Ladeinfrastruktur: Warum das Laden für Elektroautos teurer wird

Bild: emobicon®

Elektromobilität boomt und der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet voran. Chaos herrscht aber bei den Zugängen zu den Ladesäulen. Welcher Anbieter kann mit welcher Ladestation genutzt werden? Klar war schon länger, dass sich auch die Preise an den Ladesäulen ändern, wenn ich dort aufladen möchte. Hier will auch die Bundesregierung nach Beschwerden reagieren und für mehr Klarheit sorgen. Allerdings gibt es zum Teil nicht nachvollziehbare Tarife die sich aktuell eher in eine Richtung bewegen – nach oben. Zuletzt hat MAINGAU ENERGIE seine Tarifstruktur korrigiert. Der Unmut scheint gross zu sein. Wissen sollte man aber, dass man nicht erwarten kann, dass man für das Laden an öffentlichen Ladestationen den selben Preis bekommt, wie für den Strom zu Hause.

Sind Kombinationen sinnvoll?

Es ist kompliziert. Zumindest dann, wenn man kompliziert denkt. Besonders günstig war es mit dem Anbieter Maingau an öffentlichen Ladestationen zu laden. Auch EnBW, kleinere Stadtwerke, zum Beispiel im Roamingverbund von innogy oder Ladenetz sind Alternativen. Diverse Anbieter ködern Ihre Kunden mit durchaus sinnvollen Kombinationen aus Haushaltstrom oder Gasvertrag mit einem Autostromvertrag. Dann ist, wie in diesem Beispiel das Laden an öffentlichen Ladestationen günstiger.

Das sogenanntes DC Laden, also Schnellladen teurer ist, weiss man. Was neu sein wird ist, dass man für höhere Ladeströme noch mehr berappen wird müssen.

Informationen MAINGAU ENERGIE (per E-Mail) für die neue Preisstruktur ab September 2020

Grösstes Ärgernis IONITY?

Den Vogel schiesst natürlich INOTY ab. Das Konsortium grosser Hersteller möchte ein eigenes (Schnell) Ladesystem errichten. Dafür werden viele Fördergelder herausgegeben, die Nutzer aber abgestraft, denn mit 0,79 ct (über die IONITY APP) ist der Preis weder nachvollziehbar, noch marktgerecht. Zuletzt hatte auch EnBW, der per Roaming das Laden dort angeboten hatte die HPC Lader über Ihren Zugang nutzbar zu machen, die Reisleine gezogen. Mit immer noch 0,73 ct. pro kWh Strom ist Maingau zwar etwas günstiger – die Preispolitik ist trotzdem nicht nachvollziehbar. Man darf sich fragen wer verhindert, dass man die Ladestationen nutzbar macht. Komischerweise, so der Eindruck, betrifft es nur Elektrofahrzeuge die nicht im Konsortium der Hersteller, Volkswagen, Audi, Skoda, BMW und Daimler sind. Hyundai, Tesla, Renault, Peugeot zum Beispiel haben hier schlechte Karten.

Schwamm drüber, denn auch andere Anbieter haben gute Tarife. So kann man beispielsweise auch die Ladesäulen von EnBW nutzen, die ebenso mit HPC Schnelladern gute Ladeleistungen bieten. Tarife im Ladenetzverbund “Ladenetz” können auch die Allego Stationen nutzen. Innogy hat mit E.ON ebenso ein Verbund, der unabhängig funktioniert.

Jetzt wird natürlich enttäuscht geschaut, wer das beste Gesamtkonzept hat. Ist es TESLA? Fest steht: Mit seinem Elektrofahrzeugen hat Tesla auch ein europaweites Schnellladenetz aufgebaut, welches nicht nur komfortabel und weit gedacht ist. Hier stimmt für die meisten auch der Preis. 32-35 ct. pro kWh Strom werden durchschnittlich aufgerufen. Bezahlt wird über den Zugang bei TESLA per hinterlegter Zahlungsmodalität. Eine Ladekarte oder App braucht man nicht.

Bild: emobicon®

Alternative kann EnBW sein

So hat zum Beispiel auch EnBW gute Tarife

AC: 38,02 ct / kWh*
DC: 47,77 ct / kWh*
Grundgebühr Ladekarte: 9,65 €* – für das gelegentliche Laden an öffentlichen Stationen.

Ist man Kunde mit Strom oder Gas wird es auch hier deutlich günstiger:

AC: 28,27 ct / kWh*
DC:38,02 ct / kWh*
Grundgebühr: Dauerhaft keine Grundgebühr.
(*bis Ende 2020 mit 16% Mwst.)

Der Anspruch ist unterschiedlich

Klar ist aber auch: Die meisten Ladevorgänge finden zu Hause oder im Unternehmen statt. Also ist es hier entscheidend wie ich meine Ladevorgänge kombiniere. Nutze ich zum Beispiel eigene Energie ist die Kombination wichtig, günstiger ist es sowieso.Klar ist auch, dass es sehr unterschiedlich ist wie hoch der Anteil der Ladevorgänge an öffentlichen Stationen ist.

Viele würden nun auf die kostenlosen Ladestationen zurückgreifen – zum Beispiel bei Supermärkten. Kann man machen – aber gleich vorne weg: Auch hier wird das Laden schon bald kostenpfichtig sein. Spätestens im Herbst Winter 2020 werden die ersten Stationen umgestellt werden. Die ersten Stationen bei Lidl und Kaufland haben bereits neue Software erhalten.

Die Auslastungen der Stationen ist sehr unterschiedlich. So kann man sich logischer Weise nicht immer darauf verlassen, dass man dann, wenn man vor Ort ist, auch laden kann. Fahre ich dann zum Laden und Einkaufen zum Supermarkt wenn “alle” dort hin fahren, dann ist auch logisch das die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die Station besetzt ist.

Was man auch bedenken muss

Was für den Nutzer teuer erscheint ist in der Regel meistens immer noch ein Zuschussgeschäft für den Betreiber. Selbst wenn man Förderungen nutzt, sind die Kosten je nach Standort, Netzausbau und Art der Ladestation erheblich. Bei wenigen Ladevorgängen kommt auch so einiges an Kosten zusammen. Wartung und Funktionalität, Backend, Eichrecht, Bereitstellung, Tel Hotline, das Roaming für andere Anbieter, Versicherung, Steuern, Serviceteam, ggf. Standortkosten usw. Selbst wenn man davon ausgehen kann, dass eine kWh Strom an der Strombörse nur wenige Cent kostet ist der Kostenaperat erheblich. Sagen wir mal man verdient netto 25 Cent pro Kilowattstunde. dann muss ich damit alles bezahlen. Ein Fahrer läd an einer Station 20 kWh Stunden Strom. Dann hat man man, wie in diesem Beispiel 5 € verdient. 5 Euro, die all das abdecken sollen?

Auch das ist Teil der Wahrheit und man muss verstehen, dass es den Ladevorgang nicht umsonst geben kann. Ich kann Wasser von zu Hause mitnehmen, im Supermarkt kaufen oder überteuert an einer Raststätte oder Tankstelle. Würden Sie das letztere im Alltag tun? Sicher nicht. Also läd man da, wo es günstig ist. Ist ja beim Tanken auch so.

Trotzdem, und das ist mir wichtig es zu sagen, gibt es noch ziemlich viele Dinge zu regeln und zu kontrollieren. Der Wildwuchs ist nicht akzeptabel und nachvollziehbar.

Beim Aufbau einer Wallbox für einen Mieter durch den Vermieter werden andere Kosten aufgelegt: 1 Euro Grundgebühr – pro Tag + 40 ct pro kWh Strom. Logisch. Selbst mit 50 Prozent Förderung zum Aufbau der Station bleiben vielleicht 1000 € an Grundkosten übrig + der laufende Betrieb mit BAckend, Wartung etc. Das ist realistisch. Nur mal ein Vergleich für Sie. 

Die meisten von uns rechnen ja auch nicht Ihre wirklichen Investionskosten. Aber ein Betreiber tut es und das mit spitzem Bleistift.

Wir brauchen Klarheit und Wahrheit

Klar ist aber auch, dass es einen Konkurenzkampf gibt, aber eben auch eine Behinderungspolitik einiger Anbieter. Ob es auch politische Gründe gibt zur Vorteilsnahme für bestimmte Hersteller, zum Beispiel bei IONITY, kann man annehmen. Beweisen lässt sich das nicht. Nach Beschwerden, die auch wir von emobicon eingereicht haben, will sich die Kartellbehörde aber der Sache annehmen. Ein klares Regelwerk muss auf jedem Fall her.

Der Markt ist heftig in Bewegung, so scheint es. Auch noch offene Fragen führen zu dem Durcheinander bei Tarifen und Tarifstrukturen. In der Tat ist es nicht einfach noch durch zu steigen. Auch die Anzahl der Zugänge bei verschiedenen Verbünden  wird wieder abgefragt.

Pauschal lässt sich diese Frage nicht beantworten. Gut aufgehoben ist man mit Maingau, EnBW und vielleicht mit einer Mischung aus dem Verbund Ladenetz und innogy. Besonders vorteilhaft haben es Altkunden von Flats. Neue Pauschalverträge, so wie man es z.B. bei Mobilfunkverträgen kennt, gibt es kaum noch, oder müssen in Ihren Bedingungen sehr genau gecheckt werden. Sie machen nur bedingt Sinn. Zum Beispiel bei den Stadtwerken Wetzlar, wo laut Bedingungen der Anteil des öffentlichen Ladens überwiegend an den eigenen öffentlichen Stationen vor Ort stattfinden muss. Ist der Anteil an externen Stationen zu hoch, kann das Roaming eingeschränkt, oder verwehrt werden.

Werbung

Schreibe einen Kommentar