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Elektromobilität boomt und erfordert ein Weiterdenken und Handeln, insbesondere bei der Ladeinfrastruktur. Während das Laden an einer eigenen Wallbox boomt, Arbeitgeber immer mehr Infrastruktur für die Mitarbeiter bereitstellen, Supermärkte und Einkaufszentren Ladeinfrastruktur für das Laden des Elektrofahrzeuges anbieten, stagniert ganz offensichtlich der Ausbau von Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum. Dabei muss es jetzt massiv weiter gehen, sonst bekommt die Mobilitätswende einen Riss und Akzeptanzprobleme.
Und wieder zeigt TESLA wie man es richtig macht, während deutsche Hersteller Ladeinfrastruktur wollen, aber kaum selber machen. Aber insgesamt darf erwähnt werden: Ja, es gibt noch viel zu tun und Nein: So schlimm, wie oft behauptet wird, ist es nicht. Das sage ich als jahrelanger Nutzer von Elektrofahrzeugen. Und ich lade viel an öffentlichen Stationen.
Wunsch und Wirklichkeit im Vergleich
Die Forderungen sind groß, die Wunschzahlen noch grösser, wenn es um die angebliche Anzahl von Ladepunkten geht, die benötigt werden. Elektrofahrzeuge brauchen Strom, geladen an der heimischen Wallbox, unterwegs im öffentlichen Raum, oder entlang der Fernstrecken, zum Beispiel an den Raststätten der Autobahnen oder Autohöfe. Viel hat sich in den letzten Jahren getan und gleichzeitig habe ich frustriert festgestellt, dass es weder eine Strategie noch Einigkeit gibt. Milliarden Fördermittel wurden bewilligt und das Ergebnis kann, zumindest einseitig betrachtet, frustrieren. Anspruch und Wirklichkeit passen oft nicht zusammen, aber gleichzeitig ist auch klar, dass sich das Thema Elektromobilität entwickeln darf, dazu gehört auch der Aufbau von Ladeinfrastruktur.
Es ist eben alles anders als bei TESLA. Die Konzentration auf die Supercharger und Destinationscharger, zum Beispiel bei Hotels, sind heute bereits völlig alltagstauglich. Aber in der Regel nur, weil man im Alltag viel weniger Reichweite benötigt, als oft behauptet wird und weil die allermeisten Tesla-Fahrer zu Hause oder am Arbeitsplatz laden können. Teslas Ladenetz ist aktuell das größte und zuverlässigste. Mit Abstand. Der Autobauer-Verbund IONITY glänzt dagegen mit frustrierten Nutzern, horrenden Preisen pro Kilowattstunde und das, obwohl Förderung im dreistelligen Millionen Euro Bereich fließen.
Machtkampf um Fördergelder läuft
Wieviel ist denn die angeblich richtige Zahl an Ladestationen? Wo sollen sie hin und wie soll das gehen mit dem Bezahlen? Natürlich ist hier längst ein Machtkampf entbrannt zwischen großen Playern, der Politik, aber auch der privaten Nutzer und den Fahrzeugherstellern. Irgendwie treten wir ziemlich auf der Stelle. Auch, weil Wunsch , Realität und Fantasie weit auseinander liegen. Am ärgerlichsten ist das mit der Förderung. Die Frage ist: Wer muss wie und mit wieviel Geld unterstützt werden? Fest steht: Es geht zu langsam voran, weil die Interessenlagen so unterschiedlich sind. Aber es ist besser als oft allgemein behauptet. Luft nach oben gibt es immer. Logo.
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Wer muss Ladeinfrastruktur aufbauen?
Deutschland braucht im Jahr 2030 mindestens 440.000, vielleicht sogar 843.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte für Elektroautos. So das Ergebnis einer Studie der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums. Und wie kommt man auf diese Zahlen?
Die Zahl hänge davon ab, wie viele private Ladepunkte es dann gäbe, wie ausgelastet die öffentlichen Ladesäulen seien und wie oft Schnellladepunkte genutzt werden würden. Dabei weiß man heute bereits, dass rund 80 Prozent aller Ladevorgänge zu Hause, im urbanen Umfeld oder z.B. bei Arbeitgebern stattfindet. Die rund 33.000 öffentlichen Ladepunkte reichen demnach nicht aus. Eigentlich heißt es nichts anderes als: Wir müssen was tun. Aber wer ist wir?
Die Autobauer, die an den Standorten Ihrer Händler oft stiefmütterliches Verhalten an den Tag legen? Kommunen, dessen Kern nicht die Ladeinfrastruktur sein kann? Energieversorger, die auf Flächen angewiesen sind, die Ihnen Kommunen zuweisen? Vermieter, die die Parkplätze Ihrer Mieter mit Lademöglichkeiten ausstatten? Handelsketten, die heute noch einen Sinn darin sehen, später aber frustriert erkennen, dass der “versprochene Mehrwert” ausbleibt?
All das sind Theorien und Annahmen, aber kaum realisierbar, weil zu viel ungeklärte Fakten behindern und verhindern, was wir wollen und brauchen. Ein Stadtwerk und Energieversorger wird heute nur Ladeinfrastruktur aufbauen, wenn es darin ein Geschäft sieht. Nicht immer haben sie Ahnung davon, wie man solch eine Struktur schafft, die funktioniert. Zu viele Stadtwerke sind noch im Dornröschenschlaf oder haben wenig motiviertes oder qualifiziertes Personal. Falsche Zugänge oder zu viele lokale Stationen, die nicht funktionieren – ein Grund für Ladefrust bei Nutzern und Betreibern. Dazu kommt aber auch, dass auch solche Anbieter oft beratungsresistent sind.
Auf der anderen Seite die pauschale Unterstellung, dass wir zu wenig Ladeinfrastruktur haben. Fakt ist: Es darf sich entwickeln und die Horrorszenarien, die der VDA zeichnet, stimmen bei weitem nicht. Es ist übertrieben – offensichtrlich bewusst so gewählt. Was aber stimmt ist, dass Autobauer auch Verhinderer sind, sonst würde man IONITY ganz anders betrachten und nicht solche nicht marktorientierten und damit “Verhinderungstarife” ausloben. Geld allein wird es nicht richten. Der Markt kann es regeln, aber die Bedingungen müssen besser werden.
Überall laden wird nicht funktionieren
In zehn Jahren dürften laut der Studie bis zu 14,8 Millionen Elektro- und Hybrid-Fahrzeuge in Deutschland zugelassen sein. Die Studienautoren erwarten, dass dann an 61 Prozent der privaten Stellplätze am Wohnort ein Ladepunkt zur Verfügung steht. Wir glauben es nicht, denn das Laden passiert nebenbei und Mobilität, wie wir sie kennen, wird eine andere sein. Wir stecken mitten in der Transformation. Der Anspruch dort wo ich (zur Miete) wohne auch direkt laden zu können, verbietet sich schon aus der Tatsache der Kostensicht.
Oder wären Sie bereit 10.000 € und mehr für einen für Sie reservierten Parkplatz mit Ladestation zu zahlen? Ja, private Ladestationen sind wichtig und bis jetzt der Erfolgsgarant für die Umstellung auf elektromobile Fortbewegung. „Ergänzende, öffentlich zugängliche Ladepunkte sind zwingend notwendig und decken etwa 32 Prozent der verladenen Energiemenge ab. Die restlichen 27 Prozent werden an Ladepunkten auf Firmenparkplätzen verladen.“ so die Studie.
Mein persönliches Empfinden
Und während ich hier diesen Magazinbeitrag schreibe, überlege ich, wie sich für mich die Ladeinfrastruktur darstellt. Ich würde sagen eine Mischung aus: Geht so und gut. Und das ist nicht daher gesagt, sondern jahrelange Praxis. Ich bin Langstreckenfahrer mit durchschnittlich 100.000 km pro Jahr. Seit 4 Jahren gibt es emobicon und von Anfang an waren wir und ich voll elektrisch unterwegs. Ich wüsste nicht, wo wir in diesem Jahr, in dem wir beispielsweise bundesweit zu unseren Coachings auf Tour waren, ein Problem hatten. Und ich rede nicht von der Einfachheit bei Tesla, denn zu den Coachings waren wir mit dem Hyundai KONA elektro unterwegs. Wir haben 3 Lade – Zugänge: Ladenetz (Stadtwerkeverbund), INNOGY Verbund und Ladezugang von EnBW. Das klappt. Mobile Kabel mit CEE Stecker und noch mehr Ladekarten – das kann in wenigen Einzelfällen noch nötig sein, aber in der immer größeren Elektroauto-Community ist das Schnee von gestern. Mussten wir in Hotels übernachten haben wir über booking.com Hotels ausgewählt, die Lademöglichkeiten hatten. Praktisch. Man schläft, der Stromer lädt. Unterwegs auf der Hin- oder Rückfahrt gab es Schnelllader entlang der Autobahn. Es war nie ein Problem – es war normal und ganz ok… und nochmal: Ich kann so manches Horrorszenario nicht verstehen.
Das Hauptproblem sehe ich so: Das Denken ist zu gross, zu weit weg, oft unrealistisch und zu phantasievoll statt realistisch. Denn man will immer überall laden wollen, aber nichts dafür zahlen. Dabei kostet der Aufbau, die technische Realisation trotz Förderung pro Ladestandort viel, mehr aber noch der laufende Betrieb und die Sicherstellung der Funktion. Dazu kommt Backend, Wartung, Steuern, ggf. Versicherungen etc. Ein 24 h Service wird auch erwartet und und und. So viele Dinge die kosten, also muss klar sein: Wir müssen das bezahlen.
Förderungen nutzen
Was wir aber sagen können ist, dass Unternehmen für Mitarbeiter, Gäste und mögliche eigene Fahrzeuge eigene Infrastruktur aufbauen sollten. Es entlastet in diesem Themenfeld enorm, es macht absolut Sinn, ist auch eine Frage des Willens und der Förderungen, die gerade in NRW fließen wie verrückt. Einige dieser Großprojekte bearbeiten wir aktuell und werden tolle Projekte daraus machen. Sehr großzügig gefördert vom Land NRW. In der Überzeugung ist es recht easy, weil wir keine Theorien raushauen, sondern jahrelange Praxis haben. Das motiviert und überzeugt. Ich persönlich freue mich immer über jede neue Ladestation.
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Auch die Bedingungen müssen klar sein
Ein bisschen kritisch bin ich immer, dass man meint: Jetzt muss alles perfekt sein. Muss es nicht. So wie jede Technologie und jede Umstellung Entwicklung braucht ist das auch bei der Ladeinfrastruktur. Hersteller stellen jetzt ganz pauschal, oft unsachlich Forderungen weil es in deren Marketing passt. Eines ist klar: Lade ich über Stunden Plug in Hybride und blockiere nach dem Ladevorgang den Ladeplatz wird das keiner lange durchhalten. Die Lösung scheint auf dem Weg: “Blockiergebühren”. Ich persönlich finde das sehr gut und zielführend. Denn ich sehe häufig angeleinte Elektrofahrzeuge oder Plug in Hybride, die nicht mehr ladend Ladepunkte blockieren. Wo ist also die Möglichkeit für einen Betreiber damit nötiges Geld zu verdienen? Ein Widerspruch, den es zu klären gilt. Den Herstellern ist es egal – sie wollen öffentliche Punkte auch für Carsharing nutzen. Auch das Interesse des Vertriebs sehe ich nur eingeschränkt, denn der Fahrzeughandel ist sehr schlecht auf das Thema vorbereitet und mit all den wichtigen Informationen meistens überfordert.
Die Entwicklung läuft
Klar ist aber auch, dass wir viel realistischer sein müssen. Zum einen ist Elektromobilität ein Baustein in der Transformation von morgen, auf der anderen Seite ist es heute schon viel einfacher, als oft behauptet wird und außerdem sind wir in einem wahnsinnigen Entwicklungsprozess, der dauert und das auch darf. Was Du von dem einen willst, darf sich für den anderen auch rechnen.
Vorsicht ist aber auch angebracht: Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Meckern und trotzdem nutzen hilft nicht. So ist IONITY und sein Geschäftsmodell mit all seinen Begleiterscheinungen heute nicht nutzbar. Vielleicht eine Trotzreaktion, aber ein wenig Konsequenz soll da auch helfen. Also bekommen sie von mir keinen Ladevorgang. Das darf ich hier sagen und vor allem: Ich stehe dazu.
Meine persönliche Überzeugung ist die: Es wird sich regeln und es wird nicht jedem gefallen, auch nicht zu jedem passen. Aber das muss es auch nicht.
Einfach realistisch bleiben
Ich habe in 7 Jahren viel Entwicklung erlebt, manches Mal war ich am verzweifeln, aber das war mal. Heute komme ich prima zurecht und freue mich darüber, dass wir mit der Elektromobilität viel weiter sind, als oft behauptet wird. Ich brauche keine Studie, um zu erkennen was nötig ist. Ich brauche auch keinen Automobilverband, der das eine fordert, aber das andere tut. Was ich brauche ist REALITÄT. Und dazu gehört eine deutliche Veränderung in der Zukunft, die künftig mit deutlich weniger Fahrzeugen auskommen wird und deshalb brauchen wir nicht an jeder Milchkanne eine Ladestation.
Ja, es stimmt: Es muss schneller gehen, aber es darf so viel Zeit brauchen wie nötig. Also alles kein Problem. Die meiste Zeit geht drauf für Spielregeln, gesetzliche Änderungen und viel Bürokratie bei der Realisation der Massnahmen. Das ist das eigentliche Problem im gesamten Prozess…
1 Gedanke zu „Ladeinfrastruktur: Der Aufbau geht zu langsam weiter“