Ladeinfrastruktur: Die Sache mit dem Aufladen von Elektroautos

Es ist kompliziert! So würde man den allgemeinen Status nennen, wenn es um das Aufladen von Elektrofahrzeugen geht. Dabei hat die Entwicklung der Ladeinfrastruktur rasant zugenommen und ich selber weiss, wie es anfing, sich veränderte und wie der Stand heute ist. Klar ist: So schlimm, wie behauptet, ist es nicht mehr, aber verbesserungswürdig ist es schon. Man sollte realistisch sein.

Es gibt 3 Dinge die es zu unterscheiden gilt: Die private Ladeinfastruktur, öffentliche Ladeinfrastruktur und Infrastruktur von TESLA. Warum ? Weil die Unterschiede groß sind und erklärungsbedürftig ist es auch. Es entwickelt sich und das darf es und wird es. Es muss nichts in einer gewünschten Perfektion vorhanden sein, denn genörgelt wird sowieso immer.

Die Ladeinfrastruktur für Elektroautos wird in Deutschland gerade erst aufgebaut – doch das Bundeskartellamt erhält schon zunehmend Beschwerden über Preise und Konditionen. Deshalb will die Wettbewerbsbehörde jetzt die Bereitstellung und Vermarktung der öffentlich zugänglichen Ladesäulen unter die Lupe nehmen. Die Behörde wolle schon in einer frühen Marktphase mögliche strukturelle Wettbewerbsprobleme erkennen. Hintergrund dürfte sein, dass der Anbieter IONITY das Laden von Elektrofahrzeugen welches nicht zum Konsortium VW, BMW Daimler gehört quasi erschwert. Roaminganbieter können kaum noch genutzt werden.

Ist es nicht Ansichtssache?

Ich bin da vielleicht einer anderen Ansicht, wenn man sich in dem Themenfeld befindet. Erstmal klar ist: So ganz schlimm, wie häufig behauptet ist es nicht. Differenzierter würde ich sogar sagen: Es ist besser als die meisten glauben und NEIN: Ich muss es nicht schön reden und JA ich weiss natürlich um die Probleme und klar ist auch: Die Ladeinfrastruktur ist nicht perfekt. Aber können wir uns nicht einig sein, wenn man ganz pauschal und richtig sagt: Es entwickelt sich, das darf es und das tut es? Doch. Und dazu stehe ich. Ganz bestimmt.

Mein Job ist auch die Ladeinfrastruktur und ich fahre sicher nicht mit einem Diesel zu unseren Kunden, weil das Thema Elektromobilität ist. Ich fahre elektrisch. Seit vielen Jahren und schon lange hatte ich keine Probleme mehr. Ja, ich kenne die Informationen von einigen und kenne Lücken im Ladenetz, ich kenne auch das Problem Ladekarten und kenne das Zuparken von Ladesäulen. Immer den Einzelfall betrachtet ist das oft aber nicht so schlimm, wie man nach draussen verbreitet. Klar ist aber, das es aufwendiger ist.

Die Entwicklung ist vorhanden

Ich kenne aber auch die Funktionalität. Früher, das sage ich sehr offen, war es in der Tat komplett anders. Zu viele Ladekarten, ich glaube um die 30, waren es bei mir. Man muss aber auch wissen, dass es einmal anfing und nichts ist am Anfang perfekt aber es darf sich entwickeln. Zwischenzeitlich sah es mal so aus, als wenn es einfacher werden würde, dann aber kam IONITY und machte das Laden zu einem zusätzlichen Problem. Man verweigerte den Zugang zu den IONITY HPC Schnellladern oder erschwerte den Zugang dazu, in dem man nicht marktgerechte Preise von anderen Partnern verlangt. Kann das der Sinn sein? Nein. Und zurecht bin ich darüber wütend, dass ich, der auch mit seinen Steuergeldern den Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur fördert, sowas erleben muss. Die Idee gut, die Umsetzung völlig daneben, wenn man dem Markt nicht das anbietet was man erwartet kann. Auch wir haben uns bei den Behörden beschwert. Jetzt kommt endlich Bewegung rein – eine Prüfung durch die Kartellbehörden ist eingeleitet.

In sieben Jahren eigener Elektromobilität ist unfassbar viel passiert. Es ging mit Widerstand los und ja auch ich bin schon liegen geblieben. Ohne Strom, ohne funktionierende Ladestation – viel Aufwand und vor allem viel Ärger. Aber sichtbar sind mehr Stationen, mehr Engagement, mehr Auswahl, mehr Verdichtung von Ladestionen. Wir sind lange nicht in einer oft gewünschten Perfektion, wobei auch hier die Ansicht stets unterschiedlich ist. Es soll alles da sein, kosten darf es aber nichts. Dabei ist doch das spannende wie sich was entwickelt und das ist nunmal regional sehr unterschiedlich. Und was Theorie und Praxis ist, was Behauptung und Wahrheit ist kennt man doch aus so vielen Bereichen. Der Staat soll und muss und will und möchte, anders als die Realität in der wir sind.  

Es wird nie perfekt sein, muss es auch nicht

Schaue ich mir heute an, was geht dann fällt auf, dass im Osten des Landes viel mehr Lücken vorhanden sind. Es fällt auf, dass an den Autobahnen viel mehr Ladestationen vorhanden sind als wir glauben und es fällt auf, dass immer mehr Unternehmen Ladeinfrastruktur – gerade auf den eigenen Parkplatz aufbauen. Gut so. Auffällig ist aber auch, dass viele meinen dass jeder Parkplatz und jede Strasse eine Ladesäule haben muss. Muss sie nicht. Auffällig auch die Tatsache, dass man immer noch meint, das ein Elektrofahrzeug immer ständig und laufend an die Ladestation muss. Auch das ist falsch – ganz pauschal betrachtet. Die Annahme, dass mit der Elektromobilität alles gleich bleibt ist ebenso nicht richtig, denn es ändert sich einiges. Das Metropolen zum Gegenschlag ausholen und Parkraum abschaffen, das Konzepte entwickelt werden, um Mobilitätszentren zu bauen, das individuelle Mobilität aus den Städten verbannt wird, Einfahrt erschwert wird ist sichtbar – zumindest immer mehr Grund von Diskussionen und Überlegungen.

Für viele nicht sichtbar sind Änderungen und in Ihrer oft überzogenen theoretischen Annahme geht alles angeblich nicht. Doch. Natürlich werden wir Situationen haben, die uns an Grenzen führen. Schlimm ist es nicht. Die Bequemlichkeit vieler wird nur dann hinterfragt, wenn sie Geld kostet. Auch nur dann denkt man darüber nach. Das Jammern im Einzelfall wird bleiben, weil man sich mit Veränderung und neuer Realität nicht auseinandersetzen will.

 

So wie der Automobilhandel heute Elektrofahrzeuge wie Verbrenner verkaufen will, so ist in den Köpfen vieler nicht klar was sich ändert und das sich manches ändern muss ohne das man direkte Veränderungen spürt. Ich selber, das kann ich so sagen, bin nicht schlechter unterwegs wie vorher. Ich habe und spüre keine Nachteile – im Gegenteil: Der Stromer gibt mir Vorteile zurück, die ich mit einem Verbrenner nicht hatte – von möglichen Kostenvorteilen mal ganz abgesehen. Und bei mir sieht es so aus: Ich lade zu Hause oder bei emobicon und wenn ich unterwegs bin eben unterwegs und zum Beispiel im Hotel. Eigentlich normal, oder? Und jetzt kommen natürlich Fragen auf: Wie geht das ? Gut, sage ich. Ich versuche mal meine Erklärung.

Private Ladeinfrastruktur und die Realität

Ob zu Hause oder bei emobicon. Ich lade an einer Wallbox – immer dann wenn es nötig ist, oder wenn das Fahrzeug steht. Das tut es oft. Denn wenn ich zu Hause bin brauche ich den Stromer nicht und im Büro bin ich immer dann, wenn ich nicht beruflich unterwegs bin. Für den Alltag ist es völlig ausreichend. Natürlich kenne ich den Einspruch, wenn pauschal gesagt wird: Ich kann aber zu Hause nicht laden. Ja, es ist durchaus ein Problem, darüber bin ich mir bewusst.  Jetzt erwartet man eine Lösung, die ich pauschal nicht geben kann. Nicht weil ich nicht will, sondern weil ich Realist bin und weiss, dass man unterschiedliche Ansprüche stellt. Und wieder, wie schon ausgeführt, will jeder am liebsten unter seinem Fenster parken und laden. Geht nicht und wird auch nicht überall gehen.

Ist es nicht eher realistisch, dass man praktikable Lösungen sucht? Ich kann sagen, dass man dabei ist Lösungen zu erarbeiten. Das heisst aber auch, das derjenige, den es betrifft von seinem hohen Ross runter kommt. Wenn es eine Lösung gibt, dann heisst das Veränderung und ob das dann so schlimm ist, glaube ich persönlich nicht. Klar ist nur, dass es anders sein könnte.

Wie könnte eine mögliche Lösung sein? Zum Beispiel der Supermarkt um die Ecke. Während nachts keiner da steht, weil der Markt geschlossen ist, wird dort Infrastruktur installiert, wo man nachts laden kann, oder der Arbeitgeber auf seinem Parkplatz Lademöglichkeiten schafft, oder oder oder. Ganz viel, ganz unterschiedlich und nicht nach Gründen der Bequemlichkeit  Einzelner, sondern nach Praktikabilität, Kostengründen und Sinn.

Wichtiger ist es aus meiner Sicht, dass endlich die Gesetzgebung kommt, dass in  Tiefgaragen und auf Parkplätzen Infrastruktur gebaut werden kann, ohne das es pauschale Ablehnung dafür gibt. Ich bin sicher, dass es genug Phantasie geben wird viel Realität da rein zu bringen.

Öffentliche Ladeinfrastruktur ist auch schon da

Bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur sprechen wir von verschiedenen Möglichkeiten. Das kann die Ladesäule beim Supermarkt sein, die Ladesäule die ich auf der Strecke in den Urlaub benötige und an der Autobahn nutze, oder eben auch beim Besuch in der Freizeit, wenn das Fussballspiel, die Oper, das Schwimmbad mein Ziel sind. Sehr unterschiedlich die Ansprüche und noch unterschiedlicher der Bedarf und das Angebot. Auch hier gibt es deutliche Unterschiede in den Regionen. Aber auch hier ganz klar: Es entwickelt sich. Noch von 2 – 3 Jahren war da wenig bis nichts vorhanden. Heute erstaunt es mich immer wieder wieviel bereits möglich ist.

Und auch hier wieder unrealistissche Forderungen. Beispielsweise die Situation beim örtlichen Supermarkt. Schön, wenn es hier eine Lademöglichkeit gibt. Noch besser wenn es gratis laden gibt. Muss es das ? Nein. Kann aber. Dann aber einen Anspruch zu definieren ist schon dreist, weil man nicht daran denkt, dass dieses Guddi, eben nur ein Guddi ist. Zum Trost sei gesagt, dass auch dieses Gratisladen früher oder später Geschichte sein wird. Ich persönlich finde es prima.

Die Forderung einiger den Anspruch zu haben laden zu wollen, wenn sie den Supermarkt aufsuchen ist eben so unrealistisch. Ich gehe halt dann zum einkaufen und laden, wenn es wenige tun. Ähnlich wie beim Einkaufen: Gehe ich dann einkaufen, wenn es nicht alle tun, komme ich schneller überall ran, muss an der Kasse weniger warten. Oder?

Die Annahme entlang der Autobahn nicht laden zu können ist ebenso falsch. Wenn die Behauptung im Raum steht, dass Ladestationen “immer besetzt” sind kann ich das nicht bestätigen. Es gibt den kritischen Punkt bei Ferienbeginn. Ist das aber nicht das gleiche, wenn alle zu Ferienbeginn entlang der Autobahn tanken wollen? Ich hab es häufig gesehen: Lange Schlangen an den Zapfsäulen, wenig Betrieb an den Ladestationen. Auch das darf sich entwickeln. Das tut es. Der Ausbau läuft.

Ärgerlicher ist es, wenn man es erleben muss, dass Verbrenner Ladesäulen zuparken. Aber hier schleppt man dann ab – immer öfter zumindest. Und das entwickelt sich. Die Einsicht ist noch nicht bei jedem da, aber auch die darf sich entwickeln.

 

Tesla und die Super Charger

Ganz anders, einfacher, weit voran und unkompliziert das Laden bei Modellen des Herstellers TESLA.  Sie haben verstanden, sie haben die Tesla Fahrer verstanden und sie haben verstanden was man für das Gelingen braucht: Ladeinfrastruktur. Nutze ich ein Modell Tesla so muss ich nicht planen, ich muss mich nicht vor informieren, sondern gebe das Ziel ein und der Bordcomputer zeigt mir an, wo ich laden kann und sollte. Alles wird mir abgenommen. Komme ich am Supercharger an, dann verbinde ich Fahrzeug und Säule und brauche keine Ladekabel – nichts. Es funktioniert – übrigens europaweit.

Nutze ich andere Ladestationen brauche ich auch hier die eine oder andere Ladekarte – das kleinere Problem. In der Regel sind Tesla Fahrer gut informiert.

Mein Alltag mit dem Elektrofahrzeug

Zum Schluss nochmal ganz klar meine Meinung: Wir sind auf dem Weg, nicht perfekt und noch nicht am Ziel. Aber wir können in vielen Fällen schon Alltag abbilden und auch ich habe ich meiner Entwicklung keine Probleme mehr unterwegs mit dem Laden im Alltag. Es ist normal und selbstverständlich geworden.

Jede Kritik hinterfrage ich. In dem ich sehe ob jemand aus Erfahrung oder aus der Theorie argumentiert und wie sich der Einzelfall darstellt. Das ist Realität.

Ich nutze zwei Ladekarten. Ladenetz und innogy und ich komme prima damit zurecht. Ich brauche keine Exoten sondern stelle mich ein, dass das Laden nebenbei passiert und planbar realisiert wird. Damit fahre ich gut und sicher und ich empfinde das als alltagstauglich.

Apps wie ChargEV und Chargemap sind gute Begleiter, aber Vorsicht: Einträge über angeblich defekte Stationen sind oft veraltet und überholt. Schon häufig konnte ich problemlos an angeblich defekten Stationen aufladen. Früher wurden Einträge gepflegt, in dem man Ladevorgänge bestätigt – heute wird die Möglichkeit nur genutzt um zu kritisieren und Ladestationen als defekt zu markieren. Das dann und wann mal eine Station defekt und oder gestört ist kommt vor und ist ok.

Pauschale Unterstellungen, das Miesmachen und dann noch aus der Theorie sind mir aber zuwider. Das Thema ist nicht mehr aufzuhalten. In verschiedenen Bereichen entwickelt sich die Mobilität – gut so. Und wir werden noch viel mehr erleben – Veränderungen die unsere Mobilität und damit unser Verhalten verändern werden.

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