Zukunft: Der Automobilverband und das Denken von gestern

Wieviel Lobbyarbeit funktioniert und insbesondere dann, wenn dieser voller Widersprüche steckt wie beim Verband der Automobilindustrie? Schnell wird gefordert, gedroht und angeblich aufgezeigt, wie ein Horrorszenario aussieht, wenn man nicht auf den VDA hört. Komisch, dass der Automobilverband die Zeichen der Zeit nicht sehen will und sich, nicht zum ersten Mal widerspricht. Es beharrt auf seinen Standpunkt auf seinen Werten und seinen Angaben festzuhalten. Zuviel Porzellan wurde in der Vergangenheit zerschlagen, auch weil VDA Politik die Politik für alle sein soll. Das Problem ist aber, dass wir in der Klimafrage keine Zeit haben. Fehler, wie Plug-In Hybrid und die Lobbyarbeit diesbezüglich werden nicht gesehen und Kritik am Verband und seiner Haltung prallt ab. Im Wahlkampfmodus geht noch was – hofft der VDA, aber was wird kommen?

Die Doppelmoral und die eigenen Bedingungen

Das Urteil ist eindeutig. Für jeden und damit auch für die deutsche Automobilindustrie. Die Richter des Bundesverfassungsgerichts haben scharf argumentiert und zwingen die Bundesregierung gerade im Interesse junger Menschen zu mehr Klimaschutz. Die verabschiedete Änderung und damit Verschärfung der Klimaschutzziele hat einen Haken: Genaue Zahlen gibt es nicht und welche konkreten Maßnahmen getroffen wurden auch nicht. Fest steht bereits: Es reicht immer noch nicht aus. Es ist Wahlkampf und alles was gefühlt negativ sein könnte wird gern nach hinten geschoben. Das es auch den Verkehr, den Verbrenner, den Verbrauch von Fahrzeugen betrifft dürfte jedem klar sein, aber schon gibt es Widerstand – insbesondere vom Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA). Warnungen, Szenarien und vor allem Drohungen. Einen Beitrag will man zu eigenen Bedingungen. Und wehe dem die Regierung hört nicht auf die Automobilbauer. Es ist nur die halbe Wahrheit, denn in den Drohungen stecken alle Szenarien, die ohnehin bekannt sind. Die Zukunft hält es nicht auf – inkl. Klima, Veränderungen der Mobilität und mit oder ohne Pandemie. Die Hetze ist an Doppelmoral kaum zu überbieten.

Die Zeichen der Zeit will VDA Chefin Müller nicht sehen

Sich dagegen zu sträuben, ist sinnlos und reaktionär gerade im Hinblick auf Ziele im Zusammenhang mit den Jobs die angeblich verloren gehen, wenn nicht das passiert was Frau Müller fordert. Im Fordern ist sie immer schnell, aber im Umsetzen eher nicht. Hier ging es bislang nur um das was angeblich geht. Nur das was sie sagt zählt. Die Zeit ist wohl vorbei und billige Drohungen helfen ohnehin nicht weiter. Selbst CSU-Ministerpräsident von Bayern, Markus Söder weiß, dass es voran gehen muss. Die Verbandschefin hat die Zeichen der Zeit allerdings nicht erkannt. Und das obwohl Verbandsmitglied VW offensichtlich viel weiter ist als sie selbst.

Es sollte doch auch im Interesse deutscher Autohersteller liegen, wenn Berlin, was den Klimaschutz betrifft, richtig unter Strom steht. Die Anzahl der Modelle steigt, das Interesse wächst deutlich und eine ambitioniertere Klimapolitik kann sich zu einer erfolgreichen Verkaufshilfe für die Unternehmen entwickeln. Es ist eher die Frage des Wollens wie es scheint.

Die Widersprüche wiederholen sich

Die jahrzehntelange Ausrichtung nach Wirtschaftsinteressen könnte jetzt zu einem deutlichen Problem werden. Nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich – insbesondere bei der deutschen Automobilindustrie.  Das merkwürdige ist scheinbar aber der interne Widerspruch beim Verband. Denn jahrelang taten sie zunächst nichts, trügerisch geglaubt als politischen Schutzwall, bis das Thema Elektromobilität so groß wurde, dass man sich damit beschäftigen musste. Dann fordert der VDA ewig und wiederholt öffentliche Ladesäulen. Gleichzeitig lässt man aber zu, dass der Ladesäulen-Verbund IONITY – ein Zusammenschluss verschiedener Hersteller, solch eine Hürde bei der Nutzung der Struktur ausweist, dass man ärgerlich danebensteht und fragt: Was soll das. Trotz Förderung in Millionenhöhe. Die Strategie ist hierbei offenbar klar: Das Laden für bestimmte Modelle der Mitgliedsunternehmen ist gewollt, während alle anderen bitte nicht kommen. Das aber hat nun das Kartellamt auf den Plan gerufen. Interessant wird sein, welche Informationen die Anbieter und Hersteller geben. Politisch geduldet wird offenbar dieses Vorgehen, welches sich widerspricht in den Forderungen nach Unterstützung. Auch das ist ein Zeichen dafür, dass man nichts verstehen will.

Jobs erhalten um jeden Preis?

Besonders ärgerlich ist es, wenn Frau Müller vom VDA wiederholt behauptet, dass durch die Elektromobilität viele Arbeitsplätze verloren gehen. Das stimmt sogar. Aber nicht durch Klima, nicht durch eMobilität, aber auch durch das ewige Streben nach Wachstum und dem Festhalten an alten Strukturen und Techniken. Auch Mobilität, die sich verändert zeigt auf, das gewachsene Strukturen nicht ewig halten. Technisch bedingt. Was der Verband aber zum Beispiel gern verschweigt, dass die Entwicklung und Produktion immer automatischer funktioniert und damit weniger Jobs benötigt werden, während Dienstleistungsstrukturen vernachlässigt werden.

Weniger Bauteil, andere Antriebe – ja es führt vor allem zu Veränderungen in der Zulieferindustrie. Ein völlig normaler Zustand. Warum klappt es denn überall und bei der Automobilindustrie nicht? Eine Studie, im Auftrag des VDA sagt auch, dass es wichtig sei hochqualifizierte Jobs in der verbleibenden Verbrennerproduktion zu erhalten, ohne den Strukturwandel aufzuhalten. Aber warum? Die Argumentation ist dünn und unverständlich. Wenn kein Bedarf mehr ist, kann ich auch kein Job erhalten. Übrigens weiß man das nicht erst seit gestern. Denn längst und das seit Jahren ist klar, dass diese Transformation kommt. Hersteller und Zulieferer in allen Bereichen weisen schon lange darauf hin, dass Elektromobilität zum Arbeitsplatzabbau führen wird. Schuld ist nicht die eMobilität, sondern insbesondere, dass Mobilität sich verändert und die Anzahl von Fahrzeugen sinken wird. Seltsam ist aber dass Frau Müller nicht darauf hinweist, dass Hersteller im Ausland, insbesondere in Asien neue Jobs schaffen.

Hält der VDA am Verbrenner fest?

Vor kurzem jubelte der VDA noch: Das Verbrenner Verbot ist vom Tisch. Wirklich? Dafür hat sie längst keine Sicherheit mehr und die neuen Klimaschutzvorgaben stützen auch den Jubel des VDA nicht mehr. Verbrenner werden teuer, der Preis „CO2 orientiert“ und auch der Preis beim Tanken wird deutlich steigen. Das wiederum ist ein klarer Richtungswechsel Richtung alternativer Antriebe. Die nächsten Horrorszenarien werden beim VDA sicher schon erarbeitet, aber mit der Glaubwürdigkeit wird es schwieriger.

Sehr merkwürdig erscheint mir in dem IFO Gutachten im Auftrag des VDA aber die Äußerung, dass parallele Produktionsstrukturen – also Produktion und Weiterentwicklung von Verbrennungsmotoren bei gleichzeitiger Hinwendung zum Elektroantrieb – noch viel Personal erfordern sollen. Das ist nur bedingt nachvollziehbar, denn kaum ein Hersteller sieht Potential in der Weiter oder Neuentwicklung von Verbrennungsmotoren nach 2025.

Der VDA und seine Behauptungen

Nachdem der VDA und sein Einwirken auf die Regierenden schlussendlich auch zu einer deutlichen Verfehlung der bisherigen Klimaziele führte ist man nun der Auffassung, dass die neu definierten Ziele zu streng seien. Was denn nun? Reicht es nicht aus, dass der Verband bei den Plug-In Hybriden weiter die Mogelpackung bedienen darf und warum ist die Verschärfung der Klimaziele nicht die Konsequenz – auch durch die eigenen Ziele? „Gute Gesetzgebung sieht anders aus“, so der VDA, der sich aber damit ziemlich widersprüchlich und auch einseitig verhält. Die Anpassung ist notwendig und konsequent – egal wer ab dem Herbst regieren wird. Dabei gibt es bereits Stimmen, dass es zu weiteren Verschärfungen und damit Anpassungen kommen muss.

Fest steht, dass mit Plug-In Modellen diese Ziele nicht erreichbar sind, wenn es um den realen Verbrauch der Modelle geht. Trotz aller Versprechen und Behauptungen rund um die Doppeltechnologie. Denn dem Entwurf zufolge soll der Verkehrssektor im Jahr 2030 nicht mehr 95 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausstoßen dürfen, sondern nur noch 85 Millionen Tonnen. Mit Plug-In Hybriden ist das nicht erreichbar, weil die theoretischen unrealistischen Zahlen, das nicht in der Praxis widerspiegeln können.

Ja, es steckt jede Menge Wahlkampf drin – gleichzeitig ist aber längst und lange bekannt gewesen, dass diese neue Zielsetzung kommen muss, nachdem man die Klimaziele zu lange ignoriert hatte. Eine Beschwerde jetzt und unter diesen Umständen ist aus unserer Sicht ziemlich dreist.

Lobbyforderungen dürfen nicht überbewertet werrden

Es muss vorbei sein, denn wir haben keine Zeit mehr. Zuviel Porzellan hat der Automobilverband zerschlagen, zu viel behauptet, wenig gehalten und Lobbyarbeit mit absurden Gründen darf keine Maßgabe mehr sein für politische Entscheidungen. Ja, zu berücksichtigen gibt es viel, aber an erster Stelle darf nicht mehr ein Verband stehen, der durch Lügen, Halbwahrheiten und Drohungen zukunftsorientierte Politik verhindert und deren Mitglieder mit täglichen Updates viel behaupten, wenig umsetzen und wo Marketingaussagen der Realität kaum standhalten. Es war viel Zeit und scheinbar nur ein (Noch) Mitglied des VDA – VOLKSWAGEN versteht was auf uns alle zukommt. Veränderungen und Änderungen. Die Zeit die der VDA mal wieder fordert ist nicht mehr da und auch weitere Forderungen an die Politik die sie selbst nicht tragen – eher aus Mangel an Realitätssinn dürfen nicht mehr zum Tragen kommen. Sie sind entzaubert – zum Glück, sonst würde aus Forderung eine neue Forderung entstehen die dem eigenen Anspruch widerspricht!

Werbung

Schreibe einen Kommentar