Ladeinfrastruktur: Es läuft nicht rund bei E.ON und RWE


Bild: emobicon®

Das Laden von Elektrofahrzeugen an öffentlichen Ladestationen kann easy oder aber auch kompliziert sein. Zumindest E.ON hat derzeit wohl ein größeres Problem. Das gilt vor allem an den Schnellladestationen, die einst “innogy” Ladestationen waren. Nach dem Zusammenschluss von RWE und E.ON im Tausch verschiedener Geschäftseinheiten, welcher Mitte September 2019 genehmigt wurde, wird das Thema Ladeinfrastruktur neu organisiert. Das Problem: innogy Kunden haben aktuell kaum noch Zugang zu den umgeflaggten Ladestationen mit der hauseigenen App. Dort sind die Ladesäulen in Teilen kaum noch sichtbar, obwohl sie vorhanden sind. Per Roaming mit einem anderen Anbieter können einige Stationen aber genutzt werden. Wir haben das Unternehmen um Stellungnahme gebeten.

Die Neuordnung macht Probleme

Lange Zeit tat sich wenig an den Ladestationen von innogy. Man fuhr an den Schnelllader, nahm die bekannte “eCharge App” und schon konnte man das Elektrofahrzeug laden. Es war simpel, transparent und hat (fast) immer gut funktioniert. Viele Stadtwerke nutzen die Plattform, um ihren eigenen Auftritt am Markt zu ermöglichen. Mit der internen Neuordnung zwischen E.ON und RWE und seiner Tochter innogy gibt es nun aber Probleme. Mehrfach hörten wir von der Problematik und beschäftigten uns mit diesem Thema. Denn ich selber nutze die eCharge App mit einem Stromvertrag, den ich mit dem Partnerunternehmen EWR habe. Bislang.

Zuverlässigkeit und Informationen fehlen

Erstaunt war ich insbesondere, dass die Hotline kaum bis keine Informationen hatte. Es zog sich durch, wie ein roter Faden. Die Klassiker mit der Frage: Wozu braucht man eine Hotline bei diesen und ähnlichen Antworten, die in der Regel auch nur wenig, eher nichts für mich tun können? “Kann ich Ihnen nicht sagen. Ich habe keinen Zugriff auf die Station. Ich werde den Fehler melden” usw. Es hilft aber nicht, wenn ich ohne Strom, mit fast leerem Akku an der Station stehe. Dabei dachte ich, und so war schon lange mein Eindruck, dass wir aus dem Thema der (Un-) Zuverlässigkeit weitgehend raus wären. Denn Zuverlässigkeit, gerade auf der Langstrecke, gehört mit Abstand zu den wichtigsten Entscheidungsgründen eine Ladesäule des Anbieters XYZ anzufahren. Was sagt eigentlich mein Vertragspartner dazu? Man zeigt sich sehr erstaunt und auch hier nur die lapidare Auskunft: “Es wird wohl an der Software liegen!” Eine mehrfache Nachfrage, ob Informationen des Betreibers vorliegen verneinte man. Anders, als von E.ON behauptet.

Das eine Übernahme durchaus Konsequenzen haben könnte, war klar. Kommuniziert wurde, dass sich nichts ändern wird. Eine lange Zeit, selbst nach dem Zusammenschluss, funktionierte das System “innogy” weiter gut, aber es gab schon lange Bedenken, ob der Zusammenschluss beider Energieriesen negative Auswirkungen auf die Zuverlässigkeit der Ladestationen haben wird.

Ich habe E.ON mit konkreten Fragen und der Sachlage um Stellungnahme gebeten, denn Informationen gibt es offensichtlich nicht. Und auch auf den Webseiten des Betreibers findet man nichts – zumindest nicht auf den ersten Blick, was man in dem Fall sicher erwarten könnte. Denn Nutzer eines “Altvertrages” zum Autostrom sollten doch wissen: Was sich ändert und welche Konsequenz das haben könnte.

Lotterie beim Laden. eCharge Zugang geht nicht. Roaming per Maingau Energie geht nicht, aber mit der EnBW Ladekarte konnte der Ladevorgang gestartet werden. An diesem Standort. Ein paar Kilometer weiter könnte es anders sein | Bild: emobicon

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E.ON kennt sein Netzwerk offensichtlich nicht

Wo die Kommunikation geblieben ist, die E.ON gegenüber von emobicon betont, erschließt sich uns nicht. So heißt es von einem E.ON Sprecher: “Die Übernahme dieser ehemaligen innogy-Stationen machte Änderungen an verschiedenen Software-Systemen notwendig. Uns ist wichtig zu betonen, dass sich die Verfügbarkeit des Netzwerks für andere Elektromobilitätsprovider durch die Übernahme grundsätzlich nicht geändert hat, d.h. die Säulen von E.ON sowie die früheren innogy-Stationen sind für Roaming-Nutzer nach wie vor zugänglich.” Diese Aussage von E.ON können wir mehrfach nicht bestätigen. Unsere Erfahrung aus der Praxis ist völlig anders. Ich hatte in meiner Anfrage mehrere konkrete Säulen, nebst Daten geliefert und aufgezeigt, dass das nicht funktioniert. Bei mehreren Probefahrten in dieser Woche habe ich gezielt weitere innogy/E.ON Ladestationen angefahren. An keiner der Stationen hat der hauseigene Zugang funktioniert. Ebenso war es nicht möglich per Roaming mit einem Fremdanbieter Zugang zum Ladenetz von E.ON zu erhalten. Es gleicht einer Lotterie, so unsere Feststellung.

Auszugsweise Stellungnahme von E.ON: Allerdings hatte der technische Übertrag der Säulen unvermeidbar Auswirkungen auf ältere innogy-Autostrom- und innogy-EVU-Verträge. Zunächst zu EVUs: Die innogy eMobility Solutions hat ihre EVU-Partner bereits im vergangenen Jahr entsprechend darüber informiert, dass eine Umstellung bestimmter Vertragskennungen notwendig ist, damit eine maximale Anzahl an Ladepunkten genutzt werden kann und diese auch in der innogy eCharge+ App sichtbar sind. Es ist festzuhalten, dass diese Umstellung nur von den EVUs beauftragt werden kann. Damit dies – sofern noch nicht geschehen – möglichst bald erfolgt, werden wir die entsprechenden EVUs gerne nochmals darauf hinweisen.

Vertragsänderungen ohne Informationen

Weiter heißt es von E.ON: Kunden, die bei innogy direkt einen Autostrom-Vertrag abgeschlossen hatten, haben wir im vergangenen Jahr informiert, dass diese Verträge leider nicht fortgeführt werden. Wir empfehlen diesen Kunden daher, auf den Vertrag E.ON Drive Easy und die App zu wechseln, um einen möglichst umfassenden Zugang zur öffentlichen Ladeinfrastruktur mit einheitlichem Bezahlkonzept zu erhalten. Auch diese Kundengruppe erhält dazu sehr gerne von uns ein entsprechendes Schreiben. Alle Kunden, die noch einen innogy-Autostrom-Vertrag nutzen, können sich zudem jederzeit bei E.ON Drive melden, damit ihr innogy-Vertrag unkompliziert gekündigt und in den neuen E.ON Drive Vertrag überführt wird. In einem Test einer uns bekannten Person war das ein Riesenproblem. Die Informationen dazu sind dürftig. Das andere Problem ist aber auch, dass sich für sogenannte EVUs offensichtlich nicht viel ändert. Zumindest an der Aussagekraft der Informationen.

Unkonkrete Aussagen

Auch das sogenannte “Ad hoc laden”, initiiert von E.ON, funktionierte bei konkreten Versuchen nicht. Ein Fahrer eines Nissan Leaf, der an einem HPC Lader mit mir zusammen laden wollte, bekam, genau wie ich keine Möglichkeit des Ladens. Dieselben Probleme, die wir auch schon an anderen E.ON Stationen erleben mussten.

Dabei geht es doch nur um die Funktionalität und innogy gehörte von Anfang an zu den Treibern, auch was die Zuverlässigkeit anging. Als ich vor über 7 Jahren mit der Elektromobilität begann war innogy ein Begleiter. Sie ermöglichten das Laden an den wenigen Ladestationen.

E.ON gelobt Besserung: “Wir bedauern sehr, dass es in manchen Fällen im Zuge der Umstellung zu Missverständnissen und Problemen bei der Nutzung bestimmter Säulen gekommen ist. Daher haben wir, wie bereits betont, eine erneute Kundenansprache angestoßen.” Das solle, so E.ON auch an die Energieversorgungsunternehmen gehen, die Ihre Ladezugänge über E.ON haben.

Eine Antwort auf die detaillierten “Problemsäulen” gibt es nicht. So bleibt man weiter ziemlich unkonkret.

Was kann man tun?

Eine direkte Antwort für die aktuelle Situation gibt es von E.ON nicht. Man kann sich demnach auch nicht auf die Angaben der hauseigenen App verlassen. So haben wir das mehrfach erlebt. Auch die Angaben von anderen Anbietern, die in ihrer App den Status und damit die Funktionsfähigkeit der Ladesäulen von E.ON anzeigen, ist nach unserer Erfahrung nicht zuverlässig. Zumindest noch nicht.

Wir selber werden derzeit keine E.ON Säulen mehr einplanen und anfahren. Der Autostromvertrag ist gekündigt worden und macht in der jetzigen Situation keinen Sinn. Das “Bemühen von E.ON” ist zu unkonkret. Natürlich kennen wir die Komplexität eines solchen Angebotes und die technischen Herausforderungen. Sie hilft dem Nutzer aber nicht, der mit zu wenig Informationen in eine brenzlige Situation kommen könnte.

Wir empfehlen auf andere Anbieter und deren Ladenetz auszuweichen. Das stellt in der Regel kein Problem dar. Denn die Ladesäulendichte steigt weiter deutlich an.

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