Elektromobilität brummt und die Forderung nach mehr (öffentlicher) Ladeinfrastruktur verstummt nicht. Aktuell bereitet der Bund einen neuen erweiterten Förderaufruf für Ladeinfrastruktur vor. Mit dem Programm „Ladeinfrastruktur vor Ort“ soll der Aufbau von Ladesäulen weiter großzügig gefördert werden. Ziel ist es bis zum Jahr 2030 deutschlandweit eine Million Ladepunkte zu errichten. Derzeit gibt es rund 40.000 öffentliche Ladepunkte in Deutschland. Das neue Förderprogramm sei mit 300 Millionen Euro ausgestattet und soll Ladesäulen vor Schwimmbädern, an Sportplätzen, Supermärkten, Restaurants oder anderen Orten ermöglichen. Antragsberechtigt sind Einzelhändler, öffentliche Einrichtungen, Kommunen, Wirtschaftsbetriebe. Nach Informationen von emobicon wird dieses Programm im April 2021 starten. Antragsberechtigt sind vor allem Unternehmen mit öffentlichen Parkplätzen. Ob eine Kumulierung mit weiteren Förderprogrammen möglich ist, steht zurzeit noch nicht fest.
Klar ist, dass gut 2.000 Ladepunkte pro Woche installiert werden müssen, wenn man das Ziel bis 2030 erreichen will. Im Moment werden wöchentlich rund 1.000 Ladepunkte öffentlich aufgebaut. Aber viele Unternehmen installieren derzeit Ladesäulen an Ihren Standorten, um Mitarbeitern das Aufladen der Stromer zu ermöglichen. Die Anzahl der neu zugelassenen Fahrzeuge soll einhergehen mit einer „ausreichenden Anzahl“ von Ladepunkten. Es ist nicht immer zielführend, dass so viele Ladesäulen auch gebraucht werden.
KfW Fördertopf könnte erneut aufgestockt werden
Der echte Bedarf ist entscheidend und kann örtlich unterschiedlich sein, auch weil Nutzer sehr häufig zu Hause oder im Unternehmen laden, in dem sie arbeiten. Die Förderung soll im Windhund Prinzip vergeben werden, oder anders ausgedrückt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst, und wer zu spät kommt, geht leer aus. Der Bund erwartet ohnehin eine „Antragsflut“, damit auch ein schnelles Abfließen der Förderung.
Die Erfahrung zeigt, dass die KfW Förderungen mehr genutzt wird, als man ursprünglich vermutet hatte. Es liegt auch an den angepassten bzw. nicht mehr vorhandenen Förderaufrufen der Bundesländer. So wurden innerhalb weniger Monate bereits Anträge für 300.000 Wallboxen gestellt. Gut 2.500 Anträge kommen täglich hinzu. Der Fördertopf wurde zuletzt ausgeweitet. Derzeit laufen zudem Gespräche auf Ministeriumsebenen, dass Fördergelder für rund 1 Millionen privater Wallboxen zur Verfügung gestellt werden könnte.
Das Ende des Verbrenners in Deutschland?
Was die Politik will ist das eine, die Realität bis zum letzten Stromanschluss eine ganz andere Sache. Auch wenn die Politik die Spitzenglättung und damit das Abschalten verhindern will, kann es vorkommen, dass im Einzelfall Ladestation kurzzeitig die Ladeleistung reduzieren müssen. Ein schneller Ausbau des Leitungsnetzes ist kaum möglich. Und er scheint auch nicht nötig zu sein. Im Moment lehnen Netzbetreiber oft bestimmte Leistungskennzahlen ab, weil sie ohnehin kaum nötig sein, z.B. ab 12 kW Ladeleistung pro Stunde für das „Zwischendurch“ Laden.
Bei der Politik scheint angekommen zu sein, dass die Zukunft für fossile Benziner und Diesel auch in Deutschland vor dem Ende steht. Bis 2035, so ein Vorschlag von Verkehrsminister Scheuer. Die Politik meint ferner, dass synthetische Kraftstoffe eine Lösungen seien, aber aktuell sind die künstlichen Kraftstoffe noch so teuer, dass sie gegen herkömmliches Benzin oder Diesel preislich keine Chance haben. Wir haben Bundestagswahl im Herbst 2021, da wird bekanntlich einiges gesagt, gemeint und gefordert.
Die Anpassungen werden noch deutlicher
Bis zum Jahr 2050 muss die gesamte Bestandsflotte ohnehin emissionsfrei sein. Nachdem Autos im Durchschnitt etwa 14 Jahre alt werden, muss der letzte Verbrenner um 2036 herum verkauft werden, oder sogar noch früher. Denn manche Autos sind ja ohnehin länger im Einsatz.
Dies gibt uns einen Vorgeschmack darauf, was bei der nächsten Anpassung der Verordnung über CO2 von Pkw, die entsprechend dem europäischen Green Deal schon für Juni 2021 vorgesehen ist, auf uns zukommen könnte. Es wird bitter und einschränkend sein. Man könnte sich vorstellen, dass das die Automobilhersteller überzeugt, dass an der Elektrifizierung des Antriebsstrangs ohnehin kein Weg vorbeiführt. Klar ist außerdem, dass die Hersteller das schon viel früher als in den 2030er Jahren angehen müssen. Nicht nur Europa, sondern auch der asiatische Absatzmarkt und Amerika sind hier deutlich in Ihrer Ansage und den Vorgaben.