Energie: Vom Billiganbieter zum Grundversorger ohne Alternative?

Energie: Vom Billiganbieter zum Grundversorger ohne Alternative?
Energie: Vom Billiganbieter zum Grundversorger ohne Alternative?

Der Energiemarkt in Europa war noch nie so nervös wie aktuell. Die Preise kennen nur eine Richtung – nach oben. Und jetzt ist das Ende für die Billiganbieter eingeläutet. Viele dieser Geschäftsmodelle gehen nicht mehr auf. Die Versorgung eingestellt, Kunden gekündigt und diese rutschen automatisch in die Grundversorgung. Dort sind die Preise überdurchschnittlich hoch – Börsenpreise halt. Will man zu einem günstigerem Anbieter wechseln kommt oft Ernüchterung, denn die Preise für Neukunden sind auch hoch. Wir haben nachgefragt und erklären die Zusammenhänge. Fest steht: Das wird erstmal so bleiben – Alternativen gibt es kaum.

Billigstrom geht nicht mehr

(Neu) Kunden die keiner gebrauchen kann und die Stadtwerke, die meistens die Grundversorgung übernehmen (müssen), haben nun nicht nur die Herausforderungen die Prozesse mit dem Zwangswechsel einzugliedern. Sie müssen vor allem Ihre Stärken herausstellen und von sich überzeugen. Dazu kommt, dass diese Kunden ein Problem bei der Beschaffung von ausreichend Energie verursachen – meistens nur deckend über den zusätzlichen Einkauf von Energie an der Strombörse. Und da die Preise dort nur die Richtung nach oben kennen sitzt der Schock bei vielen tief. Denn die angebotenen Preise sind überdurchschnittlich hoch. Von bis zu 1,15 € pro Kilowattstunde hören wir. Und die Rechtfertigungen für diese Preise sind durchaus nachvollziehbar. Der Politik schmeckt das natürlich gar nicht. Sie will regulieren, aber kann in Wirklichkeit nur wenig tun. Es wird weitere und viele zehntausend Kunden treffen – eine Herausforderung für den Energiemarkt. Dabei ist die Situation hausgemacht. Billig und Strombörse, das geht nicht mehr. Besser aufgestellt sind ganz klar Stadtwerke.

Elektromobilität von emobicon

Die Not auf beiden Seiten

Laut Bundesnetzagentur haben im vergangenen Jahr knapp 40 Energielieferanten angekündigt, die Belieferung ihrer Kunden bis zum Frühjahr einzustellen, oder sie bereits beendet. Gas und Strom fließen in solchen Fällen weiter, weil das Prinzip der Grundversorgung greift. Es funktioniert wie ein Netz: Werden Kunden von ihrem Strom- oder Gasanbieter fallen gelassen, fangen die örtlichen Grundversorger sie auf, vielfach sind das die Stadtwerke. Sie machen das nicht freiwillig. Als Unternehmen, das in einem bestimmten Netzgebiet die meisten Kunden beliefert, sind sie dazu verpflichtet. Und angesichts der Kündigungswellen durch Anbieter wie Stromio geraten die Grundversorger nun zunehmend selbst in eine schwierige Lage.

In der Energiebranche sind diese „Stromschnorrer“ ziemlich unbeliebt. Diese und Ihre Kunden haben jahrelang profitiert, und jetzt, wo sie betriebswirtschaftliche Probleme haben müssen Grundversorger mit teils hohem Aufwand erklären und die Energielieferungen sicher stellen. Nach den Lieferstopps von Stromio und weiterer Billiganbieter sind plötzlich mehrere Hunderttausend Kunden in der Grundversorgung gelandet. Diese erwarten nicht selten ein ähnlich Angebot mit den Kosten von vorher und wundern sich nun über die aktuellen Angebote. Auch ein Wechsel ist schwierig, wenn auch möglich. Allerdings unwahrscheinlich sind ähnliche Konditionen die der Bestandskunden. Was fehlt ist das Verständnis – auf beiden Seiten. Das liegt aber im Wesentlichen an der umkonkreten Information. Allerdings wagt derzeit kaum jemand

Aus billig wird teurer – zumindest anders

Kommen die Kunden plötzlich in Scharen, müsste die Freude eigentlich riesig sein. Eigentlich. Aber das sorgt für Probleme. Denn die neuen zusätzlich notwendigen Strommengen sind in der Regel nicht eingeplant. So muss dann zusätzlich am überhitzten Strommarkt eingekauft werden. Diese Kosten sind in der Regel deutlich höher, als geplante Mengen, teils sogar in eigenen in Kraftwerken, Beteiligungen an Windparks oder über Photovoltaik Energie produziert werden konnten.. Dass das so dramatisch ist hat kaum einer kommen sehen. Damit waren solche Mengen nicht absehbar. Billiganbieter dagegen deckten sich oftmals am sogenannten Spotmarkt kurzfristig ein – und das zu günstigen Konditionen.

Das funktionierte solange, wie Energiepreise noch niedrig waren – oft durch ein Überangebot. Aber diese Anbieter haben keine Ausweichen – und Ausweichmöglichkeiten. Grundversorger, meistens Stadtwerke, haben das und sind dadurch flexibler, als der Sportart. Der billige Jakob, wie man sagt, wollen Stadtwerke, die meistens nun auch die Grundversorgung absichern gar nicht sein. Es geht um langfristige und zuverlässige bezahlbare Energie. In der Regel aus der Region – für die Region.

Elektroauto: Wenn Mythen & Fake-News zur Wahrheit werden sollen

Diese konservative Einkaufspolitik hatte für die Grundversorger in der Vergangenheit zur Folge, dass sie leicht zu unterbieten waren und Kunden anderweitig Tarife abschlossen. Wer in der Region und in der Regel bei Stadtwerken geblieben war kann sich zunächst beruhigt zurücklehnen. Die Preise bleiben in der Regel niedrig – teilweise sogar deutlich. Die Bestandskunden könnten sich darauf einstellen, dass die Preise weitgehend stabil bleiben. Kunden, die nun in die Ersatzversorgung fallen, zahlen mehr als das Doppelte: teilweise mehr als einem Euro pro Kilowattstunde. Seit einigen Tagen könnten Neukunden zwar häufig den Tarif auch innerhalb eines Versorgers wechseln, aber in der Regel sind diese Tarife immer noch teils deutlich teurer.

Politik und Verbraucherschutz fordern ohne Blick auf den Markt

Aber die Grundversorger wollen keine neuen Kunden – so heisst es in internen Gesprächen häufig. Auch frische Tarife werden immer wieder ausgesetzt – zu hoch der Aufwand, auch weil der hohe Preis nicht häufig mit Ärger verbunden ist. Der sogenannte Neukundentarif stösst vor allem aus der Politik auf viel Kritik. Auch Verbraucherschützer kritisieren, dass die Grundversorger in einer derart angespannten Lage einen Unterschied machen zwischen neuen Kunden und Bestandskunden. So wird sogar verlangt, dass für Bestandskunden der Preis erhöht wird, um in einer Art Mischkalkulation die Preise für alle gering zu halten bzw. die Kosten für die Wechsler nicht so hoch ausfallen.

Und dabei weiss, sowohl Politik, als auch der Verbraucherschutz wie angespannt die Lage am Energiemarkt ist. Die Forderung ist aus unserer Sicht absurd. Kaum ein Wort darüber, dass man für die Zukunft darüber nachdenken sollte, solche Anbieter zu regulieren und zu kontrollieren. Der Bundesverband der Energie und Wasserwirtschaft hatte das zuletzt zurecht gefordert. So eine Situation darf sich nicht wiederholen. Aber ein bisschen Realität beim Kunden muss auch möglich sein.

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Günstiger kann besser als billig sein

Jetzt ist Geduld, viel Recherche und möglichst eine kurze Vertragslaufzeit wichtig, um den Markt zu beobachten und bei allgemein sinkenden Preisen flexibel reagieren zu können. Klassische Vergleichsportale helfen bedingt. Wir empfehlen unbedingt auch den Blick in die Region beim örtlichen Stadtwerk – auch in Nachbarstädten. Einen allgemeinen Tipp wollen wir an dieser Stelle nicht geben – es ist auch deshalb schwer, weil der Anspruch unterschiedlich ist. Das liegt u.a. auch daran, weil bestimmte vertragliche Kombinationen, z.B. Autostrom für das Laden von Elektrofahrzeugen, oder Tages und Nachtstrom – auch Sonderkonditionen z.B. für die Wärmepumpe ganz unterschiedlich gehandhabt werden. Auch die Mythen von teurer erneuerbarer Energie stimmen nachweislich nicht – teuer ist fossile Energie und fossile Energieträger. Man muss sich schon einmal vorab informieren. Die günstigsten Preise bieten mittlerweile die Versorger die (fasst) ausschliesslich Ökostrom anbieten. Auch alle Strombestandteile sollte man betrachten (Siehe Grafik)

Strompreiskomponenten

Autostrom muss nicht teuer sein

Auch wenn die Preiserhöhungen an Ladestationen kommen, ist Elektromobilität in der Regel immer noch günstiger im laufenden Betrieb. Das hängt auch damit zusammen, weil die meisten Ladevorgänge zu Hause an der eigenen Wallbox oder beim Arbeitgeber stattfinden. Öffentliches Laden findet in der Regel nur manchmal statt – auch abhängig vom Fahrzeugmodell und der vertraglichen Situation. So können Fahrzeuge, z.B. von Hyundai, Kia, VW, Audi und anderen besonders günstig an den HPC Ladern von IONITY laden, oder die Verbindung Haushalt & Autostrom, die oft ein günstigeres Laden an öffentlichen Stationen bietet. Auch spezielle Autostromverträge für die heimische Wallbox zu Hause bietet günstigere Tarife. Teurer wird es in der Regel dann, wenn Ad hoc Laden nötig ist. Je nach individueller Situation muss man hier austesten und checken, welche Möglichkeiten sinnvoll sind.

Ab und an ist auch eine „Flatrate“ sinnvoll, aber Vorsicht, denn man sollte dazu die Bedingungen kennen. Viele Ladekarten und Zugänge zu Ladestationen sind eher verwirrend und helfen kaum. Ich brauche das nicht und komme auch so prima zurecht. Ein realistischer Blick auf den Markt hilft – ein bisschen Aufwand kann aber viel helfen, vor allem aber beruhigen.

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Fazit

Jetzt heisst es erstmal Ruhe bewahren. Mehr geht nicht. Zu viele Fragen bleiben. Es liegt an soviel unterschiedlichen Faktoren, die den Strompreis bestimmen. Wichtig wäre insbesondere nicht wieder auf die Billigheimer hereinzufallen, denn es ist eher das Geschäftsmodell, welches auch einen Schaden bei Ihnen auslöst. Schauen sie sich um, nicht nur nach Preis, sondern Ihren individuellen Bedürfnissen in Zusammenhang mit dem Elektroauto. Das geht viel und da kommt noch viel mehr. Der Markt ist heftig in Bewegung und Vehicle to Grid, Bidirektionalität, solaroptimiertes Laden, auch Direkt Payment, Plug and Charge sind Themen dieser Zeit.

Auch künstliche Intelligenz wird künftig ein grosses Thema sein. Ich finde das alles ja ziemlich spannend. Klar, wir sind vorbereitet und arbeiten auch hier an passenden Lösungen. Vorteil für uns: Wir sind marken – unabhängig. Die Zeit der klassischen Ladestation, wie wir sie heute kennen geht zu Ende. So auch der klassische Strompreis wird bald Geschichte sein. Mehr Flexibilität im Umgang mit Energie kann auch Kosten senken. Der Einheitspreis wird zu Ende gehen. Das heisst nicht automatisch einen Nachteil zu haben – im Gegenteil…

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