Es ist keine Zauberei und es sind keine Fakenews. Es ist Tatsache wenn ich sage, dass mein Ladevorgang im Alltag nur Sekunden dauert. Und das ist nicht nur bei mir so, sondern selbst bei denen die das erst verstehen werden, wenn Sie diesen Magazin Beitrag gelesen haben. Und es spielt keine Rolle ob Kleinwagen oder Elektrotransporter. Fest steht: Die meisten denken zu groß, zu kompliziert und völlig falsch wenn es um das Aufladen von Elektrofahrzeugen geht. Ich betone bewusst, dass wir bei der öffentlichen Ladeinfrastruktur sicher noch keine Perfektion haben, aber es geht viel einfacher als die meisten denken. Das sogar dann, wenn man kein TESLA hat, der am Supercharger nachladen kann.
Eine Sache von Sekunden
Mythen, Fakenews, falsche Informationen und Journalisten, die immer scheitern beim Versuch mit einem Elektrofahrzeug von A nach B zu kommen. Das kennen wir ja bereits. Und gerade das Thema Aufladen von Elektrofahrzeugen ist stets im Fokus. Angeblich ist es so schlecht und dieses und jenes geht angeblich nicht. Dabei möchte ich einmal den Fokus auf den Alltag mit einem Elektrofahrzeug lenken, denn in der Argumentation wird zu oft falsch gedacht.
Ja, nicht jeder kann derzeit zu Hause laden. Das schränkt durchaus ein. Nicht zwingend ist das ein Ausschlusskriterium, denn warum muss jeder eine eigene Ladestation haben? Immer mehr Unternehmen bietet Ihren Mitarbeitern Lademöglichkeiten an. Oft gefördert bieten sie einen Mehrwert für Mitarbeiter, die Ihr Modell während der Arbeitszeit nachladen. Das sogar gefördert und gewollt, denn das Laden ist zunächst kostenfrei für den Arbeitnehmer. Ich betone das Nachladen. Denn im Alltag sind es meistens wenige Kilometer von zu Hause zum Job und wieder zurück. Und selbst weitere Alltagstouren im urbanen Bereich sind meistens überschaubar. Das heißt schlussendlich, dass der eigentliche Strombedarf im Alltag viel geringer ist und damit auch die Ladezeit, als die meisten denken. Warum aber denkt man immer so groß? In meinem Job als Projekt Planer und Coach bei emobicon fahre ich nur und ausschließlich elektrisch – auch privat und das schon seit Jahren. In meinem Alltag passiert nämlich folgendes: Ich fahre in unsere Firma, parke, schließe meinen Stromer an die Wallbox – fertig. Wenn ich wieder fahre löse ich das Ladekabel und ich fahre. 2 Akte die wenige Sekunden dauern. Ist doch logisch: JEDES Fahrzeug steht mehr, als es fährt.
Der Alltag zu Hause und unterwegs
Und wenn ich Büro Tage habe und nicht unterwegs bin ist mein Alltag, wie bei so vielen definiert. Aufstehen, arbeiten gehen, Feierabend. Wenn nötig muss ich noch einkaufen, vielleicht mal zu Freunden in der Nähe, Kinder abholen oder zur Freizeit fahren, manche machen noch etwas Sport usw. All das ist Alltag und überschaubar. Es findet in der Region statt in der ich wohne, oder? Fahre ich raus zu unseren Kunden sind die Strecken unterschiedlich lang. Es kann auch mal eine Tagestour durchs Land sein. Ja, dann muss ich an einen Schnelllader und selbst da ist sooft nicht verständlich, welches Chaos angeblich herrscht. Und ich weiß von was ich schreibe, denn ich fahre bereits seit Jahren nur elektrisch und rund 80.000 km im Jahr. Einmal laden, je nach Fahrzeugmodell und seinen technischen Möglichkeiten wird ohnehin eingeplant und ist kein Umstand, denn nach 350 – 400 km Strecke ist eine Pause, auch bei mir als Fahrer nötig. Berufskraftfahrer müssen auch alle 4 1/2 Stunden eine Pause machen. Was da teilweise für Dramen aufgerufen werden ist mir oft suspekt. Es gibt zu allem auch Ausnahmen. Jemand der glaubt, dass jeder Umstand berücksichtigt werden kann ist nicht realistisch. Ich kann und darf sagen: Das wird nie kommen. Muß es auch nicht.
Realität muss und darf auch Realität bleiben
Das „Ja, aber…“ kennen wir. Warum wird das Exotische, nicht im Alltag befindliche zuerst gedacht und angeführt? Es ist doch dämlich! Die gelegentliche lange Strecke kommt sooooo selten vor. Das ist die Realität. Weiter sage ich auch: Mit dem neuen Klimaschutzgesetz werden wir unendlich viele Maßnahmen erleben und damit eine komplette Änderung der Mobilität. So oder so. Das geht nicht von heute auf morgen – dafür wurde schon auf politischer Ebene versagt.
Ich darf mal weiter realistisch sein: NEIN. Es wird keine Ladestation für jeden im Alltag zur Verfügung stehen – muß es auch nicht. NEIN, es wird nicht jeder Parkplatz mit Ladestationen ausgestattet werden und NEIN, wir werden niemals ein perfektionistischen Status bekommen der ziemlich unrealistisch in manch einem Kopf herumgeistert.
Der Alltag kann einfach sein
In den nächsten Wochen geht es wieder los: Coaching im Automobilhandel. Wir sind unterwegs im ganzen Land. Wir fahren voll elektrisch dort hin, übernachten im Hotel, haben einige Stunden Coaching beim Händler vor uns und weiter geht es zum nächsten Händler, oder wieder nach Hause. Hotels, die wir nutzen haben fast immer eine Ladestation. Man kann es sich mittlerweile aussuchen. Ist es unklar, rufe ich vor der Buchung dort an. Das ist auch Alltag. Alle Buchungsplattformen bieten bereits die Filterauswahl und bei uns immer problemlos. Während des Aufenthaltes und der Übernachtung lädt der Stromer. Auch hier eine Sache von Sekunden und damit auch kein Umstand.
Die letzten Wochen war ich viel auf unseren Baustellen, wo wir Ladeinfrastruktur aufbauen. Es funktioniert und für mich selber gibt es da keine Probleme. Aber kommen wir mal zu dem angeblichen Ladekarten Chaos.
Ladekarten Kollektionen sind nicht mehr nötig
Je nach Region und realistisch abgebildeten Fahrstrecken und Fahrmustern braucht man heute nur noch wenige Ladekarten, also Zugänge, um eine Ladestation freizuschalten. Ich selber nutze derzeit 2 Zugänge. EnBW und innogy. Und nur als Information nebenbei: Wir haben keine geschäftliche Verbindung zu den beiden Anbietern, falls man uns Werbung unterstellen möchte. Damit kommen wir gut und problemlos (!!!) durchs Land. Meine Routen lassen sich entsprechend vorplanen, auch das ist nur eine Sache von Minuten. Nehme ich unser Model 3 von TESLA habe ich ja noch den Zugang zum Supercharger-Netz, aber für die Coachings sind wir mit unterschiedlichen Modellen der Hersteller unterwegs, die wir weiterbilden sollen.
Erschreckend ist eher die Tatsache, dass viele Händler Ihre Kunden oft mit diesem Thema alleine lassen und dann entsteht eben Chaos. Zugänge gibt es viele – aber welcher alltagstauglich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Keiner kann etwas für eine falsche Entscheidung, dabei ist es aber viel einfacher, als die meisten denken. Ja, es kann nötig sein, dass man mal in Regionen fährt dessen Alltagszugang (noch) nicht funktioniert. Das ist aber die Ausnahme. Die Realität ist bei den meisten viel einfacher, als sie zugeben oder selber darstellen. Das ist Fakt.
Ich bleib dabei: Zugang per Kreditkarte wird sich nicht durchsetzen, auch wenn es für die meisten so einfach klingt. Hier sind aber noch zu viele Fragen offen. Es beginnt beim Eichrecht und endet bei der Transparenz, die nicht definiert ist. Zusätzlich kommt aber auch dazu: Die Kosten. Haben wollen immer alle alles, aber zahlen will man das nicht. Es verstehen nur die Anbieter – aber nur wenige Nutzer. Nur mal so unter uns: Die Kosten sind echt hoch, damit muss man dann und wann und für bestimmte Services Geld bezahlen.
„PLUSMINUS“ Bericht zum Ladechaos
Und ich möchte auch noch auf den TV-Bericht vom ARD Magazin „Plusminus“ vom 12.5.2021 eingehen. Ich wusste wirklich nicht, ob ich lachen, weinen oder wütend sein soll.
Ein Professor (für was auch immer) mit einem Plug-In Modell von Daimler als Aufmacher zu nehmen, um dann auf eine Geschichte zum IONITY Laden, also Schnellladen zu kommen ist schon merkwürdig. Dann aber eine Fahrerin eines ID.3 von Volkswagen zu nehmen die per Ad hoc Ladefunktion 0,79 Cent pro Kilowattstunde am HPC Charger zahlen soll ist schon dreist. Denn es wird in diesem Bericht nicht erwähnt, dass VW mit diesem Fahrzeugmodell eine Ladekarte anbietet, mit dem das Laden nur noch die Hälfte kostet. Dann aber wäre ja die Behauptung hinfällig gewesen, dass das Tanken günstiger ist als das Laden an dieser Station und unter diesen Umständen. Ok, bei IONITY wissen wir: Viel Schein, wenig sein, zumindest das Ausbremsen mit diesen Ad hoc Preisen ist nicht akzeptabel. Auch die Behauptung in dem Bericht, dass EnBW nur „wenige Schnellladestationen an Autobahnen“ hat stimmt einfach nicht. Ich wollte das nur noch einmal erklären, wie manipuliert, mangelhaft auch dieser Bericht ist. Zum Abschluss noch einmal unsere Einschätzung. JA, es ist nicht alles perfekt. Muss es auch nicht, weil es sich entwickeln darf. Es gibt noch eine Menge zu tun, aber pauschal immer nur drauf zu hauen ist genauso falsch. In meinem Job setze ich mich täglich mit den Facetten der Elektromobilität auseinander. Ich fahre nicht nur elektrisch, sondern wir bauen auch Infrastruktur für unsere Kunden auf. Wir sind also im Thema. Es ist doch völlig klar: Ich würde nicht schon seit 8 Jahren elektrisch fahren, wenn es nicht immer besser funktionieren würde. Dazu stehe ich auch.
Wir erleben natürlich auch einen sehr hohen Beratungsbedarf bei unseren Kunden und erleben natürlich auch beim Automobilhandel, dass dort viele Fragen unklar erscheinen und die Verkäufer sich schwer tun bei der Beratung Ihrer Kunden.