Elektrofahrzeuge, Energie, viel Show und noch mehr Superlativen. Es geht rund bei den Herstellern, die endlich aufgewacht sind und sich dann doch mit vielen Behauptungen und vielen Tesla Killern weit hinauslehnen. Und dazu kommt dann noch die Ladeinfrastruktur, das Geschäftsmodell der Energie, das Aufladen, schlechte Aufklärung im Vertrieb, Veränderungen bei den Förderungen und viel Lobbyarbeit für die elektrifizierten Plug in Modelle. Eine spannende Zeit…
Es wird unübersichtlich
Hyundai IONIQ 5, VW ID.4, EQA von Daimler, der neue KIA, der Polestar, e`tron und Co. Puh. Die Auswahl der Modelle nimmt Fahrt auf und das nicht nur im PKW-Bereich. Die Preise sinken oder sind in vielen Fällen mit Verbrennern vergleichbar. Diskutiert wird über Ausstattung und Ladetechnik, die richtige Ladekarte, die heimische Wallbox und erneuerbare Energien. Dazu kommt dann und wann auch mal wieder ein Fahrest eines Journalisten, bei dem natürlich nichts funktioniert. Die Flut der Informationen wird unübersichtlich, auch weil man jetzt unterscheiden muss zwischen Marketing und Behauptung und Realität. Dabei kommt es nun auf das „*“ an und da sich nicht jeder mit Elektromobilität, Anspruch und Wirklichkeit auskennt, verwundert es dann auch nicht, wenn beispielsweise AUDI eine WLTP Reichweite angibt, die aber auch schon wieder relativiert wird: „nur im Stadtverkehr, nur im ECO Modus und nur ohne Heizung oder Klimanutzung.“ Der Verbrenner stirbt. Zeit sich mit Veränderungen zu beschäftigen.
CO Preis könnte zur Abschaffung der ÖKO Strom Umlage führen
Treiber ist natürlich auch, dass der CO2 Preis beim Tanken wirkt. Kraftstoffe sind wieder deutlich teurer und der Preis wird weiter steigen, während die Diskussion um eine Veränderung der Steuerlast bei (grüner) Energie Fahrt aufgenommen hat.
Seit Anfang des Jahres verteuert die CO2-Abgabe von 25 Euro pro Tonne beispielsweise Sprit um etwa acht Cent den Liter, erst im nächsten Jahr sollte sie eigentlich um ein Fünftel steigen. Das könnte aber deutlich schneller und damit eher kommen. Nach Informationen von emobicon wird über ein neues Maßnahmenpaket gesprochen, welches die Kraftstoffpreise durch einen neuen CO2 Preis schneller steigen lassen könnte. Höhere Preise führen zu mehr Einnahmen. Damit könne man die Umlage zur Finanzierung des Ökostroms komplett abschaffen. Diese beträgt derzeit mit 6,5 Cent gut ein Fünftel des Strompreises. Und das Geschäft mit Energie, wird für viele Hersteller immer lukrativer.
Bislang ist für 2023 ein CO2-Preis von 35 Euro vorgesehen. 2024 sind 45 Euro geplant, 2025 dann 55 Euro. 2026 soll es dann einen Preiskorridor von 55 bis 65 Euro geben. Selbst in der Industrie wird dieser Weg inzwischen unterstützt: So hatte auch Volkswagen für eine stärkere Anhebung plädiert. Sie würde Elektro-Autos im Vergleich zu Verbrennern schneller attraktiver machen und könnte deren Absatz weiter fördern. Und selbst diese Zahlen könnten schon bald überholt sein. Der Druck in der Politik ist groß. Die „Klima Union“ von CDU und CSU muss liefern, wenn sie im relevanten Thema, welches derzeit von den Grünen besetzt ist, punkten will.
Hersteller werden zu Energieanbietern
Der Kampf um Stromkunden wird derweilen mit harten Bandagen geführt. Und wie gewohnt, einen kleinen regionalen Versorger als Lieferanten zu nutzen wird in Frage gestellt. Denn neue Wettbewerber stehen vor der Tür – selbst aus der Autobranche. Den gleichen Fehler wie ihre Kollegen aus der Autobranche wollen Energiemanager in Deutschland ganz sicher nicht machen. Aber was kommt? Ladekarte oder Zahlung per Kreditkarte an der Ladesäule und was ist mit hauseigener Photovoltaik und den Stadtwerken als örtlichen Versorger? Während einige Versorger noch im Dornröschenschlaf sind pirschen E.ON, EnBW, RWE und Co vor, denn die neue Konkurrenz der Hersteller ist aufgewacht, nachdem ausgerechnet Tesla jetzt den Energiemarkt aufmischen könnte. Es geht um viel, um sehr viel. Aber Hersteller wie VW, BMW, Daimler und Co hecheln den neuen Gegebenheiten deutlich hinterher. Für TESLA Fahrer ist es attraktiv, weil glaubwürdig und durchdacht: Die Ladestation, Photovoltaik und das Netz aus Superchargern – alles aus einer Hand. Es ist unkompliziert und gut durchdacht. Umso mehr sind Stromanbieter in Deutschland seit Wochen von den möglichen Ambitionen des US-Unternehmens in ihrem Beritt alarmiert.
Gibt Tesla bald den Ton an?
Dabei gibt es bislang noch gar keine konkreten Ankündigungen. Nur eine Onlineumfrage unter ausgewählten Kunden. Per E-Mail hatte Tesla gefragt, ob die Kunden neben dem Elektroauto und den dazu angebotenen Solaranlagen und Heimspeichern auch Interesse an einem „speziell entwickelten Tesla Stromtarif“ hätten. Auch ich bekam so eine Information: Wenn Tesla Ihnen heute ein komplettes ,Energiepaket‘ anbieten könnte (einschließlich Photovoltaikanlage, Heimspeicher, Lademöglichkeit für Ihr Elektroauto und 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung), würden Sie gerne mehr erfahren? Ich habe mit „JA“ geantwortet. Das ist eine Kampfansage.
Viele Chancen bleiben ungenutzt
Eine Wallbox, kein Kerngeschäft der Hersteller und Händler, ist cool und dennoch eine Nische. Die Händler wissen: Ich habe zu wenig Ahnung – der Kunde meistens viel mehr und so haben die Automobilhändler kaum eine Chance gegenüber dem freien Markt, der mit Kompetenz punkten kann. Ok, man ist noch am Testen. Mal schauen, wie lange noch.
Die Installation läuft meistens über große Anbieter wie EnBW, E.ON oder hauseigene Gesellschaften z.B. Elli von Volkswagen. Als Guddi winkt sogar der vielleicht günstige Stromvertrag und eine Ladekarte des selbigen Anbieters für öffentliche Ladestationen. Die Beratung ist dazu allerdings oft dürftig, falsch oder zumindest fragwürdig. Für viele ist ein großer Versorger aber nicht glaubwürdig genug, wenn er diesen eher nutzt, um sich einen grünen Anstrich zu geben, während viele Anbieter gleichzeitig eher mit Kohlestrom in Verbindung gebracht wird. Die Vergangenheit und so manches Fettnäpfchen wirkt eben nach. Und gleichzeitig bleibt es schwierig, dass viele Stadtwerke Ihre Chancen nicht wirklich nutzen mit der Elektromobilität Kunden zurück zu gewinnen die sie im Zuge der Liberalisierung des Strommarkes verloren hatten. Schade, warum Hersteller und Händler kaum regionale Nischen suchen, um mehr Regionalität abbilden zu können – eben, dass, was ein Interessent eher wünscht.
Der Kampf ist deutlich erkennbar
Seit Jahren arbeiten Hersteller an DEM Modell, dem Tesla Killer. Und aktuell haben irgendwie alle einen. Nicht schlecht was der Markt liefert. Vom einfachen DACIA Stromer, bis zum EQS von Daimler – die ganze Bandbreite die unterschiedlicher nicht sein könnte. Und natürlich die Show, wenn es um Plug-In Modelle geht. Eine schlechte Übergangslösung, weil sie sehr häufig falsch genutzt wird, nämlich wenig oder nicht geladen, aber mit voller (Elektromobilen) Förderung und Steuervorteilen, die immer weniger verstehen. Dazu kommen die Widersprüche, dass einerseits vom Automobilverband ständig und wiederholt der schnellere Ausbau der Ladeinfrastruktur gefordert wird, gleichzeitig aber hingenommen wird, das IONITY nur für ausgewählte Modelle zu seinen scheint, trotz massiver Förderung in Millionen Höhe durch den Steuerzahler. Die Herausforderung in der Elektromobilität ist deutlich höher, als die meisten denken.
Wir haben längst keine Perfektion, dass muss es auch nicht. Weder bei Modellen noch bei der Infrastruktur. Denn das Thema entwickelt sich. Rasant und mit viel Spannung im Getriebe. Jetzt sieht man auch, wer wirklich was kann und wie man die Zukunft sieht. Dazu gehört natürlich wieviel Show. Aber die Show kann nur ein Tröpfchen sein oder die Suche nach Aufmerksamkeit. Natürlich sind alle die Besten. Das Problem ist hier und da die Glaubwürdigkeit.
Die Strategie geht nicht bei jedem auf, denn alles ist anders. Das erleben wir ja auch bei uns. Man muss tief Luft holen, sich ständig weiterentwickeln, Informationen aufsaugen und bewerten. In unseren Coachings für den Automobilhandel spüren wir nach wie vor eine tiefe Verunsicherung, eine Seite der Überforderung und das eine Coaching von gestern schon ein Nachteil bedeutet, wenn dieses nicht erneuert wird. Die Entwicklung erfordert Kompetenz. Bei allen Herstellern, bei den meisten Händlern. Das wird viel zu sehr vernachlässigt
Wenn die Politik wollte, würde sie die richtigen Maßnahmen treffen
Wenn Sie wollte, dann würde sie es tun. Das hatte ich, zwar in einem anderen Zusammenhang letztens noch gehört. Es geht um die Maßnahmen, Förderungen, Energiewende und Veränderungen in so vielen Bereichen der Gesellschaft. Maßnahmen und Behauptungen der Politik. Ein bisschen hier und ein bisschen da – aber unübersichtlich bleibt es insgesamt. Und was ist mit den Förderungen für die Elektromobilität? Das Thema zu priorisieren ist das eine – aber rund 400 mögliche Fördertöpfe zu verstehen ist das andere. Dabei wird auch, meist lobby bezogen, viel Potential verschenkt, durch Bürokratie, Widersprüche und das Aussitzen von nachhaltigen Entscheidungen. Klar ist doch aber: Was wir heute, aus welchen Gründen auch immer, verschieben oder verzögern müssen wir auf der anderen Seite aber schneller machen und damit oft schlechter entscheiden. Ja, es geht um Arbeitsplätze, aber ist das nicht auch die Zukunft in so vielen neuen oder anderen Branchen, die heute behindert werden, während die sterbende Zukunft geschützt wird?
Die Show geht weiter
Ärgerlich ist aber nach wie vor die Behauptung vieler Hersteller: Wir sind die Besten, wir verstehen den Markt, das Produkt und die Dienstleistung. Falsch. Oft verstehen sie nichts, sondern machen so weiter in Ihrem Trott. Das parallele Universum zwischen Verbrenner und echter Elektromobilität. Es soll so klingen und so sein, wie es immer war. Falsche Aussagen oder die Relativierung dieser. Viel heiße Luft, oft nicht haltbar und die Glaubwürdigkeit bleibt erneut auf der Strecke. Der Unterschied ist aber da: Mehr Konnektivität, smarte Mobilität, anderer Antrieb und das Übertreffen der Aussagen zu Reichweite und Ladeleistung. Die Schwierigkeit dabei ist den Interessenten mitzunehmen, aber wie, wenn ich auf vielen Hochzeiten tanze. Elektro oder Diesel, Wasserstoff oder Hybrid? Es verwirrt, denn angeblich ist alles toll, alles ist die Zukunft.
Elektromobilität hat längst gewonnen
Klar ist längst das Elektromobilität keine Nische mehr ist. Wasserstoff wird kein Thema, zumindest nicht in der individuellen Mobilität und Plug-In Hybride sind ein Auslaufprojekt, selbst entzaubert durch die Hersteller. Der Verbrenner wird sich selber abschaffen, weil er selbst und der fossile Kraftstoff teurer werden, denn der CO2 Preis wird deutlich ansteigen. Das wirkt – von ganz allein. Zusätzlich sprechen wir von deutlichen Veränderungen in der Mobilität – unabhängig von den Zeiten der Pandemie und die Frage von Energie, Energiewende, aber auch Klimaschutz rücken immer mehr in den Focus.
Die Hersteller müssen nur aufpassen, dass sie das Rad nicht wieder überziehen. Sorry, aber ein Plug-In Modell ist eine Mogelpackung und sicher kein Helfer beim Klimaschutz. Übertreibt nicht, denn die Nutzer werden sensibler was Eure Behauptungen betrifft.
Ohnehin macht es Sinn sich jetzt nicht auszuruhen, denn die komplette Mobilität wird so anders werden, wir wie sie noch nie hatten, wetten? Das eigene Fahrzeug? Wird weniger. Fahreinschränkungen? Werden kommen. Tempolimit und Maut? Ohnehin und bald. Carsharing und smarte Mobilitätslösungen? Längst in der Erprobung. Wir bleiben mobil, aber anders, nachhaltiger und vernetzter…