Ladeinfrastruktur: Wunsch und Wirklichkeit beim richtigen Standort

Das Henne – Ei Problem bleibt weiter zentraler Baustein für das Gelingen der Mobilitätswende in Bezug auf die Elektromobilität. Das Aufladen von Elektrofahrzeugen wird häufig mit pauschalen Wünschen und Forderungen belegt, ohne sich wirklich Gedanken zu machen wie sinnvoll welche Ladeinfrastruktur ist und vor allem welcher Standort gewählt wird. In einer aktuellen Umfrage von EUPD Research wurde gefragt an welchen Standorten Ladeinfrastruktur am Liebsten genutzt wird. Trotz eines starken Zuwachses an Ladestationen im öffentlichen Raum steht für den zukünftigen E-Autofahrer die eigene Ladestation klar im Fokus. 

Private Ladestation bevorzugt

Dies aktuelle Befragung des Bonner Beratungshauses EUPD Research unter gut 500 Hausbesitzern in Deutschland zeigt deutlich auf: Der Fokus ist die eigene Wallbox zu Hause. Dort, wo man Garage, Carport oder Grundstück nutzen kann, um den Strom für das Elektroauto nachzuladen. Noch sinnvoller ist es dafür eine Photovoltaik Anlage zu betreiben, wenn möglich auch mit einem verbundenen Energiespeicher. Eigentlich logisch, denn die meisten Strecken finden im eigenen urbanen Umfeld statt. Das sind fast immer kleine und mittlere Strecken, die meistens auch ohne Zwischenladung möglich sind. Mit der nun zunächst beendeten KfW Förderung für die heimische Wallbox, die einen Zuschuss von 900 € pro Ladepunkt ermöglichte, boomte die Beschaffung und Installation einer Wallbox für Privatleute.

Für Unternehmen gibt es darüber hinaus häufig weitere andere Förderungen. Auch dafür, wenn diese Ihren Mitarbeitern eine Lademöglichkeiten am Privatsitz für den Dienstwagen ermöglichen möchten. Steuerlich ergeben sich dann einige Herausforderungen, denn die genaue Abrechnung oder ein Pauschalansatz sind dafür möglich. Ein Rechen Modell für den Nutzer. Unter anderem ist es davon abhängig ob zusätzlich am Unternehmenssitz Ladeinfrastruktur vorhanden ist oder nicht.

Auf den Strom kommt es an

Mit der Installation ist es in der Regel nicht getan. Welcher Strom zum Laden genutzt wird ist immer wieder Gegenstand zahlreicher Diskussionen. ÖKO – Strom ist nicht nur sinnvoll, sondern meistens auch Verpflichtung. Sowohl aus förderrechtlicher Sicht, aber auch bei Unternehmen. Mit der hauseigenen PV Anlage ist man dann gut aufgestellt, wenn man sicherstellen kann, dass mindestens 2 kWp der Anlage für das Laden genutzt wird. Aktuell bieten in Deutschland gut 110 Energieversorger auch spezifische Autostromtarife an. Mit einem derartigen Stromtarif kann ein Durchschnittsfahrer gegenüber dem normalen Haushaltsstrom etwa 120 Euro pro Jahr einsparen. Zusätzlich besteht die Möglichkeit den Haushaltsstrom mit einer Ladekarte zu verbinden. Häufig gibt es dann die vergünstigte Möglichkeit an öffentlichen Ladestation zu laden.

Kampf an der Ladesäule beim Supermarkt

Mit deutlichem Abstand und lediglich sechs Prozent der Antworten wird das Angebot an Lademöglichkeiten beim Einkaufen bevorzugt. Lidl, Kaufland, Aldi und Co bieten hier bereits Ladestationen an vielen Standorten an. Allerdings passiert es häufig, dass Dauernutzer die Ladestationen ausnutzen. Aber längst ist bekannt, dass nach einer weiteren Verdichtung eine Kostenpflicht eingeführt werden soll. Mit Einzelheiten halten sich die Anbieter derzeit noch bedeckt. Andere Einzelhändler gehen Kooperationen mit Betreibern ein, die dann Ihre Parkplätze freigeben, dass dort öffentliche Ladeinfrastruktur entsteht – meistens kostenpflichtig für den Nutzer. Aber auch das ist völlig in Ordnung, denn das Tanken gibt es auch nicht gratis.

Das Schnellladestationsnetz verdichtet sich

Für fünf bzw. vier Prozent der Befragungsgruppe bleibt die klassische Tankstelle an der Autobahn oder in der Stadt der wichtigste Ort für eine Ladestation.

Unterwegs an den Raststätten und Autohöfen kann man mittlerweile fast überall mit DC und HPC Chargern schnell nachladen. Je nach Fahrzeugmodell ist das in bis zu 30 Minuten erledigt. Bei durchschnittlich bis zu 15.000 km pro Jahr an Gesamtlaufleistung sind diese Ladevorgänge aber weniger gefragt als oft angenommen. Eine Ausnahme bildet hier sicherlich die Urlaubszeit und der klassische Dienstwagen. Hier bauen aber fast alle Anbieter weiter aus und verdichten an Standorten das Angebot. Auch wir nutzen unsere voll elektrifizierte Flotte für Langstrecken und nutzen damit auch das öffentliche Schnellladenetz. Zu nennenswerten Problemen kamen dazu im letzten Jahr nicht und das bei fast 200.000 elektrischen Kilometern von unserem Team. Elektrofahrzeuge funktionieren auch auf Langstrecke!

Die klassische Tankstelle bekommt, insbesondere bei den Playern (z.B. Shell & ARAL) Ladeinfrastruktur, meistens als Ultra – Schnelllader. Oft sind in der Nähe Einkaufsmöglichkeiten, sodass man hier das Laden mit dem Einkauf verbinden kann.

Bequemlichkeit einzelner ist kein Geschäftsmodell

In Städten und Metropolen wird Infrastruktur gern pauschal gefordert, allerdings stellen sich hier die meisten Probleme ein. Klar ist heute außerdem, dass die meisten Standorte nicht wirtschaftlich sein werden. Das liegt auch daran, weil der Anspruch und die Wirtschaftlichkeit kaum möglich sind. Eine Kommune muss nicht die notwendige Infrastruktur subventionieren – ein Betreiber hat Interesse an vielen Ladevorgängen nicht aber daran, dass Ladestationen zugeparkt werden und damit nicht zu nutzen sind. Völlig klar sollte aber auch jedem, dass der laufende Betrieb von Ladesäulen ziemlich teuer ist.

Förderungen für den Ausbau werden steigen

Alle EU-Staaten sollen aber zu einem drastischem Ausbau der Ladeinfrastruktur für Pkws und Lkws verpflichtet werden. Die Vorgaben sollen schon von 2025 an für wichtige europäische Schnellstraßen gelten. Die neuen Förderungen genau dafür sind aktuell auf dem Weg, derzeit noch in der beihilferechtlichen Prüfung durch die EU – Kommission.

Der Entwurf für die Verordnung zur Infrastruktur für Elektrofahrzeuge enthält auch genaue Vorgaben dazu, wie leistungsstark die Ladestationen in den Jahren 2025, 2030 und 2035 sein müssen, um ein schnelles Aufladen möglichst vieler Fahrzeuge zu ermöglichen. Die Mitgliedstaaten sollen zudem sicherstellen, dass die Bedienung nutzerfreundlich ist, die Preise transparent sind und eine reibungslose Bezahlung möglich ist. Die neuen Vorgaben sollen eine bestehende EU-Regelung ersetzen, die zwar schon Ziele für den Infrastruktur vorgibt. Die sind aber deutlich niedriger. Spannend.

Standortfrage und Praktikabilität

Die meisten denken zu einfach. So heißt es häufig pauschal: Ich wohne in der Straße X und genau dort muss, am besten an der eigenen Haustür eine Ladestation verfügbar sein. Es ist nur sehr eingeschränkt realistisch. Möglicherweise könnte sogenanntes “Laternenladen” eine Lösung sein. Allerdings zeigt sich hier auch die Standortfrage der Laternen oft als Problem, denn sie stehen selten direkt an der Straße. Ein Kabel über den Gehweg ist weder praktisch noch geduldet und so macht es nur eingeschränkt Sinn, wenn durch Blockier – Gebühren von Anbietern (z.B. EnBW, Maingau u.a.) nach max. 4 Stunden eine “Strafe” zum Ladevorgang fällig wird. Wir glauben, dass es mehr Sinn macht beim Einkaufen, bei Aktivitäten usw. z.B. auf dem Parkplatz eines Supermarktes über Nacht zu laden. Auch das schnelle Laden zwischendurch ist dann alltagstauglicher. Es geht aber vielfach noch einfacher. Derzeit wird viel experimentiert. Unser ganzen Team ist oft ziemlich sauer und erschrocken wie schlecht viele Ladesäulen aufgebaut werden. Nicht aus Sicht eines E-Auto Fahrers. Wenn, dann soll es doch Sinn machen und genutzt werden oder? Die Standortfrage wird sehr häufig völlig unterschätzt, offensichtlich auch oft nicht berücksichtigt!

Das Laden am Arbeitsplatz

Nur für drei Prozent der befragten E-Auto Nutzer ist das Laden am Arbeitsplatz am wichtigsten. Warum wird diese Möglichkeit so wenig genutzt?

Eine Spezialität von emobicon: Das Laden der Stromer auf dem Parkplatz während der Arbeit. Meistens staatlich gut gefördert, oft kostenfrei für Mitarbeiter nutzbar und dieses „Guddi“ vom Chef ist auch – ganz klar – ein Imagefaktor. Für Mitarbeiter, aber auch Besucher und als Außenwirkung nicht zu unterschätzen. Da wo wir das realisiert haben, funktioniert es hervorragend. Die passenden Stationen, ein Backend, der richtige Standort, der Blick in die Zukunft, Einweisung von Mitarbeitern – fertig. Der Chef tut was Gutes, der Mitarbeiter hat Sicherheit laden zu können, insbesondere die, die nicht zu Hause laden können. Fest steht: Ist das Laden sichergestellt steigt das Interesse an Elektrofahrzeugen deutlich. Aus unserer Sicht gibt es hier deutlich erhöhten Beratungsbedarf, zum Beispiel in Form einer Umsetzungsberatung Elektromobilität. Vieles muss bedacht werden, dabei ist der technische Aufwand häufig deutlich geringer als gedacht. Das Verstehen des rechtlichen und steuerrechtlichen Anspruches ist dafür höher. Wir kümmern uns sogar um Anmeldungen, die komplette Umsetzung und natürlich die richtige Förderung. Und es lohnt sich, nicht zuletzt durch die THG-Quote für Ladesäulen.

Tiefgaragen und Parkhäuser sind Fluch und Segen

Öffentliche Tiefgaragen und Parkhäuser tun sich ebenfalls schwer. Es gibt zahlreiche Standorte, die aber oft schlecht umgesetzt sind. Die Fahrtrichtung passt nicht zum Standort der Ladestation, zu enge Parkplätze, nicht beachtete Konnektivität der Ladestation und sogar unzureichende Beschilderung und Markierung behindern mehr als sie Sinn machen. Dazu kommen nicht selten Falschparker, die offensichtlich oft aus Bequemlichkeit oder Dummheit Lademöglichkeiten blockieren oder als Stromer getarnt an einer Ladestation stehen, ohne zu laden. Es ist noch viel Aufklärung nötig, aber wir sind guter Dinge, dass das immer besser wird.

Und während sich Kommunen häufig schwertun, viele Stadtwerke immer noch im Dornröschenschlaf sind macht es für einzelne Unternehmen Sinn Infrastruktur aufzubauen. Sei es der Sportclub, das Einkaufszentrum, das Hotel oder Schwimmbad, das Kino, Bäckerei und Cafés. Der Automobilhandel tut sich schwer, oft zugeparkte Ladestationen, obwohl diese eigentlich öffentlich nutzbar wären. Sie werden nicht selten als Eigentum dargestellt, für Vorführer. Touristische Hotspots scheinen jetzt erst zu verstehen, dass Besucher auch mit Elektrofahrzeugen kommen. Hier passiert derzeit viel.

Die Herausforderungen sind groß

Viel ist schon da, noch mehr entsteht, aber man tut sich immer noch schwer, denn das Wissen um den optimalen Standort, die Herausforderungen, Förderungen, das Handling hält davon immer noch ab. Die Vorteile werden noch zu selten gesehen. Der bürokratische Aufwand kann schon enorm sein und auch die passende technische Lösung wird häufig unterschätzt.

Nutzen Sie die zahlreichen Experten am Markt, z.B. emobicon. Schauen Sie in die Zukunft, denn die wird bekanntlich auch elektrisch werden.  Eine Ladestation muss nicht umsonst nutzbar sein, aber sollte sich am Bedarf und der Praktikabilität orientieren.

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