Automobilbau: Der Richtungsstreit des VDA und seinen Mitgliedern

Bild: emobicon®

Was ist die Zukunft? Elektromobilität mit reinen Elektrofahrzeugen? Wasserstoff oder syntetische Kraftstoffe? Die Automobilindustrie in der Zwickmühle zwischen wirtschaftlichen Denken, CO2 Vorgaben der EU und der strategischen Ausrichtung Ihrer eigenen Stärken und Überzeugungen. Mitten drin der VDA – der Verband der deutschen Automobilindustrie. Nun stemmt sich VOLKSWAGEN zu einem Gesetzentwurf aus dem Bundesumweltministerium.

Position von VW ist nicht kompatibel

Volkswagen ist nicht mit den Zielvorgaben für Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe einverstanden. Die klare Position des Autobauers, die konträr zu der des Verbands der deutschen Automobilindustrie (VDA) und der von Wettbewerbern wie BMW liegt, passt nicht zur Elektrifizierung und der Ausrichtung von VW. Während der VDA stets für Technologieoffenheit plädiert und BMW-Chef Oliver Zipse sich von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier  erst im Sommer den „Ausbau der Wasserstoff-Tankstelleninfrastruktur“ gewünscht hatte, sieht VW eine Vernachlässigung der gesetzlichen Regelungen, die die Automobilindustrie auf die ausschließliche Herstellung vollelektrischer Fahrzeuge festlegen. Für VW spielen sogenannte E-Fuels in der Zukunft keine Rolle und eine Abkehr der Wasserstofftechnik scheint ohnehin vom Tisch.

Stellungnahme ohne VW

Der Streit brodelt schon länger, denn ein Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministerium der der Süddeutschen Zeitung vorliegt, enthält die EU-Richtlinie zu erneuerbaren Energien im Verkehrsbereich. Demnach will die Regierung den Anteil der erneuerbaren Energien im Verkehrssektor bis 2030 festlegen und auch Festlegungen zu deren Förderung treffen. Entsprechend hatte das Bundeswirtschaftsministerium die betroffenen Akteure zu Stellungnahmen aufgefordert.

Offensichtlich ohne Abstimmung hatte der VDA eine Stellungnahme eingereicht und angenommen, damit für die deutsche Automobilindustrie zu sprechen. In der VDA-Stellungnahme waren sogar höhere Zielvorgaben für Wasserstoff und synthetische Kraftstoffe gefordert worden. Scheinbar nicht vereinbar mit den Zielen des VW Konzerns.

Wasserstoff nicht für Individualverkehr

Volkswagen passt das offenbar gar nicht, denn die Verbandslinie könnte kaum stärker von der Überzeugung von Volkswagen abweichen. Kritisiert wird insbesondere die Überlegung, aus grüner Energie Wasserstoff herzustellen. Für VW “unsinnig” und insgesamt würden „die sogenannten Potenziale dieser Alternativen beim flüssigen Kraftstoff im allgemeinen massiv überschätzt“. Weiter heisst es: “E-Fuels seien kostenintensiv, wenig klimaeffizient und von einem nur geringen Wirkungsgrad.”

In Abstimmung mit weiteren Marktakteuren glaubt VW demnach, dass Wasserstoff als Energiequelle ausschließlich zum „Umbau von Industrien wie Stahl, Chemie oder Zement“ eingesetzt, aber nicht im Individualverkehr” eingesetzt werden kann.” Ähnlich sehen wir das von emobicon auch und haben hier deutlich erklärt, warum die Meinung von Volkswagen als richtig gesehen werden kann.

Ein Konzern ohne klare Position?

Volkswagen hatte sich nach dem Abgasskandal schnell positioniert und setzt voll auf Elektromobilität. Alternativen sieht der grösste Autobauer nicht. Die ersten ID.3 sind auf dem Markt, der ID.4 und weitere Modelle folgen recht zügig. Um das Thema Elektromobilität baut der Hersteller eine ganze Welt auf, die der Kern der Neuausrichtung sein soll. Auch deshalb verwundert die Position nicht.

Anders, so scheint es, die Position der Konzerntochter PORSCHE, die das Thema synthetischer Kraftstoffe völlig anders eingeschätzt. Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner vertrat dabei die Meinung, dass die Autoindustrie insgesamt rein mit Elektroantrieben nicht schnell genug vorankäme. Und selbst wenn es gelänge, im Rahmen der bestehenden Planungen auf Elektromobilität zu setzen, so würde der Verbrennungsmotor dennoch die Autowelt noch lange dominieren, so Steiner. Experten sehen das anders. Denn diese Technologie kann den Vorsprung der Elektromobilität nicht mehr aufholen. Ausserdem ist die Effizinz nicht vorhanden und der primäre Energieeinsatz für E-Fuels viel zu hoch.

Anders betrachtet sieht man aber auch eine riesige Bestandsflotte mit Verbrennungsmotoren die nicht aus dem Blick gelassen werden kann. Entsprechend hatte Porsche angekündigt, sich beim Thema E-Fuels selbst in die Entwicklung einzubringen.

Was ist E-Fuels

E-Fuels das ist die Idee Kraftstoffe aus erneuerbarer Energie herzustellen. Es handelt es sich dabei um synthetische Antriebsstoffe, die mithilfe von regenerativer Energie hergestellt werden.

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Diese unterscheiden sich in ihren chemischen Strukturen und Grundeigenschaften nicht von herkömmlichem Diesel oder Benzin aus Erdöl. In heutigen Testanlagen produziert man schon kleine Mengen, allerdings mit sehr hohem Energieeinsatz. Diese E-Fuels sollen im Idealfall klimaneutral hergestellt werden können. Das ist aber nur dann der Fall, wenn bei der Herstellung des benötigten Wasserstoffs konsequent auf erneuerbare Energien, etwa Windkraft, zurückgegriffen werden kann.

Dabei wird Wasserstoff durch Elektrolyse gewonnen, was sehr energieintensiv ist. Ein weiterer Nachteil ist Kohlendioxid als zweite Komponente des synthetischen Kraftstoffs. Wenn man es schafft den CO2 direkt der Luft zu entziehen, kann eine klimaneutrale Verbrennung erfolgen. Nur dann können E-Fuels einen positiven Beitrag zur klimaneutralen Mobilität sein. Änderungen an den Fahrzeugen sind, nach aktuellem Stand, nicht nötig.

Das Für und Wider erneuerbarer Energie

Syntheische Kraftstoffe haben einen entscheidenen Nachteil, denn bereits heute lässt sich der primäre Energieeinsatz und das Speichern der Energie in einem Fahrzeugakku viel effektiver darstellen. Ferner wird viel weniger Energie benötigt um Akkus zu produzieren und Elektrofahrzeuge zu bewegen.

Anders die Beführworter von E-Fuels die glauben, dass ein Übermass an regenerativer Energie genutzt werden könnte, um damit E-Fuels Produkte herzustellen. Dabei ist die Speichertechnologie schon so weit dass erneuerbare Energie steuerbar in Akkus gespeichert werden kann. Auch diese Technologie und die nötigen Rahmenbedingungen entwickeln sich dafür deutlich.

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