Mobilität: Das Aus für Verbrenner hat heute schon Folgen für alle

Bild: emobicon

Es wird schneller gehen, als die meisten denken, denn die Frage ist nicht mehr ob, sondern wann ein Ausstiegsszenario für Verbrenner kommt. Und damit der Tag, an dem diese Modelle nicht mehr zugelassen werden dürfen. Das wird deutliche Spuren hinterlassen – auch bei uns. Damit wird die Luft immer dünner für das Auto, wie wir es bislang kennen. In immer mehr Regionen wird Benzin- und Dieselmotoren das baldige Ende verordnet – sogar schon vor einem offiziellen Ausstiegsdatum sind Veränderungen längst Alltag, zum Beispiel mit City Maut, Tempolimit und Einfahrverboten, auch für Plug-In Modelle. Auch Deutschland bereitet sich längst darauf vor. Mobilität erlebt Veränderungen, die man nicht mehr verhindern kann.

EU-Länder fordern die EU-Kommission zu Veränderungen auf

Es kommt, was kommen musste. Auch, weil längst bewiesen wurde, dass solche und ähnliche Maßnahmen funktionieren können. Fahreinschränkungen, Elektromobilität, City Maut, Tempo Limit und Co. Und viele die mit dem Fahrzeug ins Ausland reisen kennen es längst: Man muss sich ganz anders vorbereiten und es wird auch nicht gemeckert, sondern Maßnahmen werden hingenommen und sie sind in der Regel ziemlich teuer. Nun aber steht ein neues Kapitel bevor, angeführt von den Niederlanden, wie die Automobilwoche berichtet. Unser Nachbarland hat die EU-Kommission in einem Schreiben dazu aufgefordert, ein Ausstiegsdatum für den Verkauf von Benzin- und Dieselautos zu nennen. Weitere EU-Länder sollen in dem inoffiziellen Papier, einem sogenannten Non-Paper, benannt worden sein. Dazu gehören Österreich, Belgien, Dänemark, Griechenland, Malta, Irland, Litauen und Luxemburg. Man spricht sich zusätzlich für eine bessere Ladeinfrastruktur für emissionsfreien Verkehr und deutlich strengere CO2-Emissions-Standards aus.

Der klassische Verbrenner, der mit fossilen Kraftstoffen wie Benzin und Diesel angetrieben wird, solle innerhalb der nächsten 15 Jahre in Deutschland auslaufen. So die Meinung von Bundesverkehrsminister Scheuer. Synthetische Kraftstoffe könnte er sich vorstellen. Kommt also wieder ein Alleingang der Deutschen? Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte einen Ausstieg vom Verbrenner ab Jahr 2035 ins Spiel gebracht hat.

Das EU-Recht muss angepasst werden

Die Lobby ist stark und schwach zugleich, denn Ihr Geschäftsmodell passt nicht mehr zu den Zielen, die sich die EU-Kommission gegeben hat. Schwierig bleibt die Situation insgesamt und das zeigt das Beispiel Dänemark. Dort hatte man bereits 2018 angekündigt, Diesel und Benziner ab 2030 verbieten zu wollen. Doch das EU-Recht bremste das Vorhaben aus, die Pläne wurden zunächst zurückgezogen. So fordern die skandinavischen Länder die EU auf ihre Regeln zu ändern, sodass den Mitgliedsländern erlaubt wird, ein Verbrenner-Verbot erlassen zu können. Das EU-Recht müsste mindestens so verändert werden, dass Einzelstaaten ermöglicht wird, in Eigenregie Verbote zu erlassen. Während Norwegen ein Verbrenner Verbot schon für 2025 plant, hat Dänemark das Zieldatum 2030 noch einmal bekräftigt. Weitere Staaten wollen diesem Datum folgen, darunter Irland, Slowenien, die Niederlande und auch Schweden. Frankreich und Spanien wollen sich bis 2040 Zeit lassen.

Großbritannien will Maßnahmen vorziehen

Deutschland legt sich derzeit nicht fest, ob und wenn wann ein Ausstieg vom Verbrenner möglich wäre. Die Grünen fordern übrigens ein Ausstiegs-Szenario für 2030. Das Ziel in Großbritannien wurde sogar um 5 Jahre nach vorne geschoben. Jetzt soll es das Jahr 2035 sein. Möglicherweise sogar noch eher. Es beinhaltet sogar den Verkauf von Plug-In Modellen.  Aus den Reihen der Politik heißt es dazu: “Jetzt ist die Zeit gekommen, eine grüne Erholung mit hochqualifizierten Arbeitsplätzen zu planen, die den Menschen die Sicherheit gibt, dass sie dazu beitragen, das Land sauberer, grüner und schöner zu machen”, schrieb Premier Johnson.

Schottland hat das Ziel schon definiert

In Schottland gilt das Verbot reiner Verbrenner ab 2032 bereits als gesetzt. Dabei haben die Schotten ihr Vorhaben im März 2019 sogar noch deutlich präzisiert, denn das Verkaufsverbot sollen auch für reine Hybridfahrzeuge ohne externen Ladeanschluss gelten. Zulassungsfähig sollen dann nur noch reine Elektrofahrzeuge (BEV) sein. Auch Plug-In Hybride gelten als umstrittene Mobilität. Großbritannien war ohnehin 2019 das erste G7-Land, das sich bis 2050 das Netto-Null-Emissionsziel setzte. Durch weitere industriepolitische Maßnahmen will man die Industrie stützen, zum Beispiel beim Ausbau der Offshore-Energie.

Weitere Fakten stehen ohnehin längst fest. Bereits heute gibt es deutliche Einfahrverbote in europäischen Metropolen. Ein komplettes Dieselfahrverbot gilt in Frankreichs Hauptstadt Paris ab 2024, Fahrverbote für Benziner folgen dann ab 2030. Bereits heute werden diese Modelle in Teilen ausgesperrt. 

Strenge Maßnahmen – auch in touristischen Zielen

Im niederländischen Amsterdam will man mit dem “Clean Air Action Plan” ab 2030 jegliche Benzin- und Dieselfahrzeuge aussperren. Das gilt auch für Motorräder und Roller. Und bereits ab 2025 soll die Ringautobahn A10 von einem Fahrverbot für Taxis, Busse, Transporter und Roller mit Verbrenner-Motoren betroffen sein, fünf Jahre später dann auch für private Pkw und Motorräder.

Diese Maßnahmen betreffen nicht nur die jeweils heimische Bevölkerung, sondern auch touristische Ziele, zum Beispiel auf Mallorca.  So werden ab 2025 keine neuen Diesel mehr zugelassen, Benziner können ab 2035 Neue Diesel-Pkw dürfen dort ab 2025 nicht mehr zugelassen werden, Benziner ab 2035. Die Mietwagenbranche bekommt zusätzlich steigende Quoten an Elektroautos vorgeschrieben. Und das ab sogar ab sofort.

Bereits heute gelten in Teilen strenge Einfahrt – und Durchfahrverbote in zahlreichen Metropolen. Mit hohen Parkgebühren will man zusätzliche Anreize schaffen, den Individualverkehr aus Metropolen zu verbannen. Beispielsweise kostet das Parken in Paris bis zu 35 € für 4 Stunden. Den Zahlen nach sind in Europa 16 Millionen Fahrzeuge von Aussperrungen bedroht. Direkt von diesen Fahrverboten betroffen sind also 35,9 Millionen Bürger.

Die Mobilität der Welt verändert sich

Kanada will bis 2050 ein Verbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotor umsetzen. Streit über das Datum kommt aber von einzelnen Provinzen, die nicht so lange warten wollen. So hat Kanadas bevölkerungsreichste Provinz Quebec bekanntgegeben, bereits 2035 den Verkauf von Pkw-Neuwagen mit reinem Verbrennerantrieb verbieten zu wollen. Die im Westen Kanadas gelegene Provinz British Columbia will eine derartige Vorgabe ab 2040 umsetzen.

Im autostarken Nachbarland USA haben sich aktuell zehn von 50 Bundesstaaten, darunter Kalifornien, New York, New Jersey und Massachusetts, Verbrenner-Verbote verordnet, die zwischen 2035 und 2050 in Kraft treten sollen. Gemessen am weltweiten Autoabsatz 2019 (89,7 Millionen Exemplare) wären davon 4,7 Millionen Autos betroffen, die nicht mehr verkauft werden dürften.

Eine emissionsfreie Mobilität in Kalifornien geplant

Vorreiter Kalifornien geht sogar einen Schritt weiter und bestellt schon jetzt, mit Ausnahme von Sicherheitsfahrzeugen, keine Regierungsfahrzeuge mehr, die über klassische Verbrennungsmotoren verfügen. Bereits im Juni 2019 hatte die US-Metropole San Francisco eine “Electric Vehicle Roadmap” veröffentlicht, in der ein komplett emissionsfreier Verkehr in der kalifornischen Stadt bis zum Jahr 2040 angestrebt und Zwischenziele für 2025 und 2030 festgelegt werden. Bis 2025 soll die Hälfte aller Pkw-Neuzulassungen auf Elektroautos entfallen. Ab 2030 sollen nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb neu zugelassen werden.

Davor hatte bereits Los Angeles mit dem Plan zum “Green New Deal” angekündigt, unter anderem den öffentlichen Nahverkehr, aber auch den Lieferverkehr und die privaten Pkw in den Fokus zu rücken. Die Einschnitte werden erheblich sein: Bereits ab 2025 sollen mindestens 25 Prozent der Autos in Los Angeles rein elektrisch fahren, im Jahr 2050 dann ausschließlich Elektrofahrzeuge erlaubt sein. Schon deutlich früher soll der öffentliche Transport elektrifiziert sein. So werden ab 2028 ausschließlich elektrische Taxis unterwegs sein, auch Schulbusse werden emissionsfrei. Ab dem Jahr 2035 muss der gesamte Lieferverkehr in der Stadt emissionsfrei fahren.

Der Rest der Welt lässt sich etwas mehr Zeit

Selbst in Afrika beginnen die Maßnahmen zu Veränderungen. So treibt Ägypten einen Verbrenner-Bann für 2040 voran. Strategien in anderen Ländern gibt es derzeit nicht. Und auch Israel will bereits 2030 mit dem Ausstieg soweit sein. Japan will bis 2050 komplett emissionsfrei sein, das Verbot für Verbrenner soll 20 Jahre früher greifen. Singapur und Sri Lanka lassen sich mit einer solchen Vorgabe noch zehn Jahre länger Zeit. Ab 2030 wird die erste Provinz Chinas ein Verkaufsverbot für Verbrenner einführen. Die Provinz Hainan ist damit Vorreiter im Land der Mitte, denn seit 2017 wurde bereits ein Verbot diskutiert. Jetzt hat auch die chinesische Zentralregierung einen Entschluss gefasst. In 2060 soll der Verbrenner verboten werden, allerdings nicht nur ein Verkaufsstop, sondern auch zu diesem Zeitpunkt komplett aus dem Straßenverkehr verschwinden. Nur sehr wenige Ausnahmen soll es geben. Nun fordert man ein überzeugendes Angebot an Elektroautos, vor allem für die Megacities.

Maßnahmen die jetzt nach und nach Wirklichkeit werden

Schon längst gibt es auch in Deutschland zahlreiche Maßnahmen, die meistens auf lokaler Ebene greifen. In vielen Rathäusern plant man ohnehin für neue Bedingungen nach der Bundestagswahl 2021. Mehr Fahrräder, damit deutliche Beschränkungen des Autoverkehrs. Einfahrverbote für Verbrenner, Nutzung von P&R Parkplätzen und vieles mehr. Obwohl das nicht sofort umsetzbar ist, werden die Begleitumstände bereits in unmittelbarer Zukunft spürbar sein. Auch die Automobilindustrie arbeitet längst an Nachfolgemodellen. Viele gewohnte Fahrzeuge wird es künftig nicht mehr geben. Die Förderungen für Plug-In Modelle könnten ab 2022 fallen, SUV-Modelle könnten dadurch grundsätzlich ein Problem bekommen, wenn es zum Beispiel um eine Einfahrt in Städte geht. Als Elektrofahrzeug sind diese Modelle ohnehin ungünstig. Und auch deshalb vernehmen wir immer öfter die Meldung, dass sich Hersteller vom Verbrenner verabschieden. Wasserstoff wird in Europa dabei kaum eine Rolle spielen – zumindest nicht im Individualverkehr. Anders als in Asien. Dort hat man erkannt, dass man zumindest in der Übergangszeit die Abhängigkeit vom Öl verringern kann.

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