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Ein Elektrofahrzeug ist in der Annahme vieler viel zu teuer. Das stimmt pauschal gesagt nicht. Betrachtet man den laufenden Betrieb ist meistens das Gegenteil der Fall. Vorsicht ist dennoch angebracht. Trägt man sich mit dem Gedanken ein günstiges Angebot anzunehmen, dann lauern durchaus Fallen, die man berücksichtigen sollte. Ab 39, 49, oder ab 99 Euro – die gängige Praxis im Automobilhandel. Das klingt verlockend, aber was bekomme ich dafür? Meistens legt jeder den Focus auf den Preis und die Ausstattung. Dabei ist es möglich, dass die Sache einen Haken hat. Das berühmte Wort „AB … € “ heisst? Zusatzgebühren und Kosten, Rücknahmegebühren oder Fallstricke durch die Mehrwertsteuersenkung, die ab 2021 wieder den vollen Satz enthält, sollten unbedingt beachtet werden. Denn die Sonderzahlung bei Finanzierung durch die Nutzung der BAFA Umweltprämie kann so manches Schnäppchen teuer werden lassen. Bei Fahrzeugen mit Leasing beim Akku kommt es auch auf die Jahresfahrleistung drauf an. Um ein Schnäppchen abbilden zu können gibt es dafür meistens deutlich weniger Kilometer inklusive und Mehrkilometer können ziemlich ins Geld gehen. Auch Sonderzahlungen wie Überführung und Zulassungskosten werden meist zusätzlich erhoben. Diese Tatsache wird kaum beachtet und ist kaum bekannt. Wir erklären was dahinter steckt.
Die Nachfrage ist höher als das Angebot
Egal ob reiner Stromer oder Plug in Hybrid. Das Interesse ist enorm. Elektrisch zu fahren ist nicht nur Trend, sondern lukrativ. Die Hersteller können den Bedarf kaum stillen und so sind die Lieferzeiten für einige Modelle hoch. Wie beim Verbrenner gibt es von zahlreichen Herstellern auch Aktionen, beworben in Print, Funk, TV und bei Social Media. Günstige Modelle interessanter Fahrzeuge – auf Niveau eines Verbrenners. Viele haben auf solche Angebote gewartet. Aber nicht immer sind sie zu haben. Also muss es recht schnell gehen mit der Entscheidung. Diese verlockenden Preise sind meistens so kalkuliert, dass sie den Umweltbonus einbeziehen. Bis zu 6100 € + Herstellerrabatte werden bei der Rate berücksichtig. Raus kommt das Schnäppchen. Plug in Modelle haben ohne hin kaum eine Zukunft, der Focus ist voll elektrisch
Wir waren nach Hinweisen selbst unterwegs und haben getestet wie Verkäufer mit den Schnäppchenjägern umgehen. Das Fazit: Die Wahrheit kommt erst zum Schluss auf den Tisch, oder man will ein solches Angebot nicht verkaufen. Sie verdienen zu wenig daran heisst es. Offen oder hinter vorgehaltener Hand.
Mehrkilometer können sehr teuer werden
Bei den Angeboten vieler Hersteller muss man genau auf Bedingungen schauen und die realen Kosten. Noch kann man bei der Anschaffung eines Renault Zoe wählen, ob man das Akkupaket für 8.000 Euro kauft oder es für einen monatlichen Betrag, der von der Laufleistung und der Batteriekapazität abhängt, mietet. Das Problem dabei ist der hohe Mietpreis des Akkus. Für die neueste Generation mit 132 PS und 52-kWh-Akku und einer jährlichen Laufleistung von 7.500 Kilometer werden mindestens 72 Euro pro Monat fällig. Fährt man mehr als 7.500 Kilometer pro Jahr, erhöht sich damit auch die Akkumiete und zwar deutlich. Nicht jeder achtet drauf, denn sonst wäre es den meisten Kunden auch zu teuer. Über 800 € mehr pro Jahr können fällig werden. Andere Hersteller haben Inklusivfahrzeuge, sofern sie zu haben sind, zum Beispiel der e-up von Volkswagen.
ALD Leasing will Sonderzahlungen nachversteuern
Sehr kurios sind Informationen von Herstellern zu Leasingsonderzahlungen und die noch gesenkte Mehrwertsteuer in 2020. So heisst es bei der ALD Leasing, dass es sich nur um eine temporäre Senkung handelt, die sich auf eine Sonderzahlung auswirkt.
Die Sonderzahlungen, oft aus der BAFA Förderung, wird ab Janur 2021 anders und neu berechnet. Es geht um eine „Nachversteuerung“ so die ALD Leasing. In vorgelegten Verträgen heisst es dazu:
Für die im Zeitraum vom 01.07.2020 bis 31.12.2020 fälligen Sonderzahlungen berechnen wir ebenfalls die gültige Mehrwertsteuer von 16 %. Wir möchten Sie an dieser Stelle darauf hinweisen, dass der Gesetzgeber festgelegt hat, dass eine geleistete Sonderzahlung als Vorauszahlung auf die Leasingraten zu betrachten ist und entsprechend auf die gesamte Laufzeit des Leasingvertrages aufzuteilen ist. Damit muss der Teil der Sonderzahlung, der auf den Zeitraum nach dem 31.12.2020 entfällt, mit der Differenz von 3 % nachversteuert werden. Wir werden Ihnen dann eine angepasste Rechnung senden, da gemäß dem Konjunkturpaket – Krisenbewältigungspaket am 01.0.2021 die gesetzliche Mehrwertsteuer wieder um 3 Prozentpunkte auf 19 % angehoben werden soll.
Wir haben nachgefragt. Nur sehr wenige Händler sind darüber informiert, die ALD selber schweigt und aus dem Bundeswirtschaftsministerium heisst es dazu: „Wir sind irritiert!“ Man wolle das prüfen und nachsteuern.
Was heisst das konkret? Wenn ich eine einmalige Leasingsonderzahlung leiste, wird diese bereits zur Reduzierung der laufenden Leasing oder Finanzierungsrate genutzt. Die Zahlung ist in 2020 mit vermindertem Steuersatz bezahlt. Durch diese einmalige Sonderzahlung werden die Folgeraten aus dem Vertrag reduziert. Die ALD will aber nachversteuern. Das die Rate beim Privatleasing oder bei der Privatfinanzierung ab Januar 2021 auch den regulären Steuersatz hat, ist klar, aber dann wird eine in 2020 geleistete Sonderzahlung nachversteuert? Ohne genaue Angabe der Vorgabe kann das nicht richtig sein. Sehr merkwürdig erscheint uns dabei die Tatsache, dass nur wenige Händler darüber Bescheid wissen. Unterschiedliche Marken, unterschiedliche Händler und unterschiedliche Leasingbanken haben unterschiedliche Regeln? Wir hatten verschiedene Händler angefragt und keiner wusste dass.
Nach dem Leasing oder der Finanzierung können zudem weitere Kosten entstehen. Rücknahmegebühren oder ähnliche Verlautbarungen von mehreren hundert Euro sind möglich. Das kennt man kaum, weil diese Kosten sonst in einem regulärem Vertragsprozess eingepreist sind und meistens gar nicht extra ausgewiesen werden.
Teure Schnäppchen sind die Regel
Wir glauben kaum, dass diese „geheime“ Regelung wirksam ist und bleiben hier selbstverständlich dran. Klar ist, dass diese Lockangebote immer mit Vorsicht und ohne Emotionen angesehen werden müssen. In mehereren Fällen, die wir konkret erfragt haben kam mindestens eine Verdopplung der Leasing oder Finanzierungsrate raus. 199, 212, 226, 241 € wurden aus den 99 € Schnäppchen, inklusive aller Sonderzahlungen, die vorher nicht benannt wurden. Die Frage also ? Gibt es das 99 € Auto überhaupt? Nicht umsonst heisst es: AB 99 €.
Ob Akkumiete, günstige Einsteigermodelle – sie müssen sich klar sein, dass es noch zu zusätzlichen Zahlungen kommen kann, die in solchen Angeboten nicht berücksichtigt werden. Verschiedene Hersteller berichteten uns, dass sie solche Angebote nach Möglichkeit nicht verkaufen wollen. In der Regel haben sie viel Arbeit damit und sie verdienen wenig bis nichts daran. Eher fragwürdig erschien uns, dass wir nie sofort alle Informationen dazu bekamen, sondern wir nachhaken mussten, um alle Antworten zu bekommen.
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Tipp
Klingt gut so ein Schnäppchen, aber was steckt genau dahinter? Bevor sie sich innerlich entschieden haben, sollten aber alle Fakten auf den Tisch. Fragen Sie gezielt nach. Konktetiesieren Sie die Informationen und ggf. macht es sogar Sinn eine ndere Bank für die Finanzierung oder das Leasing zu beauftragen. Ja, es ist ein wenig Arbeit, die sich aber lohnen kann. Schauen sie sich in den Kostenvoranschlägen genau an: Was wird zu welchen Konditionen finanziert oder welche Bedingungen gibt es zusätzlich, die erst während oder nach dem Leasing wichtig sind? Diese Mehrkosten sollten sie auf jeden Fall berücksichtigen. Oft ist es sogar günstiger ein hochwertigeres Modell oder eine bessere Ausstattung zu wählen, die die gleiche Finanzierungs oder Leasingsrate hat. Checken sie die Konditionen, den Leasingsatz oder die Zinsen bei der Finanzierung genau. Händler arbeiten in der Regel mit mehreren Banken zusammen, auch der Vergleich, z.B. Ihrer Hausbank kann günstiger sein. Wichtig das insbesondere bei Flotten, wenn Ihr Unternehmen elektrifizieren will. Bei mehreren Fahrzeugen kann auch eine Sonderförderung möglich sein. Sonderkonditionen gibt es meistens ohnehin.