geht man immer noch davon aus, dass der Zeitpunkt kommt in dem man an frühere Erfolge und Absatzzahlen anknüpfen kann. Ein erneuter Widerspruch, denn selbst die Hersteller haben vor über einem Jahr, also weit vor Corona angekündigt Arbeitsplätze abzubauen.
Die Hersteller wissen zudem genau, dass sie eine Überkapazität von rund 30 Prozent haben. Produktionsstätten die wahrscheinlich auch künftig nicht mehr gebraucht werden. Zu glauben, dass alles wieder so wird wie es ist kann nicht die Massgabe von Diskussionen sein.

Innovationen statt Vergangenheit fördern!

Fatal: Scheuer und die CSU wollen eine Kaufprämie auch für Autos mit Verbrennungsmotor, haben sich aber damit in der Koalition nicht durchsetzen können. Bei einem „Autogipfel“ hatten Politik und Wirtschaft beschlossen, bis November die Einrichtung eines Transformationsfonds für Zulieferer zu prüfen. Es ist nicht akzeptabel und stösst auf sehr viel Widerstand. Es ist keine Hilfe alte Technologien zu fördern, wenn gleichzeitig das neue Ziel der EU auf dem Tisch steht. „Moderne Verbrenner“ gibt es nicht, sehr viele Mogelpackungen sind unterwegs. Das weis auch Minister Scheuer, der immer noch weissmachen will, das Plug in Hybride sauber sind. Das sind sie nicht. Schlimm genug das sie noch gefördert werden. Allerdings, wie bekannt, nicht mehr lange.

Klar für den Minister ist, dass es weiter Thema bleiben wird, wie der Automobilwirtschaft geholfen werden könne. Es gebe verschiedene Vorschläge.

Scheuer sagte zum Umbruch in der Autoindustrie weiter: „Unbestritten liegt ein immenser Weg vor uns, den wir leisten müssen: bei den Antrieben, der Digitalisierung und der Weiterentwicklung des gesamten automobilen Sektors – damit wir Wohlstand und Arbeitsplätze sichern.“ Corona habe einen Digitalisierungsschub auch bei der Mobilität ausgelöst. „Ich appelliere an alle, jetzt nicht auf der Bremse zu stehen, sondern sich für den Transformationsprozess einzusetzen.“

Dann, Herr Minister Scheuer, sollte man Innovationen fördern, die nachhaltig gedacht und umgesetzt werden muss. Ferner braucht es viel deutlichere Anstrengungen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für das Gelingen und die Akzeptanz in der Elektromobilität.

Die Lösung ist sicher nicht die Förderung von Produkten die keine Zukunft haben werden und im Widerspruch zu den Klimazielen stehen.

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